Essen. . Was wir bei Facebook schreiben, hat Einfluss darauf, wie es unseren Freunden und Bekannten geht. Eine Studie zeigt: Wer dort gute Laune zeigt, läuft Gefahr, die schlechte Laune der Mitleser zu verstärken.

Morgens, acht Uhr in Deutschland und am Newsdesk von DerWesten sitzen genervte Frühdienstler: Alle drei illegal links abgebogen zum Parken, alle drei erwischt worden, alle drei Knöllchen. Was folgt, kennt jeder landläufig unter „geteiltes Leid“: Gegenseitiges Bemitleiden, verbale Streicheleinheiten und Spontanverbrüderung gegen die Knöllchenverteiler. Allmählich verfliegt der Frust.

Was hier funktioniert, klappt bei Facebook oft nicht - jedenfalls glaubt das eine Gruppe amerikanischer Psychologen. Sie haben untersucht, wann wir uns besonders traurig, genervt oder mutlos fühlen - und kamen zu vier Teilergebnissen: 1. Wir verstecken (nicht nur in sozialen Netzwerken) unsere negativen Gefühle, die positiven tragen wir vor uns her. 2. Wir unterschätzen, wie oft andere negative Gefühle haben, auch 3. bei guten Bekannten, und das führt 4. dazu, dass wir uns zusätzlich zu Frust, Trauer, Weltschmerz auch noch allein fühlen - was die ganzen Gefühle verstärkt.

„Warum sind hier alle so dauergutdrauf?“

Erst Recht - diese Parallele drängt sich auf - in einem Umfeld, das das Gutfinden fördert und das Schlechtfinden ausblendet. Schließlich gibt es bei Facebook zwar einen „Gefällt mir“-Button, aber keinen für „Gefällt mir nicht“. Oder, wie die Kollegin Britta Heidemann unlängst schrieb: „Wieso scheinen Menschen, die ich differenziert und ironisch kenne, hier so dauergutdrauf? Kann ich da mithalten? Will ich?“

All das sollte im Hinterkopf haben, wer sich morgens durch Facebook-Statusmeldungen wie „Gutelaunemontag, die Woche wird toll“ und „Achter Sieg in Folge, wir steigen auf!“ durchkämpft: Auch diese Menschen haben Existenzängste, Zahnweh und die Steuererklärung noch nicht gemacht - für 2009, wohlgemerkt. Sprecht sie direkt drauf an, wahrscheinlich geben sie es sogar zu. Und dann tut all euren Freunden einen Gefallen: Traut euch und schreibt, nur heute, in eure Statuszeile: „Alles doof!“