Berlin. Eine neue Amazon Prime-Serie erzählt die Liebesgeschichte von Norwegens Royals. Was die Beziehung von „Harald & Sonja“ so besonders macht.

Wie sie ihre Hände sanft ineinander verschränken, wie sie sich anschauen voller Leidenschaft – das, was auf den ersten Filmbildern zu sehen ist, muss Liebe sein. Eine Liebe, mal im Norwegerpulli und mal im rauschenden Ballkleid, die eigentlich gar nicht hätte sein sollen. Norwegens Royals boten das ganze Programm der verbotenen Liebe und damit reichlich Stoff für Filmproduzenten. Nach den Royal-Serien „The Crown“ und „Máxima“ feiert die Serie „Harald & Sonja“ am 14. Februar, passend zum Valentinstag, auf Amazon Prime Premiere.

Großes Kino, wie die ersten Bilder eines Trailers zeigen, pompös von einem Sound untermalt, der in eine romantische Welt à la „Bridgerton“ lockt. Mit allem Drama, das dazugehört. Denn Harald kämpfte neun Jahre lang darum, seine Sonja zu heiraten. Er – der Sohn des norwegischen Königs Olav V. und seiner Frau Märtha. Sie – doch nur die Tochter eines Textilkaufmanns.

Neue Amazon-Serie führt auf „Zeitreise“ mit Norwegens Royals

Die Magie ist im Detail spürbar: Wunderschön zu sehen, wie der smarte Kronprinz sich in Gala-Uniform auf den Tanzboden begibt, schon allein, mit welchem Mix aus Noblesse und Natürlichkeit er sich die Manschettenknöpfe anlegt. Herzkino pur, wenn auch erstmal nur auf Norwegisch. Norwegens Schauspieler Sindre Strand Offerdal, der den Kronprinzen spielt, hat diesen Charme des Verliebten, der mit dem Kopf durch die Wand geht.

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In einem Interview sagte Offerdal über Harald: „Es ist leicht zu sehen, wie seine Persönlichkeit durch die Institution hindurchscheint, mit einem Augenzwinkern und einer echten menschlichen Neugierde. Wir begeben uns auf eine umfangreiche Zeitreise, die sich über viele Jahre erstreckt, und ich möchte eine Person darstellen und keine Kopie machen.“

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Endlich Happy End: Im August 1968 heirateten Harald und Sonja, nachdem sich König Olav zuvor neun Jahre gegen die Verbindung gesperrt hatte. © picture alliance / NTB | NTB

An seiner Seite Norwegens Schauspielerin Gina Bernhoft Gørvell, die ihre Zuschauer sofort mit großer Natürlichkeit und einem inneren Strahlen mitreißt. Sie sprach in Interviews davon, „nervös zu sein, eine Person zu porträtieren, die jeder kennt und zu der jeder eine Beziehung hat“. Es sei nicht ganz leicht, sich dem Stoff zu nähern, da man Königin Sonja (87) und König Harald (87) ja nicht auf die Füße treten möchte.

Für die Liebe: Norwegens Kronprinz Harald drohte seinem Vater

Wie besonders ihre Liebesgeschichte war, daraus hat Harald nie einen Hehl gemacht. Als er sich 1959 in die Studentin Sonja Haraldsen verliebte, war es Liebe auf den ersten Blick, wie sie Jahre später dem norwegischen Sender NRK verrieten. „Neun Jahre ging das Kräftemessen, dann zog Harald plötzlich ein Herz-As aus dem Ärmel“, sagte Adelsexperte Jürgen Worlitz, der im persönlichen Kontakt zu König Harald stand, gegenüber dieser Redaktion. „Harald drohte seinem Vater König Olav (1903–1991), ledig und kinderlos zu bleiben, sollte dieser auf seinem Heiratsverbot beharren. Damit wäre dann zwangsläufig die Dynastie zum Aussterben verdammt.“

Soweit aber wollte Olav es nicht kommen lassen. „König Olav knickte ein“, so Worlitz. Endlich dann das rührende Happy End: Am 29. August 1968 läuteten für Harald und Sonja in Oslo endlich die Hochzeitsglocken. In einer bewegenden Geste führte der König seine neue Schwiegertochter zum Altar, da Sonjas eigener Vater bereits verstorben war. „Bereuen musste er es nicht, da das Kronprinzenpaar schon bald nach seiner Hochzeit durch seine unaufdringliche und aufgeschlossene Art die Sympathien der Norweger gewann.“

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Glückliche Familie: Norwegens Königspaar Harald und Sonja mit den Kindern Haakon und Märtha Louise. © picture alliance / NTB | Jan Dahl

Ein Paar, wie füreinander gemacht: „Dass da zwei Seelenverwandte zueinander gefunden hatten, wurde erst rückblickend klar. Kein einziger Fehltritt in 57 Ehejahren, kein einziger Skandal in 34 Jahren auf dem Thron, das ist eine Lebensleistung, die schwer zu toppen ist“, so Worlitz. „Sogar die Herzen der beiden scheinen im selben Takt zu schlagen. Als König Haralds Herz vergangenes Jahr aus dem Rhythmus geriet und einen Herzschrittmacher benötigte, begann zeitnah auch Königin Sonjas Herz zu stolpern. Seit Kurzem wurde auch ihr operativ geholfen, sodass nun der Gleichklang wieder stimmig scheint.“

