Hamburg. .
Der Geleitschutz vor Somalia wird von den Reedern zu selten angefordert. Dabei gibt es aktuell einen neuen Rekord an Entführungen. Mehrere hundert Seeleute aus aller Welt befinden sich derzeit in Geiselhaft.
Die Piraten vor dem Horn von Afrika werden immer unverfrorener. Nach Zahlen der UN entführten sie vor Ostafrika in den ersten neun Monaten dieses Jahres 37 Schiffe – vier mehr als im bisherigen Rekordjahr 2009. Mehrere hundert Seeleute aus aller Welt befinden sich derzeit in Geiselhaft. Allein die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt in 60 Fällen.
Prozess in Hamburg hat begonnen
Offenbar mangelt es aber an vorbeugenden Schutzmaßnahmen durch die Reeder. Experten bestätigen, dass nur wenige Schiffe sich zum Geleitschutz durch westliche Kriegsschiffe anmelden, die vor dem Horn von Afrika im Rahmen der EU-Mission „Atalanta“ operieren. Dabei ist „Atalanta“ erfolgreich. Kein einziger der von der EU-Streitmacht geschützten Frachter wurde in den letzten drei Jahren entführt.
Weil immer mehr deutsche Schiffseigner von der Kaperung betroffen sind und zu Lösegeld erpresst werden, überprüft das Landgericht Hamburg die völkerrechtliche Zuständigkeit für Prozesse gegen die Seeräuber in Deutschland. Das kündigte der Vorsitzende der dritten großen Kammer, Bernd Steinmetz, zum Auftakt des ersten deutschen Piratenprozesses seit 400 Jahren an. Zehn Somalis müssen sich wegen Angriffs auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraubs verantworten, nachdem sie Ostern die „Taipan“ überfallen hatten.