Recklinghausen. .
Es wird noch heißer: Am Wochenende werden im Süden Deutschlands Temperaturen bis knapp 40 Grad erwartet. In NRW gehört der Freitag zu den heißtesten Tagen des Jahres. Die Ozonwerte klettern.
Das hochsommerliche Wetter hat am Freitag in Nordrhein-Westfalen die Temperaturen auf tropische Werte steigen lassen. Wie eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Essen auf ddp-Anfrage sagte, lagen die Temperaturen am frühen Abend (17.00 Uhr) am Flughafen Köln/Bonn bei 35,9 Grad Celsius. In Rahden-Varl (Kreis Minden-Lübbecke) wurden 35,7 Grad gemessen. Am Flughafen Düsseldorf und in Mönchengladbach wurden ebenfalls Temperaturen von etwa 35 Grad registriert. Damit zähle der Tag zu den bislang heißesten des Jahres, hieß es. Auch in den kommenden Tagen werde sich das kaum ändern - trotz vereinzelter Gewitter, die erwartet würden.
Das heiße Wetter trieb zudem erneut die Ozonwerte in die Höhe. Am Freitag wurde in vielen Orten Nordrhein-Westfalens die kritische Marke von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten, wie das Landesumweltamt in Recklinghausen mitteilte. Der höchste gemessene Ozonwert lag um 16.00 Uhr in Essen-Schuir mit 216 Mikrogramm Ozon.
Bei Ozonwerten über 180 Mikrogramm wird empfindlichen Menschen empfohlen, körperliche Anstrengungen im Freien zu vermeiden. Es könnten gesundheitliche Beschwerden wie Schleimhautreizungen, Kopfschmerzen oder Kurzatmigkeit auftreten. Auf außergewöhnlich anstrengenden Ausdauersport sollte verzichtet werden. Ab 240 Mikrogramm gelten die Warnhinweise für die ganze Bevölkerung.
Aufgrund der langen Trockenheit und Hitze ist die Waldbrandgefahr derzeit weiterhin sehr hoch. Im Kreis Kleve kam es gleich zu mehreren Bränden auf Kornfeldern oder Grasflächen. Dabei brannten unter anderem in Straelen Kornfelder mit einer Fläche von sieben Hektar nieder.
Neue Hitzewelle am Samstag
Deutschland stöhnt unter der Hitze. Bereits am zweiten Wochenende in Folge sind tropische Temperaturen angesagt. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) klettert das Thermometer im Süden und Südwesten örtlich bis auf 39 Grad Celsius. Der Höhepunkt der neuerlichen Hitzewelle wird am Samstag erwartet. In fast allen Teilen des Landes seien mehr als 30 Grad angesagt, sagte Meteorologin Dorothea Paetzold am Freitag in Offenbach. „Es wird heiß und schwül, weil auch feuchte Luft kommt.“
Fraglich bleibt, ob der seit fast 60 Jahren bestehende Rekord für die erste Juli-Dekade überboten wird. Am 2. Juli 1952 wurden in Bad Dürkheim und Heidelberg 39,5 Grad gemessen. Und der Hitzerekord liegt auch nicht soweit entfernt. So registrierte der DWD jeweils 40,2 Grad am 27. Juli 1983 in Gärmersdorf bei Amberg (Oberpfalz), am 9. August 2003 in Karlsruhe und am 13. August desselben Jahres in Freiburg und Karlsruhe.
Auch in der kommenden Woche bleibt es hochsommerlich warm. Vor allem im Osten müsse mit bis zu 37 Grad gerechnet werden, sagte die Meteorologin. Doch es werde insgesamt unbeständiger.
Mit den hohen Temperaturen werden auch die Ozonwerte steigen. Am Freitagnachmittag wurden im Westen und Nordwesten bereits großflächig Werte über der kritischen Marke von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. Vereinzelt könnte sogar die Warnschwelle von 240 Mikrogramm überschritten werden, sagte eine Sprecherin des Umweltbundesamtes in Dessau.
Körperliche Anstrengungen vermeiden
Empfindlichen Menschen wird deshalb empfohlen, körperliche Anstrengungen im Freien zu vermeiden. Am Wochenende können sie aber aufatmen: Eine aus Frankreich heranziehende Gewitterfront sorgt für eine sinkende Ozonbelastung in ganz Deutschland. Bis zum Sonntag werden nur noch vereinzelt im Osten und Südwesten kritische Werte erreicht.
Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen ist Mineralwasser in vielen deutschen Supermärkten derzeit der Renner. Die Regale müssten schneller nachgefüllt werden, hieß es in der Branche. Mit der Hitzewelle steige der Wasserkonsum der Deutschen deutlich an, sagte die Sprecherin des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen in Bonn, Meike Strenger. „In heißen Sommern werden allein im Juli und August mehr als ein Fünftel der jährlich abgesetzten Wasserflaschen verkauft“, weiß Strenger aus Erfahrung. Denn das Wassertrinken liege im Trend. So sei der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen von 12,5 Litern 1970 auf mittlerweile 133 Liter enorm gestiegen.
Eisverkäufer freuen sich über die Hitzewelle
Den Biergartenbetreibern und Restaurantbesitzern hingegen bereitet das heiße Wetter nach einem kurzzeitigen Umsatzplus durch die Fußball-WM eher Sorgen. „Unter einem Sonnenschirm ist es derzeit fast unerträglich“, sagte am Freitag der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes in Thüringen, Dirk Ellinger. „Wenn es zu warm ist, wird es kritisch.“ Bei Temperaturen von bis zu 35 Grad blieben viele Gäste bis zum späteren Abend zu Hause. Ansonsten füllten sich schon nachmittags die Außenbereiche. Jetzt suchten Gäste lieber kühle Orte auf.
Die Eishersteller freuen sich über die Hitzewelle. Nach einem sehr durchwachsenen Frühling sehen sie dem Sommer optimistisch entgegen, wie Torben Erbrath vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie sagte. „Fünf Grad weniger wären uns aber lieber“, das Eis schmelze im Moment einfach zu schnell.
Allergiker haben derzeit vor allem mit Gräserpollen zu kämpfen. Die Belastung ist nach DWD-Angaben in ganz Deutschland „mäßig bis hoch“. Die Gräserblüte dauert noch bis in den September hinein an.
Trotz lokaler Gewitter mit teils ergiebigen Niederschlägen besteht nach DWD-Angaben weiterhin eine hohe Waldbrandgefahr. Vor allem im Osten gilt vielerorts die höchste Warnstufe fünf. (ddp)