Rom. Erst die Katastrophe mit der „Costa Concordia“ vor der toskanischen Küste, jetzt ein Brand an Bord der „Costa Allegra“ vor den Seychellen: Der Kreuzfahrtkonzern kommt nicht aus den negativen Schlagzeiöen. „Als läge ein Fluch über uns“, hört man aus dem Krisenstab in der Konzernzentrale.

„Costa ist ein hochsolides Unternehmen. Wir werden nicht scheitern. Die Medien haben uns zunichte gemacht. Aber wir werden hart an unserem Ruf und unserer Marke arbeiten.“ So sagte es der Chef des Kreuzfahrt-Riesen, Pierluigi Foschi, noch Mitte Februar. Damals lag die Havarie der „Costa Concordia“ vier Wochen zurück.

Jetzt, diesen Montag vor den Seychellen, hat es auf der „Costa Allegra“ gebrannt. Und aus der Genueser Konzernzentrale, wo derselbe Krisenstab wie vor sieben Wochen gleich den nächsten Unglücksfall zu bewältigen hat, hört man nur mehr: „Ein furchtbares Zusammentreffen. Als läge ein Fluch über uns.“

Costa ist der größte Kreuzfahrtkonzern Europas

Costa – das ist der größte Kreuzfahrtkonzern Europas. Zwei Millionen Urlauber, so viele wie nie zuvor, haben sich auf dessen 14 Schiffen vergangenes Jahr über die sieben Weltmeere schippern lassen, 504 Millionen Euro an Gewinn sind davon in Genua hängen geblieben. Costa und die anderen Marken des amerikanischen Konzerns Carnival decken allein die Hälfte eines noch immer stark wachsenden Weltmarktes ab, und selbst die spektakuläre Havarie der „Costa Concordia“ schien der Branche nicht weiter geschadet zu haben: Die Buchungen, so hieß es, hätten sich „nur verlangsamt“, seien aber nicht eingebrochen.

Wie weit sich das nun nach dem Brand auf der „Costa Allegra“ ändert, wagte am Dienstag in Italien keiner vorherzusagen. Costa selbst ließ nur mitteilen, man richte aktuell alle Aufmerksamkeit auf das Drama vor den Seychellen. Die Zukunft der Marke und des Konzerns, das kommt später an die Reihe – unausweichlich. Der Verlust von mehr als einer Milliarde Euro, den Costa für den Totalschaden an der „Concordia“ sowie für Rettung, Bergung, Schadenersatz und Entsorgung in die Bücher schreiben muss, ist dabei nur das erste Kapitel.

Tanks der Costa Concordia weitgehend leergepumpt

Doch während die „Costa Allegra“ am Dienstag – mit ausgebrannten Motoren, manövrierunfähig, ohne Strom, ohne Klimaanlage, die Kabinen nicht benutzbar – auf hoher See zum Haupthafen der Seychellen-Inseln geschleppt wurde, stellt sich die Lage auf der italienischen Isola del Giglio vergleichsweise entspannt dar.

Nur sieben Tage haben die Spezialfirmen Smit und Neri gebraucht, um die sechs großen Tanks am Bug der „Concordia“ leerzupumpen; von den 2380 Tonnen Treibstoff an Bord sind allein auf diese Weise mehr als die Hälfte unschädlich gemacht worden.

In weiteren sieben Tagen haben die weltweit gefragen Havarie-Experten auch vier der sechs kleineren Tanks im Heck geleert. Die drei restlichen sind nach offiziellen Angaben nur über die versunkenen Teile des Schiffsinneren, also viel schwerer zu erreichen. Wie auch immer: In zwei Wochen könnte – wenn alles so programmgemäß läuft wie bisher – der Öl-Alarm für die Insel abgeblasen werden.

Wrack soll womöglich fortgeschleppt werden

Auf die Taucher der Feuerwehr indes warten menschlich noch belastendere Aufgaben: Sie haben zwar bereits 25 Tote aus dem Wrack gezogen; weitere sieben Leichen aber müssen in der „Concordia“ noch gesucht und geborgen werden.

Wie es weitergeht, bleibt offen. Costa und der italienische Zivilschutz versprechen alles zu tun, um das Wrack als Ganzes fortzuschleppen. Das würde der kleinen Insel, die praktisch nur vom Tourismus lebt, das mindestens ein Jahr dauernde Ausräumen des Schiffs, die damit verbundenen Mülltransporte und anschließend das Zersägen des Wracks ersparen. Ob dieser Plan technisch aufgeht, ist allerdings noch nicht gesagt.