Essen. Die 20 Millionen Rentner in Deutschland fühlen sich von der Regierung beim Konjunkturpaket übergangen. Entsprechend gereizt reagieren sie nun auf Forderungen aus Wissenschaft und Politik, sie sollten zur Finanzierung des 50-Milliarden-Programms beitragen.
„Das ist ziemlich dreist”, sagte Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VDK, der WAZ. „Die Rentner sind nicht für die Finanzkrise verantwortlich. Im Gegenteil: Sie sind durch falsche Beratung ihrer Banken besonders häufig Opfer geworden.”
Weil vier von fünf Rentnerhaushalten keine Steuern zahlen, werden sie auch nicht entlastet. Allein ihr Krankenkassenbeitrag sinkt zum 1. Juli um 0,3 Prozentpunkte, bei einer Rente von 1000 Euro also um drei Euro. „Das gleicht nicht einmal die Erhöhung aus, die zum Jahresbeginn 75 Prozent der Rentner getroffen hat. Sie haben real weniger Geld als vorher”, sagt die Chefin des größten Sozialverbands.
"Eine Frage der Gerechtigkeit" - oder "dummes Zeug"?
Dennoch forderten Koalitionspolitker aus den hinteren Reihen und Ökonomen Einschnitte für Rentner. „Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Die künftigen Generationen werden die Zeche zahlen müssen. Deshalb wäre es legitim, über einen Beitrag der Rentner nachzudenken”, sagte Hilmar Schneider, Direktor am Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) Bonn. Er hielte eine Nullrunde in diesem Jahr für gerechtfertigt.
Doch dafür gibt es in der Koalition wohl keine Mehrheiten. „Dummes Zeug”, nennt SPD-Rentenexperte Anton Schaf solche Forderungen, „die Rentner haben allemal ihren Beitrag geleistet.” Auch sein Pendant bei der CDU, Peter Weiß, hält Kürzungen für „unsinnig”. Weiß verteidigt zugleich die Aussetzung des „Riester-Faktors”, wodurch die Renten im Juli um 2,75 Prozent steigen können. Schneider nennt das ein „Wahlgeschenk”.
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