Heiligenhaus. Tamiflu ist der Markenname, Oseltamivir heißt der Wirkstoff: Momentan das erfolgversprechendste Mittel, wenn ein Patient mit der so genannten Schweinegrippe infiziert ist. H1N1 heißt das Influenza-Virus, das derzeit weltweit umgeht und auf dessen Bekämpfung man sich vorbereitet.
„Im Moment sind wir in Phase fünf des Pandemieplans”, weiß Dr. Peter Rüngeler von der Löwen-Apotheke – „Phase fünf von insgesamt sechs”.
Tamiflu hat er vorrätig, denn schließlich sind die Tabletten „ein gängiges Mittel gegen die echte Grippe”, so Dr. Rüngeler. Und dazu zählen alle Infektionen, die durch die Influenza-Viren A oder B verursacht werden (nicht zu verwechseln mit eher harmlosen viralen Infekten). Sollte die Zahl der Schweinegrippen-Fälle weiter so rasant steigen und sich zu einer Pandemie auswachsen, käme man mit den Tablettenvorräten allerdings nicht sehr weit. Deshalb haben sich die Bundesländer mit dem Wirkstoff Oseltamivir bevorratet – „in NRW für rund 30 Prozent der Bevölkerung”, weiß der Apotheker.
»Gängiges Mittel gegen echte Grippe«
Sollte die Weltgesundheitsorganisation WHO offiziell die Pandemie ausrufen, würden die Apotheken parallel zur Ausgabe von Tamiflu bereits mit dem Wirkstoff in Pulverform beliefert, um das Medikament vor Ort selbst herzustellen: als Lösung zum Schlucken. „Relativ einfach” sei das, sagt Dr. Rüngeler und verweist auf die Herstelleranleitung, die mit acht DIN-A4-Seiten inklusive Protokoll kürzer ist als viele andere Rezepturen.
Es gibt noch zwei andere Wirkstoffe, die helfen könnten, „doch der eine muss inhaliert werden, was bei Massenerkrankungen nicht so gut funktioniert, und der andere hat zu viele Nebenwirkungen”, erklärt Dr. Rüngeler. Abtöten kann auch Tamiflu das Virus nicht, allerdings die Vermehrung im Körper stoppen und die Beschwerden lindern.
Viele kleine braune Fläschchen hat man in der Löwen-Apotheke vorrätig, um bei Bedarf das Grippemittel abzufüllen; jeweils 50 Milliliter passen hinein. Drei Wochen ist die Lösung haltbar und verschreibungspflichtig (wie die Tabletten auch). Für Kassenpatienten würde die normale Zuzahlung fällig. Jeder bekäme eine Flasche, inklusive einer Spritze zum Abmessen. Fünf Tage dauert die Therapie, je fünf Milliliter müssen zweimal täglich eingenommen werden.
Keine neuen Fälle
In der vergangenen Woche war bei einem 36-jährigen Heiligenhauser das Influenza-Virus H1N1 nachgewiesen worden (die WAZ berichtete), seitdem wurden vor Ort allerdings keine neuen Fälle gemeldet.
Im gesamten Kreisgebiet sind es mit Stand von Freitag 76 Schweinegrippe-Fälle seit April (rund 25 aktuell). Das Kreisgesundheitsamt weist die Ärzte eindringlich auf die Meldepflicht hin. Für Patienten gilt sieben Tage lang eine Art Hausarrest, um die Infektionskette zu unterbrechen.
Nur vereinzelt fragen Kunden schon jetzt nach dem Medikament, „doch es hält sich in Grenzen”, sagt Dr. Rüngeler und unterstreicht, dass das Mittel schließlich auch nicht der Prophylaxe diene. Ähnlich wie bei Antibiotika sei Vorsicht geboten: „Zu häufige Verwendung kann dazu führen, dass die Viren resistent werden.”