Görlitz. .

In den sächsischen Hochwassergebieten entspannt sich die Lage langsam. Der Hochwasser-Scheitel der Neiße bewegt sich aber weiter nach Norden in Richtung Brandenbrug. Bedroht sind Menschen und ein Unesco-Welterbe.

Das Hochwasser an der Neiße hat am Montag auch den berühmten Fürst-Pückler-Park im sächsischen Bad Muskau überflutet. Der rund 830 Hektar große Park zählt seit 2004 zum Unesco-Welterbe und erstreckt sich beiderseits der Neiße auf deutschem und auf polnischem Gebiet. Er wurde von 1815 bis 1845 von dem Landschaftsgärtner und Schriftsteller Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) angelegt. Pückler ließ sich dabei von dem Stil der englischen Regency-Gärten des frühen 19. Jahrhunderts inspirieren.

Herzstück des Parks ist das Schloss, das am Montag durch Sandsäcke vor dem heranströmenden Wasser geschützt werden sollte. Das Schloss war 1945 durch einen Brand zerstört worden und zu DDR-Zeiten eine Ruine geblieben. Erst 1995 begann die Restaurierung, seit 2008 steht das Gebäude der Öffentlichkeit wieder offen.

Aussicht auf einen Teil des Fürst-Pückler-Parks in Bad Muskau: Schloss Branitz am Schlossteich.        Foto: ddp
Aussicht auf einen Teil des Fürst-Pückler-Parks in Bad Muskau: Schloss Branitz am Schlossteich. Foto: ddp © ddp

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) war am Montag nach Bad Muskau gereist. Dort sprach er sich für „eine enge Zusammenarbeit zwischen Land und Bund“ aus, um einen schnellen Wiederaufbau zu gewährleisten. Ein besonderer Schwerpunkt müsse dabei auf den wirtschaftlichen Unternehmen liegen, die vom Hochwasser betroffen seien, sagte er. Dabei verwies er unter anderem auf das Bombardier-Werk in Bautzen, das überschwemmt wurde. Dort gebe es einen „totalen Produktionsausfall“.

Lage in Sachsen entspannt sich

Unterdessen entspannte sich die Lage in Sachsen. In Zittau, Görlitz und Rothenburg fielen die Pegelstände der Neiße weiter, wie der Katastrophenschutzstab am Montagmorgen mitteilte. In Görlitz lag der Pegel um 03.00 Uhr bei 5,63 Metern, nachdem er am Sonntagmorgen noch einen Rekordstand von 07,07 Metern erreicht hatte.

Ein Teil der am Vortag in Sicherheit gebrachten Einwohner konnte bereits in ihre Wohnungen zurückkehren. In Teilen von Görlitz und Ostritz waren aber weiterhin mehrere tausend Menschen ohne Strom. Der Katastrophenschutzstab riet den Einwohnern, Wasser vor dem Trinken unbedingt abzukochen. In allen Schulen von Görlitz und der Freien Schule Ostritz fiel für Montag der Unterricht aus.

Der Krisenstab des sächsischen Innenministeriums hatte am Sonntagabend erklärt, die Neiße werde

Sandsäcke schützen am Montag in Bad Muskau im Fürst-Pückler-Park ein Gebäude, an dem zwei Hochwassermarken aus den Jahren 1897 und 1981 befestigt sind. Foto: ddp
Sandsäcke schützen am Montag in Bad Muskau im Fürst-Pückler-Park ein Gebäude, an dem zwei Hochwassermarken aus den Jahren 1897 und 1981 befestigt sind. Foto: ddp © ddp

im Laufe des Tages fast auf Normalstand gesunken sein. Es werde auch nicht mit einer zweiten Flutwelle gerechnet. An der oberen sächsischen Elbe kann dagegen noch keine Entwarnung gegeben werden, da sich Wassermassen von der Moldau und der Elbe auf Sachsen zubewegen. Die Hochwassermarke werde aber deutlich unter der aus dem Jahr 2002 bleiben. Am Montagmorgen waren noch knapp 1030 Helfer im gesamten Katastrophengebiet im Einsatz.

Brandenburger müssen bangen

Nun müssen die Menschen weiter nördlich in Brandenburg bangen. Der Präsident des brandenburgischen Landesumweltamtes, Matthias Freude, rechnet für die Spree in Brandenburg mit einem der höchsten Wasserstände seit Jahrzehnten. Oberhalb der Talsperre Spremberg werde für den Montagabend oder für die Nacht zum Dienstag mit der Hochwasser-Alarmstufe 4 gerechnet, sagte er im RBB-Inforadio. Zuletzt sei diese Alarmstufe 1981 ausgerufen worden. „Danach ist ja - aus heutiger Sicht zum Glück - die Talsperre gebaut worden, die uns heute leichter und lockerer atmen lässt“, sagte Freude.

Die Spree werde jetzt oberhalb der Talsperre „an vielen Punkten ausufern“, sagte der Präsident des Landesumweltamtes. Am Montagmorgen habe der Wasserstand 1,50 Meter höher gelegen als normal. „Da kommt noch mal ein Meter drauf“, sagte Freude. Die Fluten könnten aber in der Talsperre „zwischenspeichert“ werden. Über einen Zeitraum von etwa drei Tagen könnten die Wassermassen dann „kontrolliert abgegeben“ werden.

„Der Spreewald wird uns einiges abnehmen“

Freude sagte, er rechne nicht mit Flutwellen oder Evakuierungen im Bereich unterhalb der Talsperre. „Der Spreewald wird uns auch einiges abnehmen, da kann man auch etliche unbewohnte Gegenden fluten“, sagte Freude. Es liefen bereits Gespräche mit der Forstwirtschaft. Dies sei „Alltagsroutine im Hochwassergeschäft“. (afp/apn/ddp)