Warschau. "Mit Verkehr das Sakrament der Ehe feiern" - ein polnischer Priester hat einen unzweideutigen Ratgeber für Katholiken verfasst. In dem Sexratgeber wirbt er für ein glückliches Sexualleben von Ehepaaren. Der Autor will mit Tabus brechen, spricht sich aber klar gegen Pille und Kondome aus.
Ausgerechnet ein Franziskanerbruder hat in Polen einen Sexratgeber für verheiratete Paare geschrieben. Seine Botschaft: Heißer Sex ist nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil. In seinem Buch «Sex wie Sie ihn nicht kennen: Für verheiratete Paare, die Gott lieben» bietet Ordensbruder Ksawery Knotz einen theologischen und praktischen Führer für Katholiken, der mit der sittenstrengen Haltung, die oft mit der katholischen Kirche assoziiert wird, wenig zu tun hat.
«Wenn manche Leute von der Heiligkeit von ehelichem Sex hören, glauben sie sofort, dass solcher Sex bar jeglicher Freude, frivolen Spiels, Fantasie und attraktiver Stellungen sein müsse», schreibt Knotz. Sie glaubten, er müsse so traurig wie ein Kirchenchoral sein. Diese Haltung will der Franziskaner aus einem Kloaster bei Krakau in Südpolen ändern. Sein Buch soll mit Tabus brechen und katholische Paare überzeugen, dass guter Sex Teil einer guten Ehe sei.
Sexualität weicht nicht vom Glauben ab
«Die wichtigste Botschaft ist, dass Sexualität überhaupt nicht von Religiosität und dem katholischen Glauben abweicht, und dass wir Spiritualität und eine Suche nach Gott mit einem glücklichen Sexualleben verbinden können», erklärte Knotz der Nachrichtenagentur AP. Weite Teile des Buchs basieren auf Fragen, die ihm bei seiner Arbeit als Eheberater gestellt wurden. «Ich spreche mit vielen Ehepaaren und höre ihnen zu, und diese Probleme gehen mir irgendwie nicht aus dem Kopf. Ich möchte, dass sie mit ihrem Sexualleben glücklicher sind und die Lehren der Kirche verstehen, so dass es keine unnötigen Spannungen oder Schuldgefühle gibt.»
Auch andere Geistliche, darunter Knotz' Landsmann Papst Johannes Paul II. und dessen amtierender Nachfolger Benedikt XVI., haben über die Ethik der Liebe, Ehe und Sexualität geschrieben. Und Laien haben heiße Sexratgeber für verheiratete katholische Paare verfasst. Doch kaum ein Priester hat sich auf ähnlich eindeutige Weise wie Knotz mit dem Thema befasst - darunter sowohl der theologischen Theorie als auch praktischen Fragen wie Oralverkehr, Empfängnisverhütung und die Zahl der Kinder, die ein katholisches Paar haben sollte.
Ratgeber bleibt der katholischen Lehre treu
«Jeder Akt - eine Art der Liebkosung, eine sexuelle Position - mit dem Ziel der Erregung ist erlaubt und gefällt Gott», schreibt Knotz. «Während des sexuellen Verkehrs können verheiratete Paare ihre Liebe auf jede Weise zeigen, können einander die am meisten ersehnten Liebkosungen bieten. Sie können manuelle und orale Stimulation anwenden.» Während des Verkehrs feierten Paare das Sakrament der Ehe. Dies klar zu sagen und den Sex damit moralisch aufzuwerten, überrasche viele, die gelernt hätten, schlecht über das Thema zu denken.
Dabei weicht das Buch in keiner Weise von der allgemein bekannten Kirchenlehre zum Thema Sex ab: Dem Gebrauch von Kondomen oder der Pille tritt Knotz entgegen, da sie «ein verheiratetes Paar außerhalb der katholischen Kultur und hin zu einem völlig anderen Lebensstil» führten.
Das Buch erhielt vor seinem Erscheinen die nötige Zustimmung der polnischen Kirchenbehörden und damit die Bestätigung, dass es theologisch mit der katholischen Lehre übereinstimme. Und bislang gab es in der katholisch-konservativen Heimat des verstorbenen Johannes Paul noch keine negativen Reaktionen. Doch Knotz räumt ein, dass es schon eine kleine Sensation ist, dass ein Geistlicher ein Buch über Sex schreibt.
Das Buch wurde im April in Polen veröffentlicht. Nachdem die ersten 5.000 Exemplare schnell ausverkauft waren, ließ der Verlag Sw. Pawel eine Neuauflage drucken. Über mögliche Übersetzungen ins Englische, Italienische und Slowakische stehe der Verlag in Gesprächen, hieß es. (ap)