Morsum. . Auf der Nordseeinsel Sylt scheint erneut ein Brandstifter sein Unwesen zu treiben. Im Ort Morsum sind seit Februar offenbar bereits vier Feuer gelegt worden. Zwei Ställe, eine Halle und ein Wohnhaus wurden zerstört. Zuletzt ging 2010 ein Brandstifter um.

Bei den Bewohnern des kleinen Dorfes Morsum auf der Nordseeinsel Sylt geht die Angst vor einem Brandstifter um. Binnen sieben Wochen musste die Freiwillige Feuerwehr vier Brände bekämpfen - und auch wenn die Ursache noch nicht eindeutig ermittelt ist, liegt es für die Bürger des 1200-Seelen-Dorfes auf der Hand: Hier ist ein Brandstifter am Werk.

Die unheilvolle nächtliche Serie hatte am 7. Februar ihren Anfang genommen, als ein Lagerschuppen in Flammen aufging. Am 21. Februar war ein Pferdestall betroffen, drei Tage später ein Stallgebäude. Danach kehrte trügerische Ruhe ein - bis zum 27. März, als die Brandserie im östlichsten Dorf der Insel Sylt eine neue Dimension erreichte.

Erstmals wurde neben einer landwirtschaftlichen Halle auch ein Wohngebäude Raub der Flammen, wobei nur durch glückliche Umstände keine Menschen zu Schaden kamen. Morsums Feuerwehrleute sitzen nun Nacht für Nacht wie auf heißen Kohlen: „Die dauerhafte Anspannung ist schwer erträglich“, sagt Morsums Wehrführer Volker Bartling.

Im Ort Morsum geht die Angst um

Ob Klönschnack unter Nachbarn über den Gartenzaun oder bei der Skatrunde in der Dorfkneipe, die Brandserie ist das beherrschende Thema in Morsum. „Der materielle Schaden ist schon schlimm genug, doch nun machen sich auch noch Verunsicherung und Misstrauen breit“, sagt der örtliche Pastor Ekkehard Schulz.

Tatsächlich gehen viele Morsumer davon aus, dass es sich bei dem Täter womöglich um einen der Ihrigen handeln könnte. „Das wäre natürlich das Schlimmste, wenn man plötzlich sagt: Das gibt es nicht, den kennst du doch“, sagt ein Morsumer Hofbesitzer zur allgemeinen Stimmung im Ort. Für ihn wie auch für die anderen Landwirte im Dorf sind die Nächte kurz. „Jede Stunde stehen wir in der Familie abwechselnd auf und schauen draußen nach dem Rechten.“

Auch anderweitig wird die Angst vor dem nächsten möglichen Brand sichtbar: Viele der Landwirte haben aufgerüstet, starke Lichtstrahler leuchten nachts ihre Höfe aus. Einige gingen noch einen Schritt weiter, ließen Überwachungskameras installieren.

Für Gerhard Ehmke kommen solche Vorsichtsmaßnahmen zu spät. Seine landwirtschaftliche Halle und Wohngebäude fielen dem jüngsten Feuer zum Opfer. Dass er dabei nicht selbst zu Schaden kam, verdankt Ehmke einem nächtlichen Bedürfnis. „Man könnte sagen, der liebe Gott hat mich geweckt.“ Kaum fassbar: Bereits am Tag nach dem Großbrand meldeten sich bei Ehmke Immobilienmakler, die großes Interesse an seinem Grundstück signalisierten.

Spürhunde entdecken Brandbeschleuniger

Die Ermittlungen der Kripo laufen auf Hochtouren, wenngleich es bislang nur einen Verdacht auf Brandstiftung gibt. Vor wenigen Tagen inspizierten Experten des Landeskriminalamtes die Brandruine auf Ehmkes Grundstück, wobei Spürhunde anschlugen. „Dies deutete auf Brandmittelbeschleuniger hin“, sagt Polizeisprecher Manfred Pöhls. Die Laborergebnisse der Proben von den Fundstellen stehen indes noch aus.

Die Angst im Dorf bleibt und die Wut wächst. Inzwischen werden bereits nächtliche Bürgerpatrouillen in Erwägung gezogen. Davon allerdings riet die Kripo ab und erinnerte an eine große Brandserie, die sich in den 1980er Jahren auf Sylt ereignete. Auch damals wurden Patrouillen durchgeführt. Die Crux: Der später ermittelte Brandstifter, ein Feuerwehrmann, saß stets mit am Tisch, wenn die Zeiten und Routen festgelegt wurden.

Auch im vergangenen Jahr hat es eine Brandserie auf der Insel Sylt gegeben. Ein Mann aus Gelsenkirchen, der auf Sylt als Taxifahrer tätig war, soll dort insgesamt 17 Brände gelegt haben. Im August meldete die Polizei, die Brandserie sei aufgeklärt. (dapd)