Essen/Herne. Eine neue Studie hat bestätigt, dass die Best Ager guter Dinge sind. Sie sind agil und wollen immer etwas Neues entdecken: Wir stellen fünf Beispiele vor.

Der Generation Silber geht es gut. Laut Studie des Osnabrücker Altersforschers Dieter Otten fühlen sich die Menschen immer jünger und immer wohler in ihrer Haut. Warum? Weil sie endlich tun können, was sie wirklich wollen.

So wie Christel Wolf (60). Lange war sie Lehrerin. Bis sie sich sagte: „Ich möchte auch noch einmal etwas anderes machen.” Also hat sie sich beurlauben lassen und Psychologie studiert. Während sie beim Dortmunder Seniorenstudiengang in die Seelenlandschaften abtauchte, entwickelte sie eine neue Leidenschaft: „Immer wieder etwas Neues tun.” Lernen, ein Ehrenamt annehmen, egal. Bloß nicht nur das tun, was ältere Menschen oft tun: Zeit auf schöne Weise 'rumkriegen. Sie will ihre Kraft sinnvoll einsetzen.

Mit dem Wunsch ist sie nicht allein. Denn längst sei es nicht mehr so, dass all die Golden Girls und Herbstzeitlosen nach Angeboten aus der bunten Konsumwelt gieren. Nein, sie suchen Angebote, die sie innerlich erfüllen, sagt die Journalistin Susanne Schübel, die gemeinsam mit der Designerin Susanne Zabel in Herne ein Projekt für die „Generation des Wandels” leitet: „ID55” bietet per Internetseite, Magazin und Live-Forum denen eine Plattform, die eine Alternative suchen zu Lehnstuhl oder Langeweile.

Überall da, wo sie auftreten, die Frauen von „ID55”, sei der Saal rappelvoll, so Schübel (52). „Wir sind viele und ändern alles”, zitiert sie den Titel ihres ersten Kongresses. Als sie selbst fünfzig wurde, fiel ihr auf, dass die Vorbilder für das gelebte Alter fehlten. „Der Wunsch nach einem erfüllten Leben gehörte nicht zum guten Ton. Aber irgendwann entsteht doch ein anderes Bedürfnis, als immer nur länger zu schlafen oder zu reisen.”

Dass gerade ihre Generation, diese friedens- wie ökö-bewegten Typen, dass sie es sein sollen, die irgendwann im Altenheim sitzen? Alternativen braucht das Land. Und Leute, die sie aufzeigen. Also wurde „ID55” geboren, das Forum, „anders alt zu werden”.

Ihr Projekt – mit Foto-Ausstellungen zur Schönheit des Alters, Angeboten zu Gesundheit und Fitness und Infos über alternative Wohnformen – will Lust machen, sich auf den dritten Lebensabschnitt zu freuen, der mit 55 Jahren beginnt. Und also, wenn man Glück hat, recht lange dauern kann. Bei den Herner Frauen also tummeln sich die Leute, die von sich aus sagen, glücklich zu sein. Weil sie sich eben nicht zum alten Eisen zählen, meint Ulrich Schlüter (56), Uhrmachermeister, obwohl die Welt sagt, „man ist ein alter Sack”. Schlüter hatte sich durchgerungen, mit 53 Jahren Existenzgründer zu werden und ließ sich als Uhrmacher in Bochum nieder. „Ich habe mich nur über eines geärgert. Dass ich es nicht schon eher getan habe.” Als er also kreativ wurde, war er erfüllt von seinem Job und gehörte von da an zu den Best Agern im besten Sinne. Wobei nicht nur Verändern zum Glück führe. „Ich höre heute noch die Musik, die ich früher gehört habe.” Stones, ACDC. Gutes bleibt.

Glück im Alter, das ist ein Thema für Klaus Schneider (65) aus Herne, der vor Lebensfreude strotzt und jedes Wort mit einem Lachen begleitet. Sein Berufsleben lang hat er als Techniker gearbeitet und sich immer gewünscht, mal mehr zu tun. Tut er jetzt. „Ich bin sehr sportlich und habe zig Fortbildungen gemacht. Jetzt bilde ich Leichtathletik-Trainer aus, bin als Ernährungsberater unterwegs.” Er radelt, 75 Kilometer. Herr Schneider ist Energie pur.

„Diese Leute”, sagt Susanne Schübel, „haben viel zu geben und können noch richtig was drehen.” Nach Ruhestand klingt das – zum Glück – nicht.

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