Berlin. Promis wie Oliver Pocher sprechen öffentlich über ihr Liebesleben. Ein Fehler? Ein Medienexperte findet dazu deutliche Worte.
Verliebte Auftritte auf dem roten Teppich, spektakuläre Hochzeitsbilder oder böse Trennungsschlammschlachten: Die Faszination an prominenten Paaren, die ihre Beziehung in der Öffentlichkeit ausleben, ist groß. Auch dank sozialer Medien wie Instagram oder Tiktok können wir dabei zusehen, wie namhafte Persönlichkeiten ihre Beziehungen führen – und was sie dabei so alles richtig oder auch falsch machen.
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Wie geplant sind solche öffentlichen Liebesinszenierungen? Wann wird aus Liebe ein Geschäftsmodell? Wo sollten Stars besser Grenzen setzen, um sich und ihr Privatleben zu schützen? Und müssen Promi-Paare ihre Trennung thematisieren, wenn sie ihre Beziehung öffentlich gemacht haben? Medienexperte Hans Christian Biedermann hat das Liebesleben von Schweighöfer, Pocher und Co. analysiert – und erstaunliche Erkenntnissen zutage gefördert.
Promi-Paare wie Matthias Schweighöfer (43) und Ruby O.Fee (28) zelebrieren ihre Liebe öffentlich bei Events, in Interviews oder im Netz. Wo sollte man als prominentes Liebespaar die Grenze ziehen?
Hans Christian Biedermann: Es gibt Promi-Paare, die aus ihrer Beziehung auch ein lukratives Geschäftsmodell entwickeln. Matthias Schweighöfer und Ruby O. Fee haben zwar noch nicht die großen Verträge zusammen, aber man könnte als Betrachter sagen, dass sie gerade auf einem guten Weg dahin sind. Wenn beide Partner in den Medien unterwegs sind, finde ich es aber durchaus legitim, dass man genau das auch gemeinsam nutzt.
Aber: Man sollte es nicht zu sehr ausreizen. Denn dann entsteht schnell so eine Art „Nora-Effekt“ wie bei Thomas Anders damals: dass ein Matthias dann irgendwann mit einer Kette, auf der „Ruby“ draufsteht, herumläuft. Jeder sollte für sich immer auch seine eigenen Projekte umsetzen. Und das tun die beiden auch. Jeder hat auch seine eigenen Geschichten, sodass man ihnen als Paar nicht überdrüssig wird.
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Das hält der Experte von der Paartherapie bei Schweighöfer und O. Fee
Beide haben erst vor wenigen Monaten öffentlich thematisiert, dass sie eine Paartherapie machen. Wie schätzen Sie dieses Vorgehen ein?
Die beiden agieren in meinen Augen sehr smart, indem sie beispielsweise ganz offen kommunizieren, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein ist. Dass sie eine Paartherapie machen, weil sie, wie viele Schauspieler, Schwierigkeiten haben, ein normales Leben als Paar zu führen.
Wenn beide ständig drehen und man sich dadurch selten sieht, kann das in einer Partnerschaft natürlich auch zu Problemen führen. Und das sind Matthias und Ruby aktiv angegangen, indem sie eine Paartherapie gemacht und das offen kommuniziert haben. So etwas mögen die Fans. Dass man eben sagt: Bei uns ist auch nicht immer alles gut, obwohl wir prominent sind und gewisse Freiheiten und Privilegien haben. Auch wir müssen gucken, dass wir uns nicht verlieren.
Werden gewisse Informationen auch ganz bewusst mit der Öffentlichkeit geteilt?
Sicherlich gibt man einige private Details vielleicht auch mit dem Bewusstsein preis, dass das einen Annäherungspunkt zu den Fans schafft. Im Fall von Schweighöfer und O. Fee gehen zwei Stars, die sich lieben, aber einfach sehr professionell mit den Medien um. Die beiden sind Profis. Sie teilen auch mal Dinge, die nicht nur positiv sind, um ein rundes Bild von ihrem Leben abzubilden. Sicher wissen beide, dass man dadurch auch eine gewisse Nahbarkeit und Nähe erzeugt. Viele Influencer, die Tag für Tag nur ihre „Glitzerwelt“ zeigen, verlieren irgendwann ihre Fans, weil es eben nicht das echte Leben ist.
Experte über Raab: „Dann kommen auch keine Details an die Öffentlichkeit“
Werden Promi-Paare wie Matthias und Ruby dabei beraten, was sie öffentlich preisgeben?
