An Rhein und Ruhr. . Laserpointer sind eine zunehmende Bedrohung für den Luftverkehr. Auch Fußballer und Binnenschiffer sind betroffen. Jörg Handwerg von der Vereinigung Cockpit fordert, Laserpointer unter das Waffengesetz zu stellen. Ein normales Verbot bringe nichts.
Extrem unangenehm, als wäre ein Sandkorn im Auge, und dann ein stechender Kopfschmerz – so muss es sich anfühlen, in den Lichtstrahl eines Laserpointers zu schauen. Jörg Handwerg kennt dieses Gefühl. „Für Sekunden konnte ich überhaupt nichts sehen“, sagt er. „Dann war da ein grüner Punkt in meinem Sichtfeld, immer da, egal wohin ich meinen Blick gewendet habe.“
Handwerg ist Sprecher der Vereinigung Cockpit. Er hat an einem Versuch teilgenommen, der nachstellt, was passiert, wenn Piloten bei Start oder Landeanflug mit einem Laserpointer geblendet werden. Denn: „Laser-Attacken sind eine zunehmende Bedrohung für den Luftverkehr“, sagt Handwerg.
Laserattacke auf Rettungshubschrauber
196 verzeichnete das Luftfahrt-Bundesamt im vergangenen Jahr deutschlandweit, davon 46 in Nordrhein-Westfalen. Am Dortmunder Flughafen gab es zwei dieser Vorfälle, einen in Weeze, in Düsseldorf elf und in Köln sogar 21. Und auch in diesem Jahr nehmen die gefährlichen Angriffe auf Flugzeuge nicht ab: 117 registrierte die Braunschweiger Behörde bereits zwischen Januar und August – einen davon auf einen Hubschrauber im Rettungseinsatz.
Auch Cockpit-Sprecher Handwerg berichtet von Kollegen, die Rettungsflüge abbrechen mussten, weil sie die roten, grünen und orangefarbenen Warnlichter im Cockpit nicht mehr richtig ablesen konnten. „Das wäre Mord mit Vorsatz“, sagt der Pilot. „Bei Rettungsflügen geht es schließlich um Leben und Tod.“
Doch nicht nur Piloten sind betroffen: Immer öfter werden auch Fußballer während des Spiels von Fans im Stadion geblendet; und erst vor Kurzem haben Unbekannte auf dem Rhein bei Xanten Binnenschiffer mit einem Laserpointer attackiert. „Das ist kein Dummejungenstreich“, sagt Ramon van der Maat, Sprecher der Polizei in Duisburg, „sondern gefährlich.“ Nicht umsonst stehe eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren auf so genannte „Eingriffe in den Bahn-, Schiff- und Luftverkehr“. Doch häufig entkommen die Täter unerkannt.
Auch Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg warnt vor den möglichen Folgen solcher Blend-Attacken. Er hält die Sorge vieler Piloten, das Flugzeug nicht mehr vor einem Absturz bewahren zu können, für berechtigt. „Stellen Sie sich vor, Sie setzen mit 180 Stundenkilometern völlig desorientiert auf der Landebahn auf“, sagt er – „das kann nicht gutgehen.“
Daneben können Angriffe mit dem Laserpointer auch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, warnen Forscher. „Im schlimmsten Fall droht die Erblindung“, sagt Professor Klaus Dickmann. Er untersucht am Laserzentrum der Fachhochschule Münster derzeit mehr als 30 Laserpointer. Die stärksten Geräte kommen aus Asien und verfügen über eine Leistung von 3000 Milliwatt – „3000 mehr, als gesundheitlich unbedenklich sind“, so Dickmann.
Laserpointer unter das Waffengesetz
In Versuchen hat der Experte herausgefunden: „Schon Geräte mit 1000 Milliwatt Leistung bringen aus einem halben Meter Entfernung ein Streichholz binnen Sekunden zum Brennen.“ Die Auswirkungen auf unser Augenlicht sind verheerend: Trifft ein solcher Laserstrahl ins Auge, verbrennt die Netzhaut. Ein bleibender Sehschaden sei garantiert, so der Experte.
Jörg Handwerg fordert nicht nur deshalb, Laserpointer unter das Waffengesetz zu stellen. „Allein durch das Verbot, sie nicht zum Blenden von Personen einzusetzen, wird man nichts erreichen“, glaubt er. Anders sieht das Laser-Experte Dickmann. Ziel seiner Forschungen ist es, Präventionsmaßnahmen für den Umgang mit Laserpointern zu entwickeln. „Dazu gehört die technische Weiterentwicklung von Cockpitscheiben genauso wie Aufklärungsarbeit an Schulen“, sagt Dickmann. Um Laser-Attacken künftig zu vermeiden, müsse man Schülern vor allem erklären, wofür Laserpointer ursprünglich gedacht waren: Nämlich als optischer Zeigestock für Präsentationen.