Essen. . Mit fünf saß Arfa das erste Mal vor einem Computer. Mit neun lernte sie Microsoft-Gründer Bill Gates kennen. Gates erkannte das unglaubliche Potenzial des pakistanischen Mädchens - und machte sie zu seiner Mitarbeiterin. Jetzt ist Arfa an einem Herzinfarkt gestorben. Mit gerade 16 Jahren.

Es hätte eine dieser traumhaften Geschichten eines Wunderkinds werden können. So schön, wie nur das Leben sie schreiben kann. Aber sie endet einfach zu traurig. Arfa Karim Randhawa ist tot. Das Mädchen ist erst 16, als es stirbt. An einem Herzinfarkt, und das in diesem Alter. Es war ein kurzes Leben und doch so eindrucksvoll. Weil Arfa so viel konnte, so talentiert war, am Rechner ein Genie – wie kein Geringerer als Bill Gates urteilte. Er muss es wissen.

Der mächtigste Mann des Computer-Giganten Microsoft hatte die junge Pakistanerin für sich entdeckt, als diese gerade neun Jahre alt war. Da hatte sie sich ganz offiziell um eine Mitarbeit für sein Imperium beworben. Antrag angenommen, Klugheit erkannt. Das pfiffige Mädchen mit den langen schwarzen Haaren wurde über Nacht zu Microsofts jüngstem Phänomen.

Teddy und Puppen interessierten Arfa nicht

Im Alter von fünf Jahren soll Arfa im Haus ihrer Eltern erstmals an einen Computer geraten sein und gesagt haben: „Wenn man einen Knopf drückt, erlebt man magische Momente mit dieser Kiste.“ Der Zauber lässt sie nicht mehr los. Puppen und Teddys sind uninteressant, die Kleine spielt lieber Systemsteuerung. Sie drückt Tasten, kombiniert, wundert sich. So viel Spieltrieb muss gefördert werden, also melden die Eltern ihre Tochter an einem Computer-Institut an.

Wenige Jahre später, sie ist neun, philosophiert Arfa gegenüber einem der hohen Herren von Microsoft über ihre Visionen von selbstnavigierenden Autos. Ihr Wissen macht Eindruck.

Bill Gates ist beeindruckt von Arfa

Dann das erste Treffen. Der große Bill lädt die kleine Arfa in die Zentrale seiner Firma im amerikanischen Seattle ein. Sie soll sich mal ansehen, wie man Weltruhm macht. Und es ist ein Bild, das ebenso seltsam wie erfrischend rüberkommt: Ein zehnjähriges Mädchen mit Knopfaugen und Baseball-Kappe sitzt diesem autoritären Kopfmenschen gegenüber und man fragt sich, wer nun cooler guckt. Denn Bill Gates gibt sich bei dieser ersten Begegnung im Jahr 2005 extrem lässig. Er hat sein flottes Freizeithemd angezogen und grinst die Kleine an.

Wohl wissend, dass womöglich gerade die Zukunft seines Unternehmens vor ihm auf dem Sessel sitzt und mit den Beinen in der Luft baumelt. Die will er lancieren und bei Laune halten. Bloß nicht verschrecken, denn trotz ihres sagenhaften Verständnisses für Software-Entwicklungen und alles Technische ist Arfa noch ein Kind. Die Kleine gibbelt und trägt dem mächtigen Mann ein selbst geschriebenes Gedicht vor. Süß! Man bleibt in Kontakt.

Arfa Karim Randhawa fliegt mit ihrem Vater zurück nach Pakistan. Ihre Eltern wissen zwar, was in ihr steckt, aber sie wollen das Talent auch nicht verheizen. Das Töchterchen soll an seine Ausbildung denken. „Schon als sie zwei war, haben wir bemerkt, dass Arfa ein Genie ist“, sagt Vater Amjid Karim Randhawa. Auch dem Letzten muss das klar geworden sein, als Arfa im Alter von drei Jahren 1300 Reime eines 2000 Jahre alten tamilischen Gedichtes aufsagen kann.

Arfa wird ein Star und gewinnt Preise

Nach ihrer Rückkehr nach Pakistan arbeitet das Mädchen regelmäßig für den Computer-Riesen, besucht aber außerdem eine Eliteschule in Lahore, der zweitgrößten Stadt des Landes. Arfa wird ein Star. Sie gewinnt Preise für ihre Software-Lösungen, darunter die höchste Auszeichnung der Regierung Pakistans für bürgerliches Engagement. Sie ist das Gesicht eines Telekommunikations-Unternehmens und ein hübsches noch dazu. Doch sie ist auch krank.

Immer wieder wird sie von epileptischen Anfällen erschüttert, berichten pakistanische Medien. Besonders schlimm ist es im Dezember, wenige Tage vor Weihnachten. Sie erleidet einen Herzinfarkt als Folge eines Anfalls und fällt ins Koma. Bill Gates ist erschüttert, er will helfen und sein Mädchen zu amerikanischen Ärzten ausfliegen lassen. Aber es geht nicht, Arfas Zustand ist zu schlecht. Die letzten Fotos zeigen das 16-jährige Genie bettlägerig auf der Intensivstation. Angeschlossen an Schläuche, Maschinen, Computer. Offensichtlich kann die Technik nicht alles leisten, dieses Leben hat sie nicht gerettet. Arfa stirbt.