Stockholm. . Die Dänen waren mit ihrer Yacht vor Somalia auf Weltreise, als sie von Piraten verschleppt wurden. Vater konnte noch Notruf absetzen, danach verlor sich ihre Spur. Nachbarn sammeln für Lösegeld.
Ganz Dänemark bangt um das Schicksal einer entführten dänischen Familie. Ihre Yacht wurde bei einer Segeltour durch den Indischen Ozean 300 Kilometer vor der Küste Somalias von Piraten gekapert. An Bord der Yacht seien ein Ehepaar, seine drei Kinder im Alter von zwölf bis 17 Jahren und zwei weitere Erwachsene, teilte das dänische Außenministerium mit. Die Piraten hätten das Segelboot bereits Ende vergangener Woche überfallen.
Das dänische Kriegsschiff „Esbern Snare“ wurde ausgesandt. Mit welchem Auftrag, das blieb bislang unklar. Die Touristen befanden sich auf einer zweijährigen Weltsegeltour, die im August 2009 begann. Normalerweise haben es die Freibeuter an Somalias Küste vor allem auf große beladene Schiffe abgesehen, mit Reedereien im Rücken, die hohe Versicherungssummen zahlen können.
Eine solche Reederei hat die kleine Familie nicht, um Lösegeld zu zahlen. Unklar ist auch, ob sie für einen solchen Vorfall versichert ist.
Nachbarn sammeln für Lösegeld
Im Heimatort Kalundborg in Själland setzten sich nun überraschenderweise die Nachbarn ein. Die gesamte Straße wolle Lösegeld für die Piraten zusammen bekommen, sagte Nachbarin Erna Buch vor laufenden Kameras.
„Wir sammeln, damit sie nach Hause können“, sagte die Dame, die im Haus gegenüber der Entführten wohnt. „Die Geiselnahme ist wegen Lösegeldern geschehen, nicht um die Familie zu töten“, glaubt Lats Struwe, Sicherheitsexperte an der Universität Kopenhagen.
„Allerdings riskiert die Familie, mindestens ein halbes Jahr gefangen gehalten zu werden“, sagt er. Die Verhandlungen müssten von einem Anwalt oder der Privatversicherung der Familie geführt werden. Der dänische Staat werde nur an der Seitenlinie stehen. „Dänemark geht grundsätzlich keine Verhandlungen mit Terroristen und Piraten ein“, erklärt Struwe.
Warnungen ignoriert
Die 13 Meter lange Familienyacht „ING“ verließ, laut dem Internetblog der Familie, Mitte Februar die Malediven. Zuvor segelte die Familie um die karibischen Inseln, um Südamerika und Thailand.
Noch vergangene Woche hatte der 17-jährige Sohn munter im Internetblog geschrieben, dass sich die Yacht auf halbem Weg zwischen den Malediven und der Arabischen See befinde und erwähnt: „Wir sind bislang nicht von Piraten geentert worden.“ Am nächsten Morgen wurde die Familie entführt. Bislang ohne jegliche Spur. Am Donnerstag gelang es dem Vater jedoch, noch einen Notruf abzusetzen.
Dänische Sicherheitsexperten drückten bei aller Sympathie auch ihre Verwunderung darüber aus, dass die Familie sämtliche Warnungen ignoriert hatte.
Ständig werde doch darauf verwiesen, dass in den Gewässern vor Somalia nahezu täglich Entführungen durch Piraten stattfinden.