Berlin. Schlagerstar Hansi Hinterseer ist auch mit 70 Jahren noch schwer beschäftigt. Im Interview verrät er, wie er auf seine Zukunft blickt.
In der neuen Doku „Der lange Weg zum Gipfel“, die am 31. Januar 2025 um 20.15 Uhr auf ServusTV ausgestrahlt wird, nimmt Hansi Hinterseer die Zuschauer mit auf eine Reise durch sein bewegtes Leben. Im Interview verrät der ehemalige Ski-Rennläufer und Schlagerstar, welche Zukunftspläne er schmiedet und warum er wenig von Handys bei Konzerten hält.
Sie sind im letzten Jahr 70 geworden. Gehen Sie jetzt an das Leben anders heran?
Hansi Hinterseer: Ab einem gewissen Alter wird man demütiger. Als junger Mensch möchte man, dass alles sofort passiert. Und wenn man eine gewisse Erfahrung hat, dann versucht man diese einfließen zu lassen und die Dinge ein bisschen gelassener zu sehen.
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Wie sehen Sie diese runde Zahl eigentlich?
Hinterseer: Sagen wir es so, ich habe null Probleme mit dem Alter. Ich bin froh, dass ich in der Früh aufstehen kann und genieße das in vollen Zügen.
Hansi Hinterseer über Kritiker: „Die Zweifel waren logisch“
Die aktuelle Dokumentation schildert Ihr Leben wie einen Aufstieg zum Gipfel. Sie waren Skifahrer, Schauspieler, sind als Sänger erfolgreich. Gibt es noch irgendwelche metaphorischen Berge, die Sie erklimmen möchten?
Hinterseer: Ich muss erstmal hinzufügen: Ich bin kein Schauspieler. Man hat mir die Rollen auf den Leib geschrieben. Ich habe einfach die Chancen bekommen, das zu machen, was ich gerne tun wollte. Das Singen ist eine tolle Sache, und dafür konnte ich dann das einsetzen, was ich aus dem Sport kannte: Disziplin, Lockerheit und Präsenz zeigen. Ich bin immer noch auf dem Weg und den einen oder anderen Gipfel gab‘s schon. Aber es gibt höhere Berge. Und irgendetwas finde ich sicher schon, was ich noch machen möchte. Ich schaue auf jeden Fall voller Zuversicht in die Zukunft.
Als Sie 1994 zum Gesang gewechselt sind, gab es viele Zweifler, die Ihnen das nicht zugetraut haben. Denken Sie noch an die?
Hinterseer: Nein, überhaupt nicht. Aber die Zweifel waren logisch. Ich bin ja damals ein Quereinsteiger gewesen. Ich bin zum Singen gekommen, wie die Jungfrau zum Kind. Dass es da Gegenströmungen gibt und gelächelt wird, war klar. Jeder Mensch, der versucht Fuß zu fassen und etwas Neues zu wagen, hat es auch mit Wichtigtuern und Besserwissern zu tun. Doch wenn sie das selbst machen sollten, können sie das nicht.

In der Dokumentation meinen Sie, dass bei den Auftritten in der Musikbranche die Authentizität verloren gegangen ist. Was müsste sich aus Ihrer Sicht ändern?
Hinterseer: Ich bin inzwischen 30 Jahre dabei und ich weiß noch, wie das am Anfang war. Jetzt ist das alles von der Technik her ganz anders. Man versucht eine immer noch größere Show zu machen, nur glaube ich, dass das nicht unbedingt nötig ist. Es braucht kein Feuerwerk und alle möglichen Tänzer, die da herumspringen. Der Sänger und die Titel, die er präsentiert, sollten wieder mehr im Vordergrund sein.
Hansi Hinterseer verrät: So wichtig ist Geld für ihn
Fühlen Sie sich insgesamt in der modernen Welt mit ihrer digitalen Technologie wohl?
Hinterseer: Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich das nicht unbedingt brauche. Für die junge Generation sind natürlich die ganzen Möglichkeiten verlockend. Auch mich findet man mit meinen offiziellen Social-Media-Kanälen bei Instagram, Facebook und Youtube. Die Frage ist: Wie geht man damit um? Viele Menschen wollen einfach nur mehr, mehr und mehr Menschen erreichen. Andere wiederum treiben ihr Unwesen und verbreiten geschmacklose Falschnachrichten, zocken gutgläubige Menschen ab, indem sie sich als jemand anderes ausgeben. Für viele ist das schwer zu unterscheiden, was wahr ist und was falsch.
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Wie wichtig sind für Sie Geld und materieller Besitz?
Hinterseer: Schlecht ist es nicht, wenn man es hat. Aber es geht auch ohne. Ich habe Freunde und Bekannte, die durch Schicksalsschläge alles verloren haben. Doch danach haben sie gesagt „Jetzt bin ich frei. Ich habe keine Verpflichtungen und Sorgen mehr, und damit fühle ich mich gut.“ Auch so kann man das Leben meistern.
Geben Sie Ihren Töchtern den Rat, dass sie sich nicht zu sehr an dem „mehr, mehr und mehr“ orientieren sollten?
Hinterseer: Ich glaube, sie sind ganz gut aufgestellt und haben eine positive Einstellung zum Leben. Sie nutzen auch die digitalen Möglichkeiten, das ist normal.
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Haben sie es Ihnen zu verdanken, dass sie gut aufgestellt sind?
Hinterseer: Nicht nur mir, sondern auch meiner Frau. Als Eltern haben wir versucht, ihnen einen gewissen Teil an Lebenserfahrung, Persönlichkeitsbildung und an emotionalem, familiärem Rückhalt mitzugeben. Damit müssen sie das Leben selbst meistern, und das schaffen sie gut.
Das nervt Hinterseer bei seinen Konzerten am meisten
Sie sprachen an, dass bei den Auftritten die Authentizität verloren geht. Gibt es sonst noch Entwicklungen im Showbusiness, die Sie nicht so gut finden?
Hinterseer: Früher durfte man nie mit einem Fotoapparat in eine Veranstaltung und jetzt ist jeder mit seinem Handy da. Du siehst teilweise nur noch die Lichter der Kameras, mit denen die Leute die Show aufnehmen. Da frage ich mich oft: Warum genießt ihr das nicht einfach, was da passiert? Es reicht doch, wenn man ein Foto macht und den Moment erlebt.
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Ihnen bedeutet ja die Natur sehr viel. Sollten die Leute mehr Zeit in den Bergen verbringen, damit sie friedlicher sind?
Hinterseer: Ein Ausflug in die Berge tut sicher gut. Allerdings haben die Menschen inzwischen ganz besondere Erwartungen, die durch irrsinnige Aufnahmen, die von Profis gemacht sind, geschürt werden. Dann glauben sie, sie müssen das beispielsweise beim Bergwandern oder Skifahren eins zu eins nachmachen. Viele Menschen kommen aus den Städten zu uns und wollen gleich Gas geben. Das funktioniert halt so nicht. Man darf sich selbst nicht überschätzen und den Respekt vor der Natur nie verlieren, denn die ist stärker als wir.