Berlin. . Neue Umfragen zeigen, was sich Sechs- bis Zwölfjährige wünschen. Dazu gehören vor allem mehr Zeit zum Spielen und Gesundheit. Jeder Zweite klagt über zu viel Druck in der Schule. 40 Prozent aller Eltern gaben an, einen gelegentlichen Klaps auf den Po für ein adäquates Erziehungsmittel zu halten.
„Wir lassen uns von euch doch nicht die Laune verderben!“ So sind Kinder. Klammern sich ans Glück, leben vom Optimismus, glauben an die Zukunft. Doch der Druck, unter dem die Erwachsenen stehen, kommt längst bei ihnen an. In Form von Sorgen, seelischer und körperlicher Gewalt. Zwei neue Studien zeigen, wie sich Sechs- bis Zwölfjährige heute fühlen – zwischen Lebensmut und wachsenden Ängsten.
Es klingt fast lebensweise
Über 700 Schulkinder zwischen sechs und zwölf Jahren hat das Münchner Forschungsinstitut Iconkids & Youth befragt. Die wichtigste Zutat für ein glückliches Leben klingt fast zu lebensweise, um aus Schülermund zu kommen: „Gesund sein“ wollen 93 Prozent der Kinder.
Ebenfalls sehr wichtig für die Sechs- bis Zwölfjährigen sind Eltern, die Zeit für sie haben und Freunde, die ihnen nicht in den Rücken fallen. Drei von vier Kindern wünschen sich heute vehement, „dass Kinder nicht so gemein zueinander sind“ – ein Anstieg von 50 Prozent gegenüber 2006. Neun von zehn Kindern finden es wichtig, „dass jeder Mensch mindestens einen guten Freund hat“.
Kinder wünschen sich mehr Zeit zum Spielen
In ihren Träumen für die Zukunft mischen die Sechs- bis Zwölfjährigen Bullerbü mit Glamour: Neun von zehn Kindern träumen von einem „Haus mit Garten und vielen Tieren“ und wünschen sich dazu „viel Geld für Autos und Reisen“. Sie ahnen längst, dass solche Ziele nicht ohne Leistung zu erreichen sind – aber bitte nicht auf Kosten der Kindheit! Jeder Zweite klagt über Druck durch die Schule: „Vor lauter Lernen habe ich kaum noch Zeit für andere Dinge, die ich gerne mache.“ Zum Beispiel? Immerhin zwei Drittel wünschen sich: „Mehr Zeit zum Spielen!“
Nahezu alle Kinder halten ihre Eltern für „die besten Eltern, die ich mir vorstellen kann“. Dennoch ist ihnen das Leben manchmal zu eng. Zwei von drei Kindern sagen: „Ich wünsche mir, dass mir meine Eltern mehr zutrauen und ich mehr selbst machen darf.“ Gleichzeitig wollen deutlich mehr Kinder schnell erwachsen werden als noch vor fünf Jahren. Axel Dammler von „Iconkids & Youth“ hat die Eltern als Verursacher im Verdacht. Diagnose: überbehütende Mütter und Väter. Kinder bräuchten zum Großwerden Risiken und Abenteuer, Kletterbäume und Unterholz. Und Bereiche, wo die alles kontrollierenden „Helikopter-Eltern“ keinen Zugriff hätten.
Übertriebene Fürsorge hier, Kontrollverlust dort: Noch immer muss die Hälfte der Kinder in Deutschland einer neuen Forsa-Studie zu Folge damit rechnen, gelegentlich geschlagen oder geohrfeigt zu werden. Zehn Prozent der befragten Eltern geben ab und zu ohrfeigen, 40 Prozent geben gelegentlich einen Klaps auf den Po, immerhin vier Prozent verprügeln ihre Kinder regelrecht. Viel häufiger allerdings sind „körperlose“ Strafen: Niederbrüllen, auf den Tisch hauen, das Kind schütteln. Besonders quälend: Ein Viertel der Eltern bestraft seine Kinder durch Liebesentzug, stunden- oder sogar tagelanges Schweigen.
Stress führt zu Gewalt
Häufigste Ursache für den Gewaltausbruch ist der Umfrage zu Folge Stress im Leben der Eltern und ungezogenes Verhalten der Kinder: In der Hälfte der Fälle seien die Kinder „unverschämt“ gewesen, öfter auch „ungehorsam“ oder „aggressiv“ gegen Eltern und Geschwister.
Väter sind laut Studie nicht gewaltbereiter als Mütter, Eltern mit hohem Bildungsgrad nicht weniger auffällig als solche mit niedrigem. Bemerkenswert ist allerdings, dass Eltern mit Abitur etwas häufiger Ohrfeigen erteilen und Eltern mit Hauptschulabschluss eher auf den Po schlagen.