Hamburg. Ina Müller veröffentlicht Bücher, moderiert preisgekrönte Sendungen wie „Inas Nacht“ und macht auch noch erfolgreich Musik. Am 24. März moderiert sie die „Echo“-Gala in der ARD. Anlässlich der Veröffentlichung ihrer neuen Platte „Das wär dein Lied gewesen“ redet die Hamburger Deern über Fremdgehen, weinende Männer und Fremdschämen.
Sie wurden mal als „Chronistin des Alltags“ bezeichnet. Auch auf Ihrem neuen Album geben Sie wieder sehr viel von sich preis.
Ina Müller: Ich finde es toll, Lieder über Themen zu singen, zu denen ich wirklich etwas sagen kann. Ich möchte keine Rolle spielen müssen. Dadurch würde man sich selbst zwar ein bisschen aus dem Fokus nehmen, und das wäre sicherlich ganz ratsam. Aber das Abstrakte langweilt mich. Stattdessen klatsche ich jedes Mal meine komplette Seele auf die Bühne.
Im Stück „Fremdgehen“ geht es darum, sich in einer Beziehung wieder fremd zu werden, um sich dadurch noch einmal neu kennenlernen zu können. Sind Sie wirklich der Meinung, dass so etwas klappen kann?
Ina Müller: Schwer zu sagen. Aber eine Trennung ist eben nicht immer die einzige Alternative, wenn es nach zehn Jahren als Paar ein bisschen öde geworden ist. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Das Lied soll kein Plädoyer für affige Rollenspiele sein. Eher eine Art Hilferuf, um dieses Gefühl zurückzubekommen, dass man am Anfang der Beziehung für den Partner empfunden hat. Bei mir hat so etwas nie funktioniert. Wenn die Luft raus war, bin ich immer abgehauen.
Kerle sollten nicht im falschen Moment heulen
In einer Folge von „Inas Nacht“ haben Sie mal erzählt, dass Sie mit einem Typen Schluss gemacht haben, weil er im Kino bei „Titanic“ neben Ihnen geweint hat. Dürfen Männer ihre Gefühle nicht zeigen?
Ina Müller: Selbstverständlich dürfen sie das. Sie sollten bloß nicht vergessen, dafür raus zu gehen (lacht). Es kommt eben immer darauf an, wo man heult. Es gibt Filme, bei denen man weinen darf. Aber doch bitte nicht bei „Titanic“. Wer da weint, gehört zu einer bestimmten Kategorie Mann. Und die ist wohl nicht meine.
Im Stück „Ja, ich will“ sprechen Sie eine gewisse Form von Romantik an, mit der Sie nichts anfangen können.
Ina Müller: Es gibt diese fiese Form von Romantik, die so unglaublich unsexy ist, dass ich es kaum in Worte fassen kann.
Klischee-Romantik?
Ina Müller: Genau. Wenn Leute zu Kai Pflaume gehen, sich auf unschönen Fliesen in ein großes Herz aus Teelichtern stellen und vollkommen unmusikalisch schlecht gereimtes Liedgut für ihre Partner vortragen. Das ist der Inbegriff von Fremdscham.
Keine öffentlichen Liebesschwüre
Hätten Sie Angst davor?
Ina Müller: Auf jeden Fall! Deshalb sind mir bei Männern zwei Dinge immer ungeheuer wichtig gewesen: Zum einen, dass sie im Sommer nicht diese offenen Sandalen und kurze Hosen tragen und mir zum anderen niemals singend im Fernsehen zeigen wollen, wie sehr sie mich lieben.
Im Stück „Mitte 20“ reden Sie über die Vorzüge junger Männer. In der ersten Zeile singen Sie: „Du bist so süß, darf ich dich Schnucki nennen?“ Ist das der Kosename, mit dem man bei Ihnen rechnen muss?
Ina Müller: Ja, ich nenne Typen gerne „Schnucki“ oder „Kleines“ – Letzteres bevorzugt bei großen, dicken Männern. Ich sage aber auch ganz gerne „mein Süßen“. Mein eigener Name ist so kurz, dass es keine Verniedlichung braucht.
Jeder Song Ihres Albums ist einer bestimmten Person gewidmet, das Titelstück „Das wär dein Lied gewesen“ zum Beispiel einem gewissen S. Darin heißt es: „Du reichst nicht mal für 2 ½ Zeilen“. Klingt nach Abrechnung.
Ina Müller: Das ist es auch. Ich hätte genauso gut „Arschloch“ singen können, halte es aber so für die größere Beleidigung. Es sollte wirklich weh tun.
Apropos: Sie haben auf Ihrem Bauernhof früher eigenhändig Kälber mit der Zange kastriert. Haben Sie von diesen Erfahrungen auch im späteren Leben noch mal profitieren können?
Ina Müller: Ich glaube schon. Aber ich möchte an dieser Stelle nur ungern ins Detail gehen.