Offenbach. Das sibirische Hoch “Cooper“ hat Europa weiter fest im Griff. In Deutschland bleibt es bis nächste Woche noch frostig. Im Osten könnten die Temperaturen auf bis zu minus 20 Grad falllen. In Osteuropa ist die Zahl der Kältetoten derweil auf fast 80 gestiegen.
Die Deutschen müssen sich bis in die nächste Woche hinein auf eisigen Frost einstellen. "Am Wochenende werden im Osten des Landes in den Nächten und in den Morgenstunden verbreitet minus 20 Grad erreicht", sagte Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Mittwoch. "Bei mäßigem Wind in den Niederungen können die gefühlten Temperaturen sogar auf bis zu minus 30 Grad sinken", fügte Malewski hinzu. Milderes Wetter sei bis zu Beginn der nächsten Woche noch nicht in Sicht.
Die Temperaturen bleiben in den kommenden Tagen in ganz Deutschland im Tiefkühlbereich. Am Donnerstag und Freitag erreichen sie im Osten zwischen minus 10 und minus 12 Grad. Nach Westen hin wird es mit minus drei bis minus fünf Grad etwas milder. Dabei scheint größtenteils die Sonne.
Rettungsaktion für eingeschneite Dörfer in Serbien und Bosnien
Grund für die weiter sinkenden Temperaturen ist laut Malewski eine Kaltfront, die derzeit über Polen liegt und langsam nach Deutschland zieht. Bereits in der Nacht zum Mittwoch seien in Polen gebietsweise minus 23 Grad gemessen worden, sagte Malewski. Diese Kälte komme nun nach Deutschland. Mit minus 15,6 Grad war es am Großen Arber im Bayerischen Wald in der Nacht zu Mittwoch deutschlandweit am kältesten. Im Osten habe die Temperatur verbreitet zwischen minus 11 und minus 14 Grad gelegen, sagte Malewski.
In Osteuropa fordert die Kälte derweil weiter viele Todesopfer: Die Zahl der Kältetoten stieg am Mittwoch auf 79. Allein aus der Ukraine wurden 43 Tote gemeldet. Bei den meisten Todesopfern handelte es sich um Obdachlose. In Serbien und Bosnien starteten die Behörden einen Rettungseinsatz. Dort sollten am Mittwoch Dutzende Menschen mit Hubschraubern aus schneebedeckten Dörfern in Sicherheit gebracht werden. Zudem wurden Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete gebracht.
In einigen Regionen zeigte das Thermometer Temperaturen von bis zu minus 32,5 Grad an. Die klirrende Kälte führte zu Stromausfällen und einem Verkehrschaos. Zudem blieben vielerorts Schulen und Kindertagesstätten geschlossen.
Obdachlose dürfen in der Ukraine in Kliniken bleiben
Wie das Katastrophenschutzministerium in der Ukraine am Mittwoch mitteilte, wurden 28 Menschen erfroren auf der Straße gefunden, acht starben in Krankenhäusern und sieben bei sich zu Hause. Mehr als 720 Menschen seien wegen Unterkühlung und Erfrierungen in Kliniken behandelt worden. Die Behörden richteten mehr als 1.730 Betreuungsstellen ein, in denen Obdachlose sich aufwärmen und essen können.
Die Krankenhäuser des Landes wurden angewiesen, obdachlose Patienten nach Abschluss ihrer Behandlung nicht zu entlassen, um sie vor der Kälte zu schützen, wie eine Sprecherin des ukrainischen Gesundheitsministeriums, Switlana Tichonenko, mitteilte.
Schnee legt Verkehr in Istanbul lahm
In Istanbul brach der Busverkehr bei Schneehöhen von bis zu einem halben Meter zeitweise zusammen. Am Istanbuler Atatürk-Flughafen fielen allein am Mittwochvormittag fast 90 Flüge aus. In Frankreich waren auf Korsika sowie im Südosten des Landes wegen starken Schneefalls mindestens 45.000 Haushalte ohne Strom. Auf Korsika, wo zwanzig bis vierzig Zentimeter Schnee lagen, kam es zu großen Verkehrsproblemen, Schulbusse fielen aus. In den französischen Voralpen starb ein Soldat, nachdem eine Lawine eine Gruppe von zehn Soldaten bei einer Übung mitgerissen hatte.
In Italien gab es nach heftigen Schneefällen zu Verspätungen im Zugverkehr, viele Schulen blieben geschlossen. Der Flughafen Bologna musste seinen Betrieb vorübergehend einstellen. Meteorologen erwarteten, dass die laufende Woche als die kälteste in Italien seit 27 Jahren in die Annalen eingehen wird. (dapd/afp)