Berlin. Schauspieler Hendrik Duryn hat jung geheiratet. Welches Versprechen damit einherging und was der Krimi-Star aus der Beziehung gelernt hat.

TV-Star Hendrik Duryn ermittelt wieder im nächsten Ostfriesland-Krimi „Dünentod“ als Kommissar Tjark Wolf (neue Folgen am 11. und 18. Februar um 20.15 Uhr auf RTL). Für die Serie „Meine erste Liebe“ der FUNKE Tageszeitungen erinnert sich der 57-Jährige an seine erste Beziehung, seinen Liebeskummer und verrät, was er aus seiner gescheiterten Ehe gelernt hat.

Mit denen „Dünentod“-Filmen geht es nun ins dritte Jahr. Sie waren ursprünglich überrascht, dass sie fortgesetzt werden...

Hendrik Duryn: Das bin ich immer noch, weil eigentlich alles gegen diesen Erfolg spricht.

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Was spricht dagegen?

Duryn: Dass die Filme unter der Woche laufen. Dass das Krimis sind, bei denen die Spannung durch Werbung unterbrochen wird und dass sich viele Leute grundsätzlich vom Fernsehen verabschieden. Davon abgesehen haben die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten schon alles mit Krimis zugeklebt. Und ich selbst werde gerne als unbequem bezeichnet, weil ich die Verantwortung des Fernsehens sehr ernst nehme und mich deshalb sehr stark in die Drehbücher einklinke und mit Sender und Produktionsfirma bis aufs Blut auseinandersetze. Wir haben Besprechungen, die dauern über elf Stunden.

Worin besteht die Verantwortung des Fernsehens?

Duryn: Wir müssen dem Zuschauer die Möglichkeit geben, lustvoll seine Perspektive auf Alltagsprobleme zu ändern. Dabei müssen wir Engstirnigkeit und Schubladendenken vermeiden. Und das hat hin und wieder dazu geführt, dass ich gesagt habe: „Sorry, das kann ich jetzt nicht weitermachen“. Das war beispielsweise bei „Der Lehrer“ der Fall.

Schauspieler Hendrik Duryn
Hendrik Duryn findet Gefühle eine „wundervolle Schwäche“. © picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Die Geschichten der neuen Folgen handeln von Fällen, die von der Vergangenheit geprägt werden. Da stellt sich die Frage: Inwieweit schauen Sie gerne zurück?

Duryn: Ich sehe das Leben der Figuren, die ich spiele, komplex. Das erfordert wiederum, dass ich mich selbst mit mir auseinandersetze, um das diesen Charakteren zu geben. Ich bin nicht vergangenheitsverhaftet, aber ich nutze die Erkenntnisse oder die Probleme, die ich habe, um diese Charaktere zu gestalten. Es gibt immer Gründe für bestimmte Verhaltensweisen. 

Hendrik Duryn über erste Liebe: „Wir waren wie zwei Himmelskörper“

Wie präsent sind denn Ihre Erinnerungen an die ersten Liebe? 

Duryn: Sehr präsent. Ich war damals Abiturient in der elften Klasse, und da kam ein Mädchen neu an unsere Schule. Sie stand auf einmal mitten im Schulhof, und ich bekam so einen Tunnelblick. Alles um sie herum wurde unscharf.

Und Sie haben sie sofort angesprochen – oder umgekehrt?

Duryn: Wir haben uns erstmal mehrere Tage umschwänzelt, wobei wir schon verstanden hatten, dass auch der andere diesen Tunnelblick hatte. Wir waren wie zwei Himmelskörper, bei denen die Rotation ständig schneller wurde. Irgendwann wurde die gegenseitige Anziehungskraft so stark, dass wir aufeinander zugeknallt sind. Wir standen auf dem Schulhof direkt voreinander, ich habe etwas gesagt und sie meinte so etwas wie: „Warum hat das so lange gedauert?“

Was ist von dieser Beziehung noch bei Ihnen hängen geblieben?

