Berlin. Mädchen können doch Mathe - und Jungen sind in Deutsch eigentlich nicht schlechter. Das beweist eine neue Auswertung der Pisa-Studien. Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in diesen Fächern werden demnach stark von Vorurteilen verfälscht.
Geschlechtsspezifische Vorurteile und Stereotype beeinflussen einer aktuellen Studie zufolge den Bildungserfolg von Jungen und Mädchen. Das ergab eine Sonderauswertung der bisherigen Pisa-Studien, die am Dienstag von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris veröffentlicht wurde. Die Untersuchung stützt sich neben den Daten der internationalen PISA-Studien auch auf andere OECD-Erhebungen.
Demnach nehmen Leistungsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen im Laufe der Schulkarriere zu. Gegen Ende der Grundschulzeit erzielen sie in Mathematik bei internationalen Vergleichsstudien fast die gleichen Ergebnisse. Laut PISA-Ergebnissen zeigt sich im Alter von 15 Jahren jedoch ein anderes Bild: Hier schneiden Jungen in fast allen untersuchten Ländern besser ab als Mädchen. Beim Lesen sind Mädchen bereits in der Grundschule den Jungen überlegen. Dieser Unterschied verstärkt sich der Studie nach in der weiteren Schullaufbahn.
Mädchen zweifeln an ihren mathematischen Fähigkeiten
Die Differenzen sind den Studienautoren zufolge eher auf Stereotype als auf die tatsächliche Begabung zurückzuführen. So haben 15-jährige Mädchen bei Aufgaben zu allgemeiner Problemlösung keine Schwierigkeiten. Hier schneiden sie laut Untersuchung ähnlich gut ab wie ihre männlichen Altersgenossen, während sie beim Lösen mathematischer Probleme hinter den Jungen zurückliegen. Zweifel an den eigenen mathematischen Fähigkeiten seien unter Mädchen jedoch weit verbreitet.
OECD-Generalsekretär Angel Gurría mahnte, man dürfe nicht akzeptieren, dass es Vorurteile wie «Lesen ist nichts für Jungen» oder «Mathe ist nichts für Mädchen» weiter gebe. «Solche Ansichten führen dazu, dass unseren Gesellschaften wichtiges Bildungspotenzial verloren geht», sagte er. (ddp)