Mainz.. Die ARD hat Ina Müller, die in “Inas Nacht“ eine frische schräge Musikshow macht. Der Kultursender 3sat hat was Ähnliches im Programm: Annette Dasch bietet in ihrer Sendung “Daschsalon“ einen sehenswerten Zugang zu klassischer Musik - der kann sogar süchtig machen.
Annette Dasch ist an den großen Opernhäusern der Welt zu Gast. Sie ist ein bejubeltes Bühnenwesen – und Talkmasterin eines Hausmusikabends, der längst nicht nur etwas für Klassikfreunde ist. Am Samstag lädt sie – dieses Mal gemeinsam mit ihrem Mann, dem Bariton Daniel Schmutzhard — zum „Daschsalon“ (Samstag, 3sat, 21.05 Uhr). Ihr Gäste sind musizierende Paare wie Maren Eggert und Peter Jordan (beide vom „Tatort“ bekannt) und das Kabarettduo Pigor & Eichhorn.
Klassik für Doofe – nein, so würde sich Frau Dasch nicht ausdrücken. Aber dass man von Klassik nichts versteht und trotzdem mit ihr spricht, löst nicht viel — aber ein ganz klein wenig Irritation aus. Aber dann sagt sie, dass es ja gut ist, wenn man Laie ist.
Fast wie bei Ina Müller im Schellfischposten
Ihr Abend, der wie eine liebevolle Begegnung unter Gleichgesinnten erscheint, ist etwas Besonderes in der Fernsehlandschaft — hier entsteht, welch Seltenheit, Spannung aus konzentrierter Ruhe. Zuschauer, die lieber die Stones oder die Toten Hosen hören, müssen bei den Fingerübungen der Nachwuchspianisten, -flötisten-, violonisten keinesfalls abschalten. Wer gerne Menschen sieht, die alles geben, wer aber keinen Nerv auf Supertalent hat – hier ist die Alternative zu RTL. Bei Annette Dasch ist es ein bisschen wie bei Ina Müller im Schellfischposten — das, was in dem Musikzimmer abgeht, ist gleichfalls äußerst unterhaltsam, wenn auch nicht so frivol. Auch Frau Dasch – ein bisschen Berliner Schnauze – ist schlagfertig, hat Humor, Herz und einen messerscharfem Verstand.
Ina Müller in Düsseldorf
„Ich bin nicht schüchtern“, sagt sie, „aber es ist auch nicht so einfach, denn es darf ja nicht zu einer Fachsimpelei unter Kollegen ausarten.“ Tut es nicht.
Annette Dasch ist eine Opern-Diva ohne Allüren
Annette Dasch (36) wirkt nicht wie eine Frau, die zwischen New York, Tokio und Berlin hin- und hergondelt. Nicht abgehoben, sondern ganz nah dran. Man hört sie lachen am Telefon. Sie sagt: „Es gibt Leute, die das aber schon auch stört, dass ich so bin.“
Leute, denen es lieber wäre, wenn sie auch privat dem Klischee der Operndiva entspreche. Doch Diva ist nicht ihr Ding. Sie war Pfadfinderin! Sie liebt die Musik, so sehr, dass sie ein Teil von ihr ist. Doch eigentlich wollte sie mal Dachdeckerin werden. „Das war mein totaler Traum. Als Handwerker auf die Walz gehen, vier Wochen am Stück weg.“
Weg ist sie jetzt auch. Ihr Leben spielt sich in den Metropolen der Welt ab. Das ihres Mannes auch. „Es ist nicht so ganz einfach, alles zusammenzubinden, denn wir haben ja auch noch unsere kleine Tochter.“ Die übrigens fröhlich im Hintergrund kräht.
Ab und zu ein gutes Essen oder einen warmen Schlafsack
Für sie ist die Familie ihre Ruhe-Insel, „aber ich weiß auch, dass es viele Singlefrauen in dem Beruf gibt, die einfach durch die Gegend jetten und ihr Geld für verrückte Dinge ausgeben. Das finde ich auch toll, an abgefahrene Orte zu kommen oder mal einfach eine Wüstenrallye zu machen.“
Bayreuther Festspiele
Wenn sie Geld ausgibt, dann nicht so sehr für, sagen wir, Schuhe. „Nein, das klingt so nach Chichi, eher für Praktisches, gutes Essen oder einen warmen Schlafsack.“
Anspruchslos? Das wäre ein Irrtum. In ihrer Sendung spürt man, dass Annette Dasch, die begeistert erzählt von ihrer Arbeit in Salzburg mit der Regie-Legende Hans Neuenfels, künstlerisch sehr hohe Anforderungen stellt. Man spürt das – ihr Abend ist eine charmante Einladung, doch mal wieder zur Klassik-CD zu greifen.