Rom. In Süditalien bebt die Erde. Nach Dutzenden Erschütterungen wächst in der Region um den Supervulkan erneut die Sorge vor einem Ausbruch.
Die Kinder der Schule „Madonna Assunta“ in Neapel sind noch ganz mitgenommen. Am Mittwochmorgen um 8.32 Uhr bebte die Erde, nur 20 Minuten später folgte ein noch stärkerer Erdstoß. „Wir haben das erste Beben gespürt und steckten unsere Köpfe unter die Schulbank, wie uns unsere Lehrer gesagt haben“, schildert die achtjährige Nadia gegenüber der Nachrichtenagentur ANSA. „Wir gingen dann nach draußen, und da kam dann schon das zweite Beben, das wesentlich stärker war. Wir haben alle vor Angst geschrien.“
Die beiden Beben erreichten 2,6 und 3,1 auf der Richterskala und waren in Neapel, der größten Stadt Süditaliens, klar zu spüren. Zum Glück gab es weder Opfer noch besonders große Schäden. Nach dem Erdbeben wurden mehrere Schulen geschlossen, da Stabilitätskontrollen durchgeführt werden mussten. Nadia und ihre Schulkameraden verbrachten den Vormittag in einem Park zwischen der Schule und dem Meer.
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Unter den Eltern der Schule ist die Sorge groß, denn die Region des Supervulkans, die am 20. Mai 2024 von den heftigsten Beben seit 40 Jahren erschüttert worden war, kommt nicht zur Ruhe. 50 Beben wurden allein am Mittwoch gemeldet.
Supervulkan bleibt aktiv – „Müssen mit Erdbeben rechnen“
„Diese jüngste Erdbebenserie steht in engem Zusammenhang mit dem Phänomen der Bodenhebung, die im Gebiet der Phlegräischen Felder seit 2005 kontinuierlich stattfindet. Solange die Bodenhebung anhält, müssen wir mit Erdbeben rechnen“, betonte Francesca Bianco, Direktorin der Vulkanabteilung des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV).
![Die „Phlegräischen Felder“ sind ein riesiges vulkanisches Areal, das seit 2023 kontinuierlich von Erdbeben erschüttert wird. Eine Drohnenaufnahme von vulkanischen Dämpfen in der Pisciarelli-Region in Italien](https://img.sparknews.funkemedien.de/406829254/406829254_1738766618_v16_9_1200.jpeg)
Die „Phlegräischen Felder“ sind ein insgesamt 150 Quadratkilometer großes vulkanisches Areal mit Dutzenden Kratern. Der erste Ausbruch vor rund 34.000 Jahren soll mit jenen des Tambora 1815 und des Krakatau 1883 in Indonesien vergleichbar gewesen sein, die das Weltklima veränderten. Seit 2023 zittert die Erde kontinuierlich im Gebiet des Supervulkans. Das stärkste Erdbeben der letzten 40 Jahre verursachte im Mai 2024 schwere Schäden, Hunderte Menschen wurden obdachlos.
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Phlegräische Felder: Bürgermeister fordert weitere Präventionsmaßnahmen
Josi Della Ragione, Bürgermeister von Bacoli, einer 25.000-Seelen-Stadt im Herzen des Vulkangebiets, versucht, die Sorgen seiner Mitbürger zu beschwichtigen. „Die Erschütterungen waren klar zu spüren und haben bei der Bevölkerung Besorgnis ausgelöst. Zum Glück hat es keine Schäden gegeben“, sagte der Bürgermeister. In den Schulen hätten die Kinder, wie es die Vorschrift vorsieht, die Klassenzimmer verlassen und werden erst dann zurückkehren, wenn die Serie der seismischen Ereignisse vorbei ist.
![Italien setzt auf Aufklärungskampagnen und Evakuierungsübungen. Mehrere Personen steigen in ein Evakuierungsfahrzeug](https://img.sparknews.funkemedien.de/406668066/406668066_1738766618_v16_9_1200.jpeg)
Aufklärungskampagnen hätten dazu geführt, dass die Gemeinde auf die Beben mit Vernunft reagiert habe, so der Bürgermeister. Niemand sei in Panik geraten. „Wir müssen die Evakuierungsübungen fortsetzen und die Arbeiten an privaten Gebäuden beschleunigen, um sie bei Erdbeben widerstandsfähiger zu machen.“
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Seit 2012 gilt in der Region Alarmstufe Gelb – erhöhte Wachsamkeit. Nach den vielen Beben der letzten Monate wird nun spekuliert, dass sie demnächst auf Orange angehoben wird. Der Zivilschutzminister der italienischen Rechtsregierung, Nello Musumeci, deutete das bereits an. Mit weiteren Erdbeben wird gerechnet.
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