Berlin. Im Herbst besucht Papst Benedikt Berlin. Die Katholische Kirche erwartet einen Riesenandrang. Wer einen päpstlichen Gottesdienst miterleben möchte, sollte sich bereits jetzt sputen und schnell Karten sichern.

Die deutschen Katholiken erwarten zehntausende Menschen zu den Freiluftmessen mit dem Papst. Ab Montag können sich Gläubige im Internet kostenlose Eintrittskarten für die Gottesdienste während der Papstreise im Herbst reservieren. Bereits bei der ersten Messe, am 22. September in Berlin, könnte es eng werden. Zahlreiche Pilgergruppen aus ganz Deutschland, aber auch aus Polen, haben sich angekündigt.

Unter der Internetadresse „www.papst-in-deutschland.de“ sammeln die gastgebenden Erzbistümer sämtliche Anfragen. Für die Berliner Messe soll es Zusagen nach vier bis sechs Wochen geben. Ob es auch Absagen gibt, hängt von der Nachfrage ab. Rund 40 000 Menschen passen auf den Platz vor dem Charlottenburger Schloss, mehr als zwei Gläubige pro Quadratmeter lässt die Sicherheit nicht zu. Bei stärkerem Andrang müsste man in die Seitenstraßen ausweichen, heißt es beim Erzbistum.

Das schafft ein paar tausend zusätzliche Plätze, hat aber Grenzen: Ein Jahr nach der Loveparade-Katastrophe von Duisburg sorgen sich die Veranstalter nicht nur um den geistlichen Stargast, für den in Berlin die höchste Sicherheitsstufe gilt, sondern auch um die Massendynamik der Gläubigen. „Wer dabei sein will, sollte sich jetzt anmelden“, rät Bistumssprecher Stefan Förner, schon, um die Planungen zu erleichtern. Auch Christian Tänzler, von der offiziellen Berliner Touristikzentrale, empfiehlt eine zügige Reisebuchung. Denn: Direkt nach dem Papstbesuch findet der diesjährige Berlin-Marathon statt – üblicherweise mit rund 50 000 internationalen Teilnehmern und einer Million Fans an der Strecke.

Nur kurze Tour im Papamobil geplant

Der Papst dagegen wird sich in der Öffentlichkeit kaum blicken lassen – Pläne für eine längere Fahrt mit dem schusssicheren Papamobil seien vom Tisch, so Bistumssprecher Förner. Allenfalls eine kleine Tour vor dem Schloss könnte drin sein. Grund dafür sei der enge Berliner Zeitplan und nicht etwa Benedikts angebliche Sorge vor Pöbeleien und Attacken. 1996, beim Besuch seines Vorgängers Johannes Paul II. in Berlin, hatte es Pfeifkonzerte und Eierwerfer gegeben.

Auch diesmal wollen sich die Papst-Kritiker zu Wort melden: Ein breites Bündnis aus Atheisten und Kirchenkritikern, ins Leben gerufen von der schwul-lesbischen Szene in Berlin, hat für den 22. September zur Gegendemonstration aufgerufen und erwartet 50 000 Teilnehmer. Falls auch der Gottesdienst vor dem Schloss gestört werden solle, ließe sich das nur schwer verhindern. Beim Erzbistum hoffen sie deshalb auf die guten Manieren der Papst-Kritiker – aussperren könne man sie schließlich nicht, so Förner: „Es gibt an den Eingängen ja keine Taufscheinkontrolle.“

Langer Tag für Benedikt

Die Berliner Papstmesse, die auch im Fernsehen übertragen wird, beginnt um 18.30 Uhr und soll zwei Stunden dauern. Ende September wird es um diese Zeit bereits dunkel – für den 84-Jährigen geht ein langer Tag zu Ende. Morgens um 10.30 Uhr kommt Benedikt XVI. am Flughafen Tegel an, trifft Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel und will dann, nach der Rede vor dem Bundestag, am Abend mit den Gläubigen beten.

Spätestens bis Ende Juni soll auch feststehen, wer den Papst auf kirchlicher Seite begrüßt. Der schwerkranke Berliner Erzbischof Georg Sterzinsky war Ende Februar zurückgetreten. Obwohl Berlin mit nur neun Prozent Katholiken unter 3,5 Millionen Einwohnern kirchliche Diaspora ist, gilt die Personalie als wichtiges Signal. Im Gespräch für das Amt ist unter anderem der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich. Der 56-jährige kommissarische Leiter des Bistums hat alte Kontakte nach Rom und ein gutes Verhältnis zum einflussreichen Kölner Kardinal Joachim Meisner – der war in den Jahren vor der Wende selbst Bischof von Berlin.