Belgrad/Kiew. Die Zahl der Menschen, die wegen der Kältewelle in Osteuropa ums Leben gekommen sind, ist auf mindestens 79 gestiegen. Allein aus der Ukraine wurden 43 Tote gemeldet. Die meisten der Toten sind Obdachlose. In Bosnien und Serbien wurden Dutzende Menschen mit Hubschraubern aus eingeschneiten Dörfern gerettet.
Die harsche Kältewelle in Osteuropa kostet weitere Menschenleben. Die Zahl der Todesopfer ist am Mittwoch auf mindestens 79 gestiegen. Allein aus der Ukraine wurden 43 Tote gemeldet. Bei den meisten Todesopfern handelte es sich um Obdachlose. In Serbien und Bosnien starteten die Behörden einen Rettungseinsatz. Dort wurden Dutzende Menschen mit Hubschraubern aus schneebedeckten Dörfern in Sicherheit gebracht. Zudem wurden Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete geliefert. Auch andere osteuropäische Länder haben wegen der Kälte mit Problemen zu kämpfen.
In einigen Regionen zeigte das Thermometer Temperaturen von bis zu minus 32,5 Grad an. Die klirrende Kälte führte zu Stromausfällen und einem Verkehrschaos. Zudem blieben vielerorts Schulen und Kindertagesstätten geschlossen.
Wie das Katastrophenschutzministerium in der Ukraine am Mittwoch mitteilte, wurden 28 Menschen erfroren auf der Straße gefunden, acht starben in Krankenhäusern und sieben bei sich zu Hause. Mehr als 720 Menschen seien wegen Unterkühlung und Erfrierungen in Kliniken behandelt worden. Die Behörden richteten mehr als 1.730 Betreuungsstellen ein, in denen Obdachlose sich aufwärmen und essen können.
Ukrainischer Ministerpräsident fordert Solidarität
Die Krankenhäuser des Landes wurden angewiesen, obdachlose Patienten nach Abschluss ihrer Behandlung nicht zu entlassen, um sie vor der Kälte zu schützen, wie eine Sprecherin des ukrainischen Gesundheitsministeriums, Switlana Tichonenko, mitteilte. Ministerpräsident Nikolai Asarow forderte die Bevölkerung auf, wachsam zu sein, sich warm anzuziehen und sich gegenseitig zu helfen. „Ich appelliere an die Bürger, Unternehmen und Organisation nicht gleichgültig zu sein und denjenigen zu helfen, die sich in dieser schwierigen Zeit nicht selbst helfen können“, sagte er am Mittwoch. Seine Äußerungen kommen nach Kritik an den Behörden, die nach Ansicht einiger Experten nicht ausreichend Unterstützung für Obdachlose bereits stellten und so Schuld an der hohen Zahl an Kältetoten haben sollen.
Innerhalb von 24 Stunden starben in Rumänien sechs Menschen nach Angaben des Gesundheitsministeriums an Unterkühlung. An der Küste froren Teile des Schwarzen Meeres zu. In Bulgarien meldeten 16 Städte die kältesten Temperaturen seit mehr als 100 Jahren. In Serbien erfroren zwei Menschen, zwei weitere werden noch vermisst. Damit steigt die Zahl der Kältetoten dort auf fünf. „Die Situation ist dramatisch, in manchen Gegenden ist der Schnee fünf Meter hoch“, sagte Milorad Dramacanin, ein Teilnehmer des Rettungseinsatzes in Serbien.
Kältewelle erreicht Schweiz
Im Norden Bosniens sind nach Angaben des Katastrophenschutzes 200 bis 300 Menschen von der Öffentlichkeit abgeschnitten. Es seien vor allem ältere Menschen betroffen. Einige der Dörfer haben seit mehreren Tagen keinen Strom. In Polen starben seit Freitag bis zu 20 Menschen an der Kälte. In Russland sanken die Temperaturen auf minus 21 Grad Celsius. Bislang ist aus Moskau nur ein Kältetoter bekannt.
Die Kältewelle erreichte am Mittwoch auch die Schweiz. Im Kanton Wallis fiel die Temperatur auf minus 26,2 Grad Celsius, wie SF Meteo meldete. Es kam zu zahlreichen Unfällen auf vereisten Straßen. Zum Wochenende hin sollen nachts in den alpinen Hochtälern bis zu minus 30 Grad Celsius erreicht werden. (dapd)