Berlin. Ist der Klimawandel Schuld an Waldbränden wie in Los Angeles? Jörg Kachelmann vertritt eine provokante These – doch ihm widersprechen Wissenschaftler.

  • In Kalifornien, rund um Los Angeles, toben seit Tagen verheerende Waldbrände
  • Wissenschaftler und die Aktivistin Luisa Neubauer sagen: Der Klimawandel begünstigt solche Katastrophen
  • Doch Wetterexperte Jörg Kachelmann sieht das anders – ihm widersprechen Wissenschaftler

Die Bilder der Großbrände in und um Los Angeles (USA) gehen um die Welt. Nach Angaben von Behörden sind Stand Samstag (11. Januar) bereits insgesamt knapp 12.300 Gebäude abgebrannt oder beschädigt. „Extreme Windgeschwindigkeiten“, hieß es, würden die Löscharbeiten im schwer zugänglichen Gelände erschweren. Mindestens 16 Menschen wurden getötet. Laut US-Medien handelt es sich bereits jetzt um eine der schlimmsten Feuerkatastrophen der Stadtgeschichte von Los Angeles. Seit Dienstag gingen demnach fast 163 Quadratkilometer Land in Flammen auf - das ist mehr als anderthalbmal die Fläche der Insel Sylt. Insgesamt sind in der Region Medienberichten zufolge rund 180.000 Menschen auf der Flucht.

Unklar ist bislang, was genau die Waldbrände im Raum Los Angeles ausgelöst haben könnte und welchen Einfluss der menschengemachte Klimawandel beim Entstehen und der Häufigkeit solcher Waldbrände tatsächlich spielen könnte. Der Wetterexperte Jörg Kachelmann hält das allerdings für eine falsche Verknüpfung.

Nachdem Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer bereits am Mittwoch auf der Plattform X unter einem Foto von den Bränden in Kalifornien auf die Klimakrise verwiesen hatte, schrieb Kachelmann – der die Klimakrise überhaupt nicht bestreitet – ebendort: „Wenn es etwas gibt, was sich am wenigsten als Symbol für die Klimakrise eignet, dann ist es ein Waldbrand in Kalifornien. Mehr oder weniger alles, was Sie sich vorstellen, ist ein besseres Symbol für die Klimakrise.“ Es brauche lediglich Dürre und vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung sowie – für ein Katastrophen-Ausmaß – viel Wind, erklärte er. 

Zugleich betonte auch Kachelmann auf X, wie gefährlich die Erderwärmung ist. Auch er argumentierte, dass die Klimakrise „jeden Tag auf die Agenda gehört, weil es für unsere Zukunft existenziell ist“.

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Der Wetterexperte schrieb weiter: „Mehr oder weniger alles, was Sie sich vorstellen, ist ein besseres Symbol für die Klimakrise. Aber Kartoffeln reagieren auf Waldbrände einfach am besten, das wissen auch Medien, deswegen immer wieder diese Bilder zum Thema.“ Mit „Kartoffeln“ verwendete der Schweizer Kachelmann offenbar bewusst einen höhnischen Begriff für die Bevölkerung in Deutschland.

Der aktuelle X-Beitrag zu den Waldbränden im Süden von Kalifornien ist nicht der erste Fall, in dem der frühere ARD-Wettermoderator öffentlich anzweifelt, dass Waldbrände etwas mit dem Klimawandel zu tun haben könnten. So äußerte Jörg Kachelmann beispielsweise im Sommer 2023 nach Waldbränden in Deutschland in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“: „Fast 100 Prozent der Brände werden durch Brandstiftung ausgelöst. Die einzige weitere Möglichkeit ist ein Blitzeinschlag, doch das passiert insbesondere in Dürreperioden mangels Gewittern äußerst selten. Andere Möglichkeiten gibt es nicht.“ Dabei sprach der Schweizer Meteorologe von Deutschland als „Schwurbelland“.

Klimaschützerin Neubauer: Feuer in USA muss wachrütteln

Neubauer hatte am Mittwoch zunächst das Foto einer lichterloh brennenden Kinderrutsche geteilt. Dazu schrieb sie: „Kalifornien, Januar, 2025. Das wäre das ehrliche Titelfoto für einen Wahlkampf, der bisher meint, die wohl größte Krise des Jahrhunderts ausladen zu können.“ Darauf hatte Kachelmann dann geantwortet.

