Düsseldorf. Kleine Klassen, Ganztagsbetreuung, eine hervorragende Ausstattung und dazu motiviertes Personal: Das bietet die International School Düsseldorf. Und das erscheint auch deutschen Eltern immer attraktiver für ihre Kinder.
Schon dieser Schulflur sieht nicht wie einer aus. S-förmig angelegt, die Schwünge des nahen Rheins kopierend, zieht er sich durch das Gebäude der International School Düsseldorf. Zwei Japanerinnen eilen, in Muttersprache parlierend, zur nächsten Stunde. Ein Farbiger verabschiedet sich von seinem Klassenkameraden mit einem coolen „See you, then!” Und hoch oben, an den glasüberdachten Wänden, prangt mehrere Meter groß ein von Jan Vermeer inspiriertes Acrylbild: Ein Maler in seinem barocken Atelier, vor ihm, wie beim Original, sein Model und um ihn herum all jene Schüler, die dieses Bild malten, im Selbstporträt.
Fünf Minuten in diesem Flur zu stehen, genügt, um zu erkennen, dass diese Schule keine ist wie andere. Im idyllischen Kaiserswerth bei Düsseldorf gelegen, ist die International School eine von rund zwei Dutzend in Deutschland. Schüler aus 51 Nationen lernen hier, Kinder von Diplomaten und Führungskräften internationaler Unternehmen zumeist. Sie kommen aus Indien, Japan, aus Korea oder den USA und sind oft nur auf Stippvisite in Deutschland. „2,3 Jahre bleiben sie im Durchschnitt bei uns, bevor die Familien wieder umziehen. Diese Schule lebt also mit ständigem Wechsel, mit häufigen Abschieden. Diese Flexibilität bringen die Schüler mit sich, wirkt prägend”, sagt Beatrice Caston, die Entwicklungs-Direktorin der Schule.
Zunächst kaum Bedarf
Kaum eine namhafte deutsche Großstadt, die nicht über eine Internationale Schule verfügt. In München, Frankfurt und Bonn gibt es jeweils zwei, in Berlin gar drei. Einzig im Ballungsraum Ruhrgebiet war der Bedarf in der Vergangenheit nicht so dringend, wird er es erst jetzt, mit der zunehmend internationalen Ausrichtung der großen Unternehmen. Schon zum Beginn des nächsten Schuljahres planen 70 Unternehmen der Region eine solche Einrichtung zu eröffnen, um ihren Bedarf an internationale Führungskräften besser decken zu können.
Was NRW sich Schule kosten lässt
NRW gab 2005 für jeden Grundschüler pro Jahr 4200 Euro aus.
Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 4500 Euro, der OECD-Schnitt bei 5600 Euro. In der Sekundarstufe 1 kostete ein Schüler das Land 5200 Euro, den Bund 6200 Euro. Der OECD-Durchschnitt lag bei 6600 Euro. Viel Geld lässt sich Deutschland die Sekundarstufe II kosten, also die gymnasiale Oberstufe und die Berufsschule. Im Jahr 2005 investierte NRW 8900 Euro, die Bundesrepublik 9200 Euro, der OECD-Durchschnitt lag bei lediglich 7500 Euro.
Und Finnland? Im Jahr 2005 zweigte das Land 6,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für die Bildung ab. Pro Kopf und Jahr gaben die Finnen 5000 Dollar für Grundschüler aus. Die Deutschen investierten 2005 4,6 % für die Bildung.
Als Ayesha Sengupta vor elf Jahren mit ihren Eltern aus Indien nach Deutschland kam, sprach sie nur Bengali und Hindi. „Ich konnte kein Wort Deutsch und meine Eltern wünschten sich eine internationale Erziehung für mich. Sie ahnten wohl schon, dass ich nicht hier bleiben würde, spätestens zum Studium ins Ausland gehen würde”, sagt sie. Ayesha Sengupta, Tochter eines Topmanagers in der Stahlbranche, eine von vielen, die mitten im Schuljahr, von heute auf morgen, nicht selten sogar ohne Englischkenntnisse in die International School Düsseldorf integriert werden musste.
Englisch ist hier Unterrichtssprache, Deutsch erste Fremdsprache. Dazu kommen in den höheren Jahrgängen noch Französisch und Spanisch und Japanisch oder Koreanisch. Wer, so wie die damals sechsjährige Ayesha, kein Englisch beherrscht, besucht erst einmal eine der sogenannten ESL-Klassen (Englisch als zweite Sprache-Klassen). In Gruppen von acht bis zwölf Schülern werden sie in einem sehr vereinfachten Englisch unterrichtet, bis sie so fit sind, dass sie am Unterricht der normalen Klassen teilnehmen können. Aber selbst diese sind mit 16 bis 18 Schülern für deutsche Regelschulen extrem klein. Frontalunterricht ist deshalb die Ausnahme, die Schüler schwärmen vom Lernen im Dialog mit dem Lehrer, von viel Teamarbeit.
Gut ausgestattet
Unterrichtet wird täglich von 8.40 Uhr bis 15.40 Uhr. Danach liegen noch die Hausaufgaben an. Nach zwölf Jahren endet die Schulkarriere mit dem Internationalen Baccalaureate, dem IB, das berechtigt, an jeder Universität auf der Welt ein Studium zu beginnen. Das heißt, jeder Schüler ist intellektuell in der Lage das Abitur zu schaffen? „Wir gehen davon aus, dass unsere Lehrer gut genug sind, die Schüler zum Abitur zu bringen, eben mit einer gezielen Zuwendung”, erklärt Beatrice Gaston.
Kleine Klassen, Ganztagsbetreuung, eine hervorragende Ausstattung und dazu motiviertes Personal – spätestens nach Pisa erscheinen Internationale Schulen auch deutschen Eltern immer attraktiver für ihre Kinder. Auch in Düsseldorf sind ein Viertel der Schüler Deutsche, deren Eltern die intensive Ausbildung dort zu schätzen wissen. Und das trotz des an internationalen Schulen üblichen Schulgeldes von jährlich 10- bis 15 000 Euro. Einzig bei der in Bochum geplanten Einrichtung ist daran gedacht, für ein Viertel der Schüler Stipendien anzubieten.
Mittagszeit an der International School Düsseldorf. Während es die meisten Schüler längst zum Mittagessen in eine der Cafe´terien drängt, stehen sie in dem raumhoch verglasten Kunstraum im ersten Stock noch auf Stühlen, vor meterhohen Leinwänden. Farbspritzer auf ihren Schürzen und auf dem Fußboden, ins Malen vertieft oder ins Gespräch mit ihrem Kunstlehrer. Weit weg auf jedem Fall vom Schulalltag.
- Bericht: Das Ziel heißt Chancengleicheit
- Diskussion: Wäre eine Internationale Schule eine Alternative für Sie?