Sydney. Seit Weihnachten wurde ein junger Wanderer im australischen Busch vermisst. Überleben konnte der Student nur dank zweier Müsliriegel.
Australien feiert sein erstes Wunder im neuen Jahr: „Heilige Scheiße, Gott sei Dank haben sie Hadi Nazari lebend gefunden“, schrieb der Autor Anthony Sharwood, der bereits Bücher über den weitläufigen Kosciuszko-Nationalpark geschrieben hat, auf der Plattform X. Dazu postete er ein Video, das einen Teil des dichtbewaldeten und schwer zugänglichen Nationalparks im australischen Bundesstaat New South Wales zeigt.
Der 23-jährige Medizinstudent war seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag in dem weitläufigen und bergigen Waldgebiet vermisst worden. Nazari war mit zwei Freunden unterwegs gewesen, als er sich von der Gruppe abspaltete, um Fotos zu machen. Als er einige Stunden später nicht wie verabredet am vereinbarten Zeltplatz ankam, alarmierten seine Begleiter die Rettungskräfte.
Mehr als 300 Personen suchten in den vergangenen zwei Wochen nach dem jungen Mann und mit jedem Tag schwand aufgrund der heißen Sommertemperaturen ein wenig mehr Hoffnung, ihn lebend zu finden.
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Vermisster Wanderer: Rettungskräfte fanden Wanderstöcke und Kamera gefunden
Dass das Wunder nach „13 langen Tagen“ im Busch am Mittwoch gegen 15 Uhr Ortszeit dann doch noch gelang, bezeichnete Josh Broadfoot von der lokalen Polizei als „ein unglaubliches Ergebnis“. Broadfoot bedankte sich beim Rettungsdienst, den Freiwilligen und der Öffentlichkeit für ihre Unterstützung. „Wir haben die Hoffnung, ihn zu finden, nie aufgegeben und sind froh, ihn sicher zu seiner Familie zurückbringen zu können.“
Der junge Mann wurde letztendlich von anderen Wanderern abseits eines Rundwegs in der Nähe eines Sees gefunden und zunächst mit dem Helikopter zur Kommandozentrale gebracht, die für seine Suche eingerichtet worden war. Dort wurde er von Sanitätern untersucht und mit seiner Familie vereint. Reporter vor Ort berichteten, dass er gelächelt haben soll, bevor er in eines der Polizeiautos einstieg.
Hoffnung hatte den Suchmannschaften zuvor gegeben, dass sie Wanderstöcke und Müll fanden, von denen man annahm, dass sie dem Studenten gehörten. Später entdeckten die Rettungskräfte noch eine Kameraausrüstung im Busch. Bei einer Pressekonferenz sagte ein weiterer Polizist, der junge Mann habe überlebt, weil er eine Hütte und darin zwei Müsliriegel gefunden habe. Mehr habe er in den zwei Wochen nicht gegessen, meinte Andrew Spliet.
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Expertin: Menschen treffen in Extremsituationen irrationale Entscheidungen
Australische Medien hatten in den vergangenen zwei Wochen teils täglich über das Schicksal des Studenten berichtet und Expertinnen und Experten befragt, darunter die Geoinformatikerin Krystal Dacey von der Charles Sturt University.
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Diese hatte gegenüber dem australischen Sender ABC gesagt, dass es schwierig sein könne, rationale Entscheidungen zu treffen, wenn man über einen längeren Zeitraum den Elementen ausgesetzt sei. „Menschen bekommen Angst, wenn sie sich verlaufen“, sagte Dacey. Dies führe dazu, dass sie auch Entscheidungen treffen würden, die sie ansonsten „in einer Million Jahren“ nicht getroffen hätten.
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Der Buschwanderexperte Matt McClelland sagte dem Sender, dass Wanderer in Nationalparks stets einer Checkliste folgen sollten: Dazu gehöre, ausreichend Nahrung, Wasser, Navigationsmittel, Erste-Hilfe-Ausrüstung und warme, wasserdichte Kleidung mitzunehmen. Außerdem sollten sie ihre geplante Route und voraussichtliche Rückkehrzeit Freunden und Familie mitteilen, einen Notrufsender bei sich tragen und sich an die geplante Route auf der Karte und die vorgegebenen Wanderwege halten.