Am Samstag äußerte sich Neubauer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur noch einmal: Die sich häufenden Waldbrände, Überschwemmungen und tödlichen Stürme sind aus ihrer Sich ein dramatisches Warnsignal an die Politik, endlich mehr gegen die Erderhitzung zu unternehmen. „All das sind keine Zufälle, sondern Folge von weltweitem, politischem Versagen - bei dem auch Deutschland mitmacht“, sagte Neubauer.

Neubauer sagte, lange sei den jungen Menschen versprochen worden, dass richtiger Klimaschutz kommt, sobald die Katastrophen groß genug seien. Das entpuppe sich nun als schlechte Lüge. „Kalifornien steht in Flammen - ein Ereignis, dass nachweislich im Zusammenhang mit der Klimakatastrophe steht. Davor wurde Valencia von Fluten überrollt, davor standen große Teile Deutschlands unter Wasser, vier Mal in 2024.“ 

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Die Großbrände in und um Los Angeles sind noch nicht unter Kontrolle.
Die Großbrände in und um Los Angeles sind noch nicht unter Kontrolle. © AFP | AGUSTIN PAULLIER

US-Waldbrandexperte: „Klimawandel verändert Niederschlagsmuster“

Im Zusammenhang mit den Waldbränden in und um Los Angeles sehen einige Wissenschaftler und andere Experten dagegen sehr wohl einen möglichen Einfluss durch den Klimawandel. „Wir hatten seit Hunderten von Tagen keinen nennenswerten Regen“, sagte etwa Max Moritz, ein Waldbrandexperte der University of California in Santa Barbara, gegenüber „NBC News“. Da der Klimawandel die Niederschlagsmuster verändere und Dürren sowohl wahrscheinlicher als auch intensiver mache, würden zerstörerische Waldbrände wie die in der Gegend von Los Angeles auch weiterhin das Leben und die Existenzgrundlage der Menschen bedrohen, sagte Moritz.

Auch die Experten der Weltwetterorganisation (WMO) kommen bei der Bewertung der Brände in Kalifornien zu einer anderen Einschätzung als Kachelmann. „Der Klimawandel, einschließlich zunehmender Hitze, anhaltender Dürre und einer durstigen Atmosphäre, war in den letzten zwei Jahrzehnten ein wesentlicher Faktor für die Zunahme der Hitze und des Ausmaßes von Waldbränden im Westen der Vereinigten Staaten“, sagte Clare Nullis, von der WMO – und zitierte entsprechende Daten der nationalen Wetter- und Ozeanographiebehörde der USA (NOAA).

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Im Normalfall ist Dezember bis Februar in Kalifornien die Regenzeit. Aber anders als der Norden des Bundesstaates, der auch von Regenfällen betroffen war, war Südkalifornien in den vergangenen acht Monaten ungewöhnlich trocken. Das letzte Mal, dass es in Los Angeles mehr als 0,3 Millimeter geregnet hat, war Anfang Mai. Der gesamte Südteil Kaliforniens ist von mäßiger bis schwerer Dürre betroffen, so der US Drought Monitor, der die Trockenheit überwacht.

Brände werden normalerweise durch heißes, trockenes und windiges Wetter angefacht. Waldbrandexperte Max Moritz sagte, es gebe noch nicht genügend Forschung, um zu wissen, ob der Klimawandel die Winde in nennenswertem Maße verändert, aber er sagte, die globale Erwärmung habe bereits Auswirkungen auf Niederschlag und Dürre. „Der Klimawandel führt zu unregelmäßigeren und extremeren Niederschlagsmustern “, sagte er. „Dieser Effekt auf den Niederschlag ist sehr wichtig, denn wir haben feuchtere Regenperioden und trockenere Trockenperioden und insgesamt erleben wir sehr unregelmäßige Niederschlagszeiten.“

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Auch die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) in den USA stellt einen klaren Zusammenhang her zwischen Klimawandel und den Waldbränden an der jetzt betroffenen Westküste des Landes: „Der Klimawandel, einschließlich zunehmender Hitze, anhaltender Dürre und einer durstigen Atmosphäre, war in den letzten zwei Jahrzehnten ein Hauptfaktor für die Zunahme des Risikos und des Ausmaßes von Waldbränden im Westen der USA“, schreibt die NOAA.

Waldbrände erforderten demnach das Zusammenspiel einer Reihe von Faktoren, darunter Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der Mangel an Feuchtigkeit in Brennstoffen wie Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Waldresten. „Alle diese Faktoren haben starke direkte oder indirekte Verbindungen zur Klimavariabilität und zum Klimawandel“, heißt es.

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