Washington. Ein US-Team glaubt, nach 75 Jahren das Rätsel um die Luftfahrt-Pionierin Amelia Earhart lösen zu können. Sie war damals wenige Stunden nach dem Start mit ihrem zweimotorigen Flugzeug spurlos im Pazifik verschwunden. Bisher konnten keine gefundenen Wrackteile ihrer Maschine zugeordnet werden.
Als Amelia Earhart am 2. Juli 1937 in Papua-Neuginea die kleine zweimotorige Lockheed 10 Electra bestieg, wie immer mit zerzausten Haaren und der hinreißend sympathischen Zahnlücke, schaute Amerika so gebannt hin wie später bei der ersten Mondlandung. Nie zuvor hatte eine Frau die lange Äquatorroute gewählt, um als Pilotin die ganze Welt zu umrunden.
Was mit einem Eintrag für die Ewigkeit in den Geschichtsbüchern der Luftfahrt schließen sollte, endete für die damals 39-Jährige mit dem Tod. Und für Luftfahrtfreunde mit einem Mysterium. Wenige Stunden später verschwand Earhart samt Flugzeug und Navigator Fred Noonan nach mehreren Funksprüchen, die auf Treibstoffmangel und technische Probleme hindeuteten, spurlos.
64 Flugzeuge suchten den Südpazifik ab
Präsident Roosevelt schickte 64 Flugzeuge und einen ganzen Flottenverband in den Südpazifik, um die seit ihrer Atlantik-Überquerung 1932 zu Weltruhm gekommene Rechtsanwalts-Tochter aus Boston zu suchen. Wochenlang. Vergebens. 75 Jahre danach glaubt eine Expertengruppe aus Wissenschaftlern, Historikern und Luftfahrt-Technikern einen neuen Anhaltspunkt gefunden zu haben, um das in Liedern, Büchern und Filmen bis heute immer wieder thematisierte Rätsel um die berühmteste Pilotin ihrer Zeit zu lösen.
Fotos sollen Teil des Fahrwerks zeigen
Neu ausgewertete Fotos sollen beweisen, dass Earhart, sinnigerweise "air"-hart gesprochen, im heutigen Kiribati-Atoll abgestürzt ist. Wie Ric Gillespie, Leiter des Teams, das sich im Juli zehn Tage lang mit allerlei Hightech in den entlegenen Pazifik-Winkel begeben wird, gestern bei einer hochkarätigen Konferenz in Washington berichtet, gibt es „starke“ Hinweise darauf, dass auf den Fotos von damals ein Teil des Fahrwerks des kleinen Flugzeugs zu sehen ist, mit dem Earhart an jenem Tag zu den Howard Inseln fliegen wollte.
Robert Ballard, Entdecker der Wracks der „Titanic“ und der „Bismarck“ spricht sogar von einer „smoking gun“, von einem „rauchenden Colt“, den man in den Händen halte. Gleichzeitig warnen die Forscher geschäftsmäßig vor überzogenen Erwartungen. Sämtliche Suchexpeditionen in das Gebiet verliefen bisher erfolglos.
Fehlende Wrackteile lassen Verschwörungstheorien blühen
Anders als bei dem Piloten und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry, dem 1944 über dem Mittelmeer verschollenen Vater des "Kleinen Prinzen", konnten bisher keine gefundenen Wrackteile eindeutig der Maschine Earharts zugeordnet werden. Was bis heute die Verschwörungstheorien blühen lässt.
Eine davon besagt, dass die Japaner „Lady Lindy“, wie Earhart in Anlehnung an den Piloten Charles Lindbergh gerufen wurde, entführt haben sollen, weil sie sich im Auftrag Roosevelts absichtlich verflogen haben soll, um Stützpunkte der Japaner auszukundschaften.
Hillary Clinton unterstützt die Rekonstruktion des Unglücks
Amerikas Außenministerin Hillary Clinton, deren Haus die Rekonstruktion des Unglücks diplomatisch nach Kräften unterstützt, will sich an diesen Gedankenspielen nicht beteiligen. Für sie ist Amelia Earhart Vorbild und Inspiration. „Sie gab den Menschen in einer schwierigen Zeit Mut“, sagte Clinton, „und ermutigte sie, großen, stolzen Träumen zu folgen.“