Dresden. .
Die Hochwassersituation in Sachsen spitzt sich wieder zu. Nach starken Regenfällen wurde im Landkreis Zwickau erneut ein Hochwasseropfer registriert.
Die Hochwassersituation in Sachsen spitzt sich möglicherweise wieder zu. Nach neuen, starken Regenfällen wurde am Donnerstag in Werdau (Landkreis Zwickau) erneut ein Hochwasseropfer registriert. Ein 38-jähriger Mann wurde bei Reinigungsarbeiten an einem Abwasserkanal von einer Flutwelle erfasst. Der Mann ertrank. Erst am vergangenen Wochenende starben in Neukirchen drei Rentner bei Hochwasser in einem Keller. In Neukirchen an der Pleiße wurden am Donnerstag zudem mehrere Straßen überspült, nachdem der Damm eines 1500 Quadratmeter großen Teiches gebrochen war.
Für das Wochenende rechnet das Landeshochwasserzentrum, das derzeit rund um die Uhr besetzt bleibt, insbesondere in Ostsachsen wieder mit starken Regenfällen und in der Folge auch mit einem Anstieg der Pegel.
Abgerutscht und von Flutwelle erfasst
Bei dem nunmehr vierten Opfer des Augusthochwassers handelte es sich um einen Angestellten einer Gärtnerei. Er wollte zusammen mit einem 26-jährigen Arbeitskollegen einen Kanaleinlauf von angeschwemmtem Treibgut befreien, um eine drohende Überschwemmung zu verhindern, wie die Polizei mitteilte. Dabei sei er offenbar abgerutscht und von einer Flutwelle erfasst worden, die sich aus einem Stausee speiste. Der Mann geriet in einen Sog. Binnen Sekunden stieg der Wasserpegel an dieser Stelle auf mehr als zwei Meter. Der Mann ertrank. Sein jüngerer Kollege hatte noch vergeblich versucht, ihn zu befreien. Der Wasserspiegel war den Polizeiangaben zufolge nach heftigen Regenfällen sprunghaft gestiegen.
Unterdessen werden die Talsperren wieder für kommende Hochwasser vorbereitet. In allen Hochwasserrückhaltebecken und den meisten Talsperren stehe wieder der volle Rückhalteraum zur Verfügung, teilte der Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung, Hans-Ulrich Sieber, in Pirna mit. Die Talsperre Bautzen könne jedoch erst am Wochenende wieder vollständig für den Hochwasserschutz zur Verfügung stehen. Nach Angaben des Abteilungsleiters im Umweltministerium, Ulrich Krauß, stehen für das Wochenende dann 150 Millionen Kubikmeter Rückhalteraum bereit.
Land will Geschädigten „unkompliziert“ helfen
Sachsens Regierungssprecher Johann-Adolf Cohausz appellierte zudem an die Betroffenen, sich bei den kommunalen Behörden zu melden und ihre durch das Hochwasser am vergangenen Wochenende entstandenen Schäden anzugeben. Neben dem Soforthilfeprogramm mit zinsverbilligten Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro sollten auch Richtlinien bestehender Förderprogramme überprüft werden. Ziel sei es, den Geschädigten schnell und unkompliziert zu helfen.
„Es wird immer deutlicher, dass kein Fall dem anderen gleicht“, sagte Cohausz. Jeder Fall müsse einzeln entschieden werden. So müsse über Hilfen für Härtefälle und „Hartz IV“-Empfänger beraten und eine Regelung gefunden werden. Die Staatsregierung geht von einem Gesamtschaden im dreistelligen Millionenbereich aus. Cohausz sprach von einer Summe zwischen 100 und 150 Millionen Euro. Das Deutsche Rote Kreuz befürchtet unterdessen in der vom Hochwasser betroffenen Neiße-Region eine steigende Zahl von Armut betroffener Menschen. (ddp)