König Harald verriet Adelsexperten das Geheimnis seiner Ehe

Keine Skandale, das bedeute aber nicht, dass die beiden eine Wunder-Ehe in ewiger Harmonie führten. „Dass es da auch mal knirschte, erzählte mir Harald einmal eher beiläufig“, erinnert sich Jürgen Worlitz. „Er breitete in seinem Osloer Schloss die Arme aus und meinte, zum Glück sei das Haus so groß, dass man sich sehr lange aus dem Wege gehen könne. Wenn man sich dann wieder begegne, sei der Grund für das Zerwürfnis meistens schon vergessen.“

Dass Norwegens Monarchie es zum Film geschafft hat, ist auch für den Adelsexperten etwas Besonderes, weil der Hof eigentlich immer als ein wenig karg empfunden wurde. „Dabei ist alles da“, so Worlitz. „Ein repräsentatives Schloss mit Winke-Winke-Balkon, eine Schlosswache in historischen Uniformen, blitzblanke, behäbige Oldtimer als Staatskarossen.“ Von allem etwas, nie zu viel, was auf Verschwendungssucht hindeuten könnte. Dass die norwegischen Royals aber dennoch im Zusammenspiel mit den anderen Königshäusern mithalten können, haben viele erst bei der Hochzeit von Harald und Sonjas Sohn Haakon und seiner Frau Mette-Marit realisiert. „Da überzogen frenetischer Jubel und ein Fähnchenmeer die Hauptstadt Oslo“, so Worlitz.

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Der König aber habe vieles, das ihn für einen Film empfehle: „Er gleicht einem Wikinger von altem Schrot und Korn. Etwas wuchtig, etwas derb im Aussehen, geradlinig und ehrlich.“ Seine bedächtige, väterliche Art kommt an, die auch durchaus offen sei für gesellschaftliche Veränderungen: Nach dem Attentat auf eine LGBTQ-Bar in Oslo im Jahr 2022 beteuerte Harald: „Die Norweger, das sind Frauen, die Frauen lieben, Männer, die Männer lieben und Männer und Frauen, die sich gegenseitig lieben. Die Norweger glauben an Gott, Allah, das Universum und überhaupt nichts.“

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Der König war immer ein Mann mit Disziplin und Durchhaltevermögen, wozu sicher auch der Sport beitrug, so Worlitz. „Skifahren und Segeln waren bei ihm nicht nur Hobby, sondern gehörten zu seinem Leben. Trainingsfleiß und Mannschaftssport sind für ihn Programm. Sonst hätte er wohl kaum dreimal bei Olympia mitsegeln können und Siegerkränze bei Regatten auf Weltniveau einfahren können.“ Das Volk bewundere ihn noch heute dafür.

Königin Sonja war die erste Königin in der Antarktis

Sonja begleitete ihren Mann gern bei seinen Ski-Touren. Noch lieber als Sport allerdings ist ihr die Kunst. Seit ihrer Jugend ist Sonja Kunstsammlerin. Und bei der Totalrenovierung und dem Umbau des königlichen Schlosses in Oslo brachte sie sich mit ihren Ideen ein. Ihr Kunstverstand habe aber nicht dazu geführt, dass sie abgehoben ist. Im Gegenteil: Die Norweger lieben sie wegen ihrer Volksnähe und Naturverbundenheit. 2005 besuchte sie als erste Königin überhaupt die Antarktis, um dort eine norwegische Forschungsstation im Queen Maud Land zu eröffnen.

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Skifahren ist eine Leidenschaft des Paares: Harald und Sonja. 1978 auf der Piste. © picture alliance / NTB | Erik Thorberg

Haralds größte Stärke wiederum sei „seine Gelassenheit und Demut, mit der er seit vielen Jahren schon schwerste Krankheiten geduldig erträgt“. Weder Krebs, noch Infektionen, Stürze oder Herzprobleme hätten ihn niedergerafft. „Harald ist ein Kämpfer, der sich nicht an starrköpfig an seine Krone klammert. Sobald er die Einsicht hat, dass seine Gesundheit Vorrang hatte, ließ er Haakon ran. Eine gute Lehre für den Kronprinzen.“

Norwegens Königspaar wird im Alter von vielen Sorgen gequält

Ein sorgenfreies Alter, das sich Harald und Sonja vermutlich gewünscht haben, sei ihnen allerdings leider nicht vergönnt. „Norwegens junge Monarchie ist gefährdet wie noch nie in den zurückliegenden 120 Jahren“, sagt Jürgen Worlitz. Dazu trage durchaus bei, dass Tochter Märtha Louise durch ihre Hochzeit mit einem Schamanen und ihrem zweifelhaften Engelskult dem Ruf der Familie immer mal wieder Schaden zugefügt habe. Doch das sei das geringere Übel. „Viel schwerer wiegen dagegen die Probleme, denen sich das Kronprinzenpaar ausgesetzt sieht. Mette-Marits außerehelicher Sohn Marius steht seit Wochen im Visier der Justiz. Ihm werden Drogenmissbrauch und Gewalt gegen Frauen vorgeworfen.“

Im Grunde war Harald ein Trendsetter. Er habe laut Worlitz geradezu Historisches geleistet. Denn durch seine Courage habe er dazu beigetragen, dass Ehen zwischen Adel und Bürgerlichen gesellschaftsfähig wurden. „Wer weiß – wäre er in seiner grenzenlosen Verliebtheit nicht hartnäckig und trotzig gewesen, dann hätte er vermutlich nie seine Sonja zur Frau bekommen. Dann gäbe es heute keine Máxima, keine Letizia und keine Mary in Europas Palästen.“ Und wohl auch keinen wie Prinz Daniel von Schweden, Ehemann von Kronprinzessin Victoria, bürgerlicher Herkunft und einstmals Fitnesstrainer.