Prominente der A-Liga auf jeden Fall. Matthias und Ruby gehören zweifelsohne dazu, die haben natürlich auch die besten Berater, ein tolles Künstlermanagement und gute Medienanwälte an ihrer Seite. Aber ein Schweighöfer, der schon so lange im Geschäft ist, gibt natürlich auch selbst Vorgaben und sagt klar, was er wie möchte. Dass er beispielsweise seine Kinder aus der Öffentlichkeit heraushält, finde ich sehr clever, denn die muss man schützen.
Dass man nicht unbedingt viel von sich oder seiner Beziehung preisgeben muss und trotzdem erfolgreich sein kann, sieht man aber beispielsweise an Stefan Raab. Wenn man es eisern durchzieht, kommen auch keine privaten Details an die Öffentlichkeit.
Inwiefern würden Sie sagen, profitieren beide von der teilweise öffentlichen Beziehung?
Natürlich ist es für einen Schauspieler immer von Vorteil, wenn er eine attraktive Partnerin an der Seite hat. Das kommt auf den roten Teppichen sehr gut bei den Fotografen und Medien an. Ruby O. Fee hat es vermutlich auch nicht geschadet, dass sie als Schauspielerin mit einem Partner zusammen ist, der zu den Top 10 der beliebtesten Schauspieler Deutschlands gehört und mittlerweile auch international gefragt ist. Das hat sicher auch ihre Karriere positiv beeinflusst.
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Wie kritisch sehen Sie als Medienexperte gemeinsame Werbeverträge?
Die Partnerschaft muss auf jeden Fall stabil sein. Werbeverträge laufen in der Regel mindestens ein Jahr und werden dann – bei entsprechendem Erfolg – auch gern verlängert. Das Schlimmste für alle Seiten wäre, wenn man die Werbung gerade erst als Paar produziert hat und sich dann trennt. Wenn man im Spot noch das verliebte Paar mimt, aber im echten Leben getrennte Wege geht, ist das natürlich der Super-GAU. Und es ist ganz wichtig, dass man es nicht überreizt. Man sollte höchstens zwei Kampagnen zeitgleich haben, sonst entsteht der Eindruck, dass man nur Kasse mit der Partnerschaft machen will.
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Über Oliver Pocher: „Geht unter die Gürtellinie“
Gibt es Promi-Paare, die heimlich längst getrennt sind, aber das glückliche Paar für die Öffentlichkeit mimen?
Früher wäre das vielleicht möglich gewesen, aber heute? In jedem Restaurant, in jeder Bar, auf jeder Straße werden mit dem Smartphone Fotos von Fans gemacht. Und dann geht die öffentliche Fragerei los oder die Boulevardpresse stürzt sich drauf. Promis stehen unter ständiger Beobachtung, alles würde sofort im Netz landen. Eine Beziehung nur aus Businessgründen aufrechtzuerhalten, funktioniert in der heutigen Zeit nicht mehr.
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Muss man, nur weil man sich öffentlich als Paar geoutet hat, auch die Trennung thematisieren?
Es ist sicher immer auch eine Frage des Timings. Aber wenn man seine Beziehung beispielsweise jahrelang öffentlich als glückliche Partnerschaft inszeniert, kommt es natürlich ziemlich schroff rüber, wenn man seine Trennung über einen Anwalt öffentlich macht. Das passiert häufig in den Medien so. ‚Promi A und Promi B haben sich getrennt und wollen partnerschaftlich verbunden bleiben, von weiteren Rückfragen ist abzusehen.‘
Wenn man vorher ein ausführliches Liebesinterview gegeben hat, ist genau das eine ziemlich harte Abfuhr für die Fans. Und zudem auch ein bisschen unlogisch. Man sollte sich eher einen exklusiven Medienpartner aussuchen, dem man vertraut. Einen Journalisten, bei dem Promi XY weiß, dass dieser in der Vergangenheit fair berichtet hat. Ein exklusives Interview zu geben, in dem man sich etwas expliziter zu den Gründen einer Trennung äußert, wäre deutlich sinnvoller. Und dann klarzumachen: Das ist jetzt auch alles, was wir zu dem Thema sagen wollen.
Die Pochers sind sehr öffentlich mit ihrer Trennung umgegangen. Wie sehen Sie das?
Das ist natürlich ein Sonderfall. Oliver Pocher macht ja marketingtechnisch ein ganzes Konzept daraus. Als Medienexperte empfinde ich dieses Vorgehen als sehr schwierig. Es hat ein ganz anderes Niveau. Es ist teilweise grenzwertig, da es unter die Gürtellinie geht. Und so etwas schreckt auch potenzielle Werbepartner ab. Wenn man vielleicht ein Produkt hat, das wenig kostet und schnell bekannt werden soll, dann arbeitet man mit solchen Promis zusammen. Aber wenn man ein hochwertiges Produkt hat, muss man schon mit Leuten arbeiten, die so ein bisschen mehr Glamour ausstrahlen als ein Oliver Pocher.