Frankfurt/Oder.

Das Oder-Hochwasser hat Brandenburg erreicht. Am Montag wurde Alarmstufe 1 ausgerufen. Für Mittwoch wird Alarmstufe 2 erwartet.

Die Vorboten des Oder-Hochwassers erreichen Deutschland. Am Montagmittag wurde für den südlichen deutschen Oder-Abschnitt von der Neißemündung bei Ratzdorf bis zum Stadtrand von Frankfurt die Alarmstufe 1 ausgerufen, wie das Hochwassermeldezentrum Frankfurt (Oder) mitteilte. Die Alarmstufe gilt auch für Teile der Neiße. Ab Dienstag seien stärker steigende Wasserstände zu erwarten. Der Hochwasserscheitel werde gegen Ende der Woche Deutschland erreichen und deutlich oberhalb der zweithöchsten Alarmstufe 3 liegen.

Land unter in Polen, Alarm in Brandenburg: Die erste Hochwasserwelle erreichte am Pfingstmontag die polnisch-deutsche Grenze. Am südlichsten deutschen Oder-Ort Ratzdorf und in Eisenhüttenstadt wurde am Mittag die erste Alarmstufe ausgerufen. Ab Dienstag werden dann stärker steigende Wasserstände erwartet, so dass in den kommenden Tagen auch an den anderen Orten die erste Alarmstufe ausgelöst werden soll. In Polen stieg die Zahl der Hochwasser-Toten am Montag auf 14.

100.000 Einwohner von Warschau von Flut bedroht

Seit einer Woche befindet sich das obere Einzugsgebiet der Oder unter dem Einfluss eines Tiefdruckgebietes. Das führte zu lang anhaltendem Dauerregen und schweren Überflutungen in Tschechien, Polen und auf dem Balkan.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk sprach am Sonntag von einer dramatischen Situation in Südpolen. Am Sonntag trat in der Hauptstadt Warschau die Weichsel über die Ufer. Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz warnte, bis zu 100.000 Bewohner seien bedroht. Noch könnten die Anwohner des Weichsel-Ufers in ihren Häusern bleiben, sie sollten sich aber für eine Evakuierung bereithalten. Die Schulen in Flussnähe sollen auch am Dienstag vorsorglich geschlossen bleiben.

Nach einem Dammbruch bei Plock rund 100 Kilometer nordwestlich von Warschau am Sonntag mussten bis Montag 4.000 Anwohner evakuiert werden, wie die örtlichen Behörden mitteilten. Auch in Breslau mussten nach Polizeiangaben zahlreiche Menschen evakuiert werden, nachdem am Samstag die Oder an zwei Stellen über die Ufer getreten war.

Brandenburg rechnet am Mittwoch mit zweiter Alarmstufe

Im brandenburgischen Ratzdorf stieg der Pegel innerhalb eines Tages bis zum Montagmittag um 19 Zentimeter auf 4,70 Meter. Damit lag der Pegel fünf Zentimeter über dem Schwellwert für die Alarmstufe Eins. Auch in Eisenhüttenstadt wurden die Werte der ersten Stufe erreicht.

Für Mittwoch werde in Eisenhüttenstadt und Ratzdorf dann mit der Alarmstufe Zwei gerechnet, sagte Eberhard Schmidt vom Hochwassermeldezentrum in Frankfurt/Oder auf DAPD-Anfrage. Ende der Woche werde der Hochwasserscheitel den oberen Grenzabschnitt der Oder erreichen. Die Scheitelwasserstände würden sich dabei deutlich oberhalb der Richtwerte der zweithöchsten Alarmstufe Drei einstellen und auf diesem Niveau wenige Tage stagnieren.

Bei der ersten Stufe werden in bestimmten Zeitabständen die zuständigen Behörden über die Hochwasserentwicklung informiert, außerdem wird die Funktionsfähigkeit der Hochwasserschutzanlagen kontrolliert. Bei der Ausrufung der zweiten Stufe findet eine tägliche Kontrolle der Deiche und der wasserwirtschaftlichen Anlagen statt. Ebenso wird ein durchgehender Wachdienst an den Deichen vorbereitet. Bei der Alarmstufe Drei wird der Wasserstand der Oder ständig beobachtet. Katastrophenalarm gilt aber erst ab Alarmstufe Vier.

Polder in der Uckermark vor Flutung

Umweltministerin Anita Tack (Linke) kündigte für Dienstag einen Besuch im Hochwassermeldezentrum an, um sich über die aktuelle Situation und Vorbereitungsmaßnahmen zu informieren.

Bereits am Freitag war in Stützkow in der Uckermark für einen knapp 28 Kilometer langen Flussabschnitt die erste Alarmstufe ausgerufen worden. Grund dafür war aber, dass die Flutungspolder dort noch geschlossen waren, wie Schmidt erklärte. Die Flutung von Poldern werde jedoch vorbereitet.

Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck hatte am Freitag die Einrichtung eines Krisenstabs für Dienstag nach Pfingsten angekündigt. In Beeskow bei Frankfurt/Oder liegen drei Millionen Sandsäcke bereit. (apn)