Sydney. Flugzeugunglücke sind selten, aber wer auf gewisse Punkte achtet, hat bessere Überlebenschancen. Experten verraten, worauf es ankommt.
Flugzeugunglücke wie zuletzt in Südkorea oder der Absturz des aserbaidschanischen Fliegers am ersten Weihnachtstag bestimmen die Weltnachrichten meist über Tage, Wochen und in manchen Fällen sogar Monate oder Jahre.
Doch ein Blick auf die neuesten Daten der International Air Transport Association (IATA), dem internationalen Verband der Fluggesellschaften, zeigt, wie unwahrscheinlich Unfälle eigentlich sind. So registrierte die kommerzielle Luftfahrt im Jahr 2023 gerade mal 30 Unfälle, eine Verbesserung gegenüber 42 Unfällen im Jahr 2022. Insgesamt gab es durchschnittlich einen Unfall pro 880.293 Flüge.
Eine im August veröffentlichte Flugsicherheitsstudie ergab zudem, dass zwischen 2018 und 2022 das weltweite Todesrisiko pro Flugzeug bei eins zu 13,7 Millionen lag. „Sie sind einem höheren Risiko ausgesetzt, wenn Sie zum Flughafen fahren, als wenn Sie mit einem Flugzeug fliegen“, sagte Anthony Brickhouse, Professor für Flugsicherheit an der Embry-Riddle Aeronautical University in Florida, im vergangenen Jahr gegenüber dem US-Sender CNN. „In manchen Teilen der Welt ist man auf einer Rolltreppe weniger sicher als in einem Flugzeug.“
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Trotz dieser beruhigenden Statistik kann es aber natürlich zu Unfällen kommen, wie die beiden tödlichen Flugzeugabstürze der vergangenen zwei Wochen gerade wieder gezeigt haben. Schaut man diese etwas genauer an, so sieht man, warum es tatsächlich Sinn macht, die Empfehlungen von Experten ernst zu nehmen. So saßen die 29 Überlebenden im Falles des aserbaidschanischen Absturzes alle im hinteren Teil des Flugzeugs. Letzteres zerbrach in zwei Teile und die hintere Hälfte blieb weitgehend intakt. Und auch die einzigen Überlebenden des südkoreanischen Unglücks waren die beiden Flugbegleiter in ihren Notsitzen ganz hinten im Flugzeug.
Flugzeugabsturz: Hintere Plätze sind am sichersten
Laut des Luftfahrtexperten Doug Drury von der CQUniversity Australia sind statistisch gesehen tatsächlich die mittleren Plätze in der letzten Reihe die sichersten in einem Flugzeug, wie er 2023 in einer Analyse im akademischen Fachmagazin „The Conversation“ schrieb. Eine Auswertung von Flugzeugdaten aus 35 Jahren habe demnach gezeigt, dass die mittleren Rücksitze eines Flugzeugs die niedrigste Todesrate aufwiesen: 28 Prozent, verglichen mit 44 Prozent für die Sitze im Mittelgang. Zudem fand er heraus, dass mittlere Sitze sicherer als Fenster- oder Gangsitze sind. Letzteres liege ganz einfach an dem Puffer, der durch die Anwesenheit von Personen auf beiden Seiten entsteht.
Trotzdem bevorzugen andere Experten die Sitze am Gang, da diese einem ermöglichen, im Notfall schneller einen Notausgang zu erreichen. Hier wird häufig empfohlen, maximal fünf Sitzreihen vor oder hinter einem Ausgang zu sitzen, um das Flugzeug im Notfall schneller verlassen zu können. Wichtig ist dabei auch, stets noch vor dem Start die Sitzreihen zu zählen, sodass man den Notausgang im Falle einer Rauchentwicklung auch bei schlechter Sicht finden kann.
Schnelle Evakuierung ist bei einem Flugzeugabsturz entscheidend
Im Falle eines Unfalls, bei dem die Passagiere zunächst überlebt haben, entscheidet meist über Leben und Tod, wie schnell das Flugzeug evakuiert werden kann. Moderne Flugzeuge müssen alle in 90 Sekunden evakuiert werden können, um eine Zertifizierung zu erhalten. Dass dies grundsätzlich möglich ist, zeigte der Zwischenfall der Japan Airlines im vergangenen Januar in Tokio Haneda. Obwohl nur drei von acht Notrutschen nutzbar waren und der Flieger letztendlich ausbrannte, nachdem er nach der Landung mit einer Maschine der Küstenwache kollidiert war, überlebten alle Passagiere und Crewmitglieder aufgrund ihres vorbildlichen Verhaltens bei der Evakuierung.
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Zu diesem vorbildlichen Verhalten gehört nicht nur, Ruhe zu bewahren und die Anweisungen der Crew zu befolgen, sondern auch, keinerlei Handgepäck mitzunehmen, im Notfall nicht mit dem Handy zu filmen und sich vorab auf der Bordkarte genauestens mit dem Flugzeug und der Handhabung des Notausgangs vertraut zu machen. Experten empfehlen zudem, wegen möglicher Luftturbulenzen stets angeschnallt zu bleiben, und auch seine Schuhe zumindest so lange anzubehalten, bis man die Reiseflughöhe erreicht hat, beziehungsweise sie wieder anzuziehen, wenn das Flugzeug mit dem Sinkflug beginnt.
Wahl der Airline kann die Sicherheit beeinflussen
Geoffrey Thomas, ein Luftfahrtexperte, der die Seite Airlineratings.com gegründet hat, betont aber auch immer wieder, wie wichtig die Auswahl der jeweiligen Fluggesellschaft sei. „Eine Faustregel ist, dass die wirklich guten Fluggesellschaften die wirklich guten Gehälter zahlen“, sagte er gegenüber CNN. Dies erlaube den Firmen, die besten Piloten auszuwählen. „Die schlechtesten Piloten müssen für jemand anderen arbeiten“, sagte der Australier, der selbst nur mit den am besten bewerteten Fluggesellschaften fliegt.
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„Piloten werden geschult, um das potenzielle Risiko in einem Notfall so gut wie möglich zu minimieren“, erklärte auch Drury in seiner Analyse. Beispielsweise würden sie versuchen, Berge zu vermeiden und im Falle eines Notfalls einen ebenen Ort suchen, beispielsweise ein offenes Feld, um so normal wie möglich zu landen. Das Landen im Wasser erfordert beispielsweise, die Oberflächenbedingungen zu beurteilen und Piloten müssen versuchen, zwischen den Wellen mit einem normalen Landewinkel zu landen.
Grundsätzlich seien Flugzeuge für Notfallsituationen sehr robust ausgelegt, so Drury. Der Flugzeugtyp spielt laut des Experten dabei keine allzu große Rolle, die Größe des Fliegers aber schon: „Im Allgemeinen haben größere Flugzeuge mehr Strukturmaterial und daher mehr Festigkeit, um dem Druck in der Höhe standzuhalten“, erklärte er. Letzteres bedeute, dass sie im Notfall einen gewissen zusätzlichen Schutz bieten können.