Essen. Am Wochenende sinken die Temperaturen auf bis zu minus 20 Grad. Eine Besserung des Wettertrends ist in den kommenden Tagen nicht in Sicht. In Osteuropa sind bereits über 100 Menschen erfroren. Auch in Deutschland gab es die ersten Opfer.

Am Wochenende wird es in Nordrhein-Westfalen noch kälter werden. Nach ein wenig Schneefall am Freitag auch im Tiefland können die Temperaturen im Sauerland und Siegerland am Samstag und Sonntag nachts auf bis zu minus 20 Grad Celsius fallen, sagte Karl-Heinz Nottrodt vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Essen.

In ganz NRW wird dann jedoch die Sonne scheinen, sagte er weiter. In den Städten des Rheinlandes werde es wohl am wärmsten sein, etwa minus vier bis fünf Grad erwartet der Meteorologe dort am Tag. In den Innenstädten des Ruhrgebiets werden die Temperaturen sich bei rund sechs bis acht Grad Minus einpendeln. Im Bergland wird es tagsüber bei minus zehn Grad bleiben, nachts fällt das Thermometer dort auf bis zu minus 20 Grad, wie Nottrodt sagte.

Mildere Temperaturen vorerst nicht in Sicht

Gut eine Woche nach Beginn der Kältewelle sind mildere Temperaturen bundesweit nicht in Sicht. In der Nacht zu Donnerstag wurden erstmals in diesem Winter in ganz Deutschland zweistellige Minusgrade gemessen. Und der Wettertrend für die kommenden acht Tage zeigt nach DWD-Angaben keine Besserung. In der Nacht zu Samstag werde vorerst der "Kältetiefpunkt" mit flächendeckend minus 20 Grad im Osten erreicht. Deutschlandweit am kältesten war es in der Nacht zu Donnerstag in Marienberg im Erzgebirge. Dort fiel die Temperatur auf minus 21 Grad. Den bisher kältesten Februar gab es nach Angaben des Hamburger Instituts für Wetter- und Klimakommunikation (IWK) in Deutschland 1956. Damals lag die durchschnittliche Temperatur bei minus 9,6 Grad.

Wegen der anhaltenden Kälte plädierte der Sozialminister Nordrhein-Westfalens, Guntram Schneider (SPD), für unkonventionelle Hilfe für Obdachlose. In öffentlichen Einrichtungen, U-Bahnschächten oder im Eingangsbereich von Einkaufshäusern sollten die Wohnungslosen toleriert werden, auch wenn die Vorschriften dagegen sprächen, sagte der Minister in Düsseldorf. Bei den eisigen Temperaturen brauchten Menschen ohne Obdach besonderen Schutz und Solidarität der Gesellschaft.

Zahlreiche Menschen erfroren

In Osteuropa leiden die Menschen am stärksten unter dem strengen Frost. Nach heftigen Schneefällen und Stürmen wurden in Serbien am Donnerstag bis zu 11.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. In ganz Osteuropa stieg die Zahl der Kältetoten auf 122 an. Am Vortag waren es noch 79 Opfer gewesen. Seit etwa einer Woche dominiert die Kaltfront das Wetter in Osteuropa und sorgt für Temperaturen bis minus 30 Grad. Vor der rumänischen Küste fror das Wasser des Schwarzen Meeres. Es schneit sogar auf Inseln vor der Küste Kroatiens in der Adria. In Bulgarien meldeten 16 Städte die tiefsten Temperaturen seit 100 Jahren.

Auch in Deutschland starben am Donnerstag zwei Männer aufgrund der eisigen Temperaturen. In Magdeburg ist ein 55-Jähriger Obdachloser offenbar erfroren. Der Mann war am Donnerstagmorgen leblos auf einer Bank liegend gefunden worden. Auch ein seit Mittwoch als vermisst gemeldeter Mann aus dem niedersächsischen Landkreis Hameln-Pyrmont starb wohl aufgrund der Kälte. Ein Spaziergänger habe die Leiche des 69-Jährigen am Donnerstagvormittag auf einem Feldweg neben seinem Rollator entdeckt, teilte die Polizei mit. In Sachsen griff die Polizei drei stark unterkühlte Männer auf. Bereits am Montag war eine 55 Jahre alte Fußgängerin aus Brandenburg nach dem Sturz in einen Wassergraben erfroren.

So hält sich Essen warm

Andreas Seegenschmiedt (23):
Andreas Seegenschmiedt (23): "Ich habe glücklicherweise gestern einen warmen Schal von meiner Mutter geschenkt bekommen. Den trage ich nun. Dazu noch Mütze und Handschuhe und wenn es so richtig, richtig kalt ist, am besten noch Ski-Unterwäsche. Zwischendurch wärmt ein Kaffee." Foto: Olaf Fuhrmann © WAZ FotoPool
Anna-Maria Sumic (34):
Anna-Maria Sumic (34): "Vorgestern habe ich zu Hause gebacken. Da habe ich die Backofentür anschließend absichtlich weit offen stehen lassen, um die Wärme heraus zu lassen. Auch gut gegen Kälte wirkt, viele Kerzen anzuzünden. Und man sollte besonders dicke Wollsocken tragen."Foto: Olaf Fuhrmann © WAZ FotoPool
Tio Pepe (50):
Tio Pepe (50): "Ganz ehrlich, ich versuche bei diesem Wetter so wenig wie möglich draußen zu sein. Mir ist das zu kalt. Stattdessen gehe ich lieber irgendwo hinein. Und am Abend trinke ich dann ein Gläschen Rotwein oder zünde mir ein paar Kerzen an. Die wärmen auch." Foto: Olaf Fuhrmann © WAZ FotoPool
Thomas und Christina Ciceaski:
Thomas und Christina Ciceaski: "Bei uns zu Hause fiel vor Kurzem drei Tage lang die Heizung aus. Wir haben uns zu Hause auf die Couch gesetzt und uns unter einer einer Wolldecke gewärmt. Kuscheln ist ein sehr gutes Rezept gegen diese Eiseskälte." Foto: Olaf Fuhrmann © WAZ FotoPool
Marie Hellmann (21):
Marie Hellmann (21): "Was ich mache, wenn mir kalt ist? Dann erinnere ich mich einfach an mein letztes Wochenende. Das habe ich in Paris verbracht. Es waren zum Glück noch 15 Grad, also war mir nicht kalt. Wenn ich an die schönen Tage zurück denke, wärmt mich das von innen richtig auf."Foto: Olaf Fuhrmann © WAZ FotoPool
Plamen Laczarov (29):
Plamen Laczarov (29): "Bei diesem Wetter sollte man oft in die Sauna zu gehen. Ich gehe regelmäßig, drei Mal in der Woche. Das ist nicht nur schön warm, sondern bringt auch den Kreislauf in Schwung. Sport ist ebenfalls ein perfektes Mittel, um sich warm und fit zu halten." Foto: Olaf Fuhrmann © WAZ FotoPool
Gudrun Dahlmann (72):
Gudrun Dahlmann (72): "Gegen die Kälte schütze ich mich mit viel Bewegung. Ich bin oft draußen unterwegs. Wichtig ist, dass die Füße warm sind. Mein Tipp: Einlegesohlen und dicke Socken. Ich mache viel Sport. Ein gesunder fitter Körper friert nicht so schnell." Foto: Olaf Fuhrmann © WAZ FotoPool
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