Duryn: Die größte Phase der Romantik war, dass wir in der Woche, bevor ich zur Armee eingezogen wurde, jeden Tag und jede Nacht miteinander verbrachten. Wir klebten aneinander wie Briefmarke und Umschlag. Und sie hat mich dann früh um vier Uhr auf diesen furchtbaren Sammelplatz gebracht. 

Wie lief es dann weiter?

Duryn: Ich hatte zu der Zeit meinen ersten Kinofilm gemacht und war deshalb seitens des DDR-Bildungsministeriums vom Wehrdienst ein halbes Jahr zurückgestellt worden. Aber das fand das Wehrkreiskommando nicht so toll und hat mich nach Torgelow-Drögeheide an die Küste versetzt, wo es rein gar nichts gab. Das Regiment bestand zu 80 Prozent aus Strafgefangenen, ich war neben einem Unteroffizier der einzige Abiturient. Und in den ersten 13 Wochen bin ich nicht herausgekommen.

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Hatten Sie Liebeskummer?

Duryn: Ich habe gemerkt, dass ich mich dem nicht hingeben durfte. Ich habe also meinem Selbstmitleid Grenzen gesetzt. Denn ansonsten wäre ich kaputtgegangen. Das war eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens. 

Wie haben Sie dann mit Ihrer Freundin Kontakt gehalten?

Duryn: Ich hatte ihr versprochen, jeden Tag einen Brief zu schreiben. 150 Tage habe ich das durchgehalten. Insgesamt war ich 543 Tage bei der Armee. Ansonsten konnte ich nur einmal in der Woche telefonieren. Es gab ein einziges Telefon, für das man sich anmelden musste. Mittwochs, 17 bis 18 Uhr. 

Hendrik Duryn „wollte Vater von mindestens drei Kindern werden“

Aber die Beziehung hat das ausgehalten?

Duryn: Ja, wir haben sogar im letzten halben Jahr meiner Armeezeit geheiratet. Denn auf diese Weise habe ich Sonderurlaub bekommen. Wir haben aber gar nicht richtig verstanden, was wir da machen. Meine Freundin hatte so Helikopter-Eltern, und für sie war das der beste Weg, um sich von ihnen abzunabeln. Und ich wollte einfach weg von der Armee. Aber nach einem Jahr haben wir verstanden, dass das nicht funktioniert.

Haben Sie daraus Lehren fürs Leben oder die Liebe gezogen?

Duryn: Zum Beispiel, dass man nichts falsch machen kann, wenn man bereit ist, sich Fehler einzugestehen und diese zu korrigieren.

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Was haben Sie insgesamt in Sachen Liebe gelernt?

Duryn: Ich habe es geschafft, mich von äußeren Einflüssen unabhängig zu machen und das wahrzunehmen, was ich mit einer Beziehung unbedingt wollte. Auf diese Weise habe ich festgestellt, dass ich Familienvater von mindestens drei Kindern werden wollte, was mir auch gelungen ist.

Sie sind ein Mann, der offensichtlich sehr starke Gefühle hat und damit gut umgehen kann. Gelingt uns das auch in unserer Gesellschaft?

Duryn: Leider machen wir aus Gefühlen inzwischen Meinungen. Und daraus machen wir dann gefühlte Fakten. Und mit denen beziehen wir Stellung. Das macht der andere genauso. Ergebnis? Jeder bleibt in seiner Stellung und beschießt den anderen mit seiner Wahrheit, die eigentlich mal ein Gefühl war.

Gefühle sind eine wundervolle Schwäche. Die könnten wir unserem Partner, den Mitgliedern unserer Familie und unseren Freunden zur Verfügung stellen. Stattdessen machen wir daraus gefühlte Fakten, von denen wir behaupten, dass sie wahr sind. Und am Ende streiten wir uns. Gefühle sind eine Verunsicherung. Und es ist doch die schönste Sache der Welt, die man im Leben erfahren kann – nämlich, dass man verunsichert wird und dadurch aus seinen festgefahrenen Bahnen wegkommt.