Berlin. Nie zuvor hat sich eine Generation so jung gefühlt wie die heutigen Senioren. Jeder Dritte der über 70-jährigen Deutschen glaubt, seinen Lebenshöhepunkt gerade erst erreicht oder sogar noch vor sich zu haben. Wer früher zu den Alten gehörte, rechnet sich heute zu den „Junggebliebenen“.

Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an: Soziologen der Uni Osnabrück haben nach dem Lebensgefühl der über 45-Jährigen gefragt und heraus gefunden: Die große Mehrheit glaubt, dass ihr Lebenshöhepunkt bei 60 Jahren liegt, viele rechnen damit, länger als 100 Jahre zu leben. Das heißt: Alt werden wollen alle, alt sein aber möglichst nie. Denn das bedeutet für die meisten nicht etwa Reife und Weisheit, sondern Gebrechlichkeit, Pflegebedürftigkeit, Siechtum. Für die Mehrheit gilt: Alt ist, wer ein Greis ist.

Für die meisten älteren gilt: Das Leben macht Spaß

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Die Ursache für die extrem optimistische Einstellung sehen die Osnabrücker Soziologen um Dieter Otten in der Lebenswirklichkeit der meisten älteren Deutschen: „Das Leben macht Spaß, die Zukunft bringt Gutes.“ Nur ungern lassen sich die Junggebliebenen deshalb auch in lebenszeitliche Schubladen stecken: Kaum Zustimmung gab es für Begriffe wie „Best Ager“, „Silver Generation“, „Generation Kukident“ oder wie auch immer die Werber die attraktive Zielgruppe nennen. Die Osnabrücker sprechen deshalb von der „Freien Generation“ – denn sie löst sich auch von anderen Erwartungen: Mehr als jeder Dritte spart nicht mehr für seine Erben, sondern will sein Geld zu Lebzeiten ausgeben. Zum Beispiel beim Online-Shopping – hier sind besonders die 66 bis 70-Jährigen kaum zu bremsen.