Essen. Jetzt kann man sich auch in Apotheken in NRW gegen das Coronavirus impfen lassen. Noch sind nicht alle, die dürfen, dabei.
Wenige Tage nach dem Start der Corona-Impfungen in Apotheken haben sich bereits mehrere Tausend Menschen in Nordrhein-Westfalen die schützende Spritze dort abgeholt. „Die Apotheken in Nordrhein haben für den Start ihrer Impfkampagne in dieser Woche 2500 Impfdosen bestellt“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis. „Diese werden bis zum Ende der Woche in den 200 an Rhein und Ruhr impfenden Apotheken verimpft sein.“
Nicht alle der etwa 400 impfberechtigten Apotheken in Nordrhein hätten diese Woche bereits mit dem Impfen begonnen, sagte Preis. Sollten alle 400 Apotheken an den Start gehen, seien dort bis zu 20.000 Impfungen pro Woche möglich. Aber: „Wie bei den Impfzentren und den Arztpraxen spüren die Apotheken auch die nachlassende Nachfrage.“
Corona-Impfungen: Jede vierte Apotheke im Rheinland dabei
Der Verband der Hausärzte Nordrhein kritisierte das Angebot, Vorsitz Oliver Funken sprach laut einer Mitteilung den Apothekern die medizinische Qualifikation ab. Nach Angaben des Apothekerverbandes Nordrhein ist jede vierte Apotheke im Rheinland nach Schulungen schon in der Lage zu impfen. „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl im März steigern wird auf jede zweite Apotheke“, erklärte Preis. Aber nicht alle Apotheken, die bereits dazu in der Lage seien, würden beim Impfstart in dieser Woche dabei ein.
Die Nachfrage sei aktuell nicht so stark, zudem böten auch Hausärzte und Impfstellen freie Termine an. Der Verband rechnet im Frühjahr mit einer größeren Nachfrage für Impfungen in den Apotheken, wenn ein auf die Omikron-Variante angepasster Corona-Impfstoff bereit stehe.
Apotheken impfen Kinder ab zwölf Jahren
Wer sich aber für eine Impfung entschließt, kann sich in den Apotheken unkompliziert die Spritze gegen das Coronavirus geben lassen. „Die Apotheken berichten von einer hohen Zufriedenheit der Geimpften, die oft spontan zum Termin kamen“, sagte Preis. Auch das Vorlegen einer Krankenkassenkarte sei nicht nötig. „Die Apotheker hingegen beklagen den hohen bürokratischen Aufwand der Impfungen.“
Nach Angaben des Verbands verwenden die Apotheken hauptsächlich den Impfstoff des Herstellers Biontech. Sie bieten Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen an. In den Apotheken können seit dieser Woche Montag Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren geimpft werden.
Apothekerverband Westfalen-Lippe: Start der Impfungen am Dienstag
Im Apothekerverband Westfalen-Lippe starten die Impfungen dagegen erst am Dienstag, Gegenteiliges sei ihr nicht bekannt, betonte Verbandssprecherin Nina Grunsky auf Anfrage. Das bestätigte auch die Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Nach Angaben von Sprecher Sebastian Sokolowski wären in den vergangenen Wochen in 60 Schulungen rund 900 Apothekerinnen und Apotheker fortgebildet worden, dazu kämen weitere, die schon eine entsprechende Bildung besäßen. „In Westfalen-Lippe werden es rund 1400 sein“, so Sokolowski.
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Doch auch hier werden nicht gleich ab dieser Woche alle Apotheken impfen können. „Derzeit gehen wir davon aus, dass bis Ende März nahezu die Hälfte der Apotheken grundsätzlich impfbereit ist“, teilte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, vergangene Woche schriftlich mit. Wie viele Apotheken sich tatsächlich beteiligten, würde laut Overwiening aber auch von der Nachfrage, möglichen Nachfolgeimpfungen und dem Verlauf der Pandemie abhängen.
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Die Präsidentin sieht die weitere Impfmöglichkeit indes als Chance, unter anderem im Hinblick auf eine mögliche vierte Impfung: „Dann haben wir dezentral noch mehr Möglichkeiten, die Bevölkerung zu schützen.“
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Auch müsse man bedenken, dass „die Apotheken vor Ort sehr niedrigschwellige Anlaufstellen im Gesundheitssystem sind. Hier kann man auch einfach reingehen und fragen.“ Und weiter: „Vielleicht erreichen wir dadurch auch Menschen, die durch die bisherigen Impf-Angebote aus verschiedenen Gründen nicht erreicht wurden.“
Apothekerverband Nordrhein nennt Voraussetzungen für Impfungen in Apotheken
Voraussetzungen für die Impfungen vor Ort sind nach Angaben des Apothekerverbandes Nordrhein eine mehrstündige theoretische und praktische Ausbildung durch einen Arzt und ein abgetrennter Behandlungsraum in der Apotheke. Geimpft werde nur von Apothekern, nicht von Assistenten. Möglich seien sowohl Erst- und Zweit- als auch Booster-Impfungen. Apothekerkammer-Sprecher Sokolowski ergänzt, geimpft werden alle Personen ab dem 12. Lebensjahr.
Der Hausärzteverband Nordrhein dagegen wiederholte seine Kritik an dem Angebot. „Wir brauchen die Apotheken nicht für das Impfen. Dafür gibt es weder medizinische noch sachliche Gründe“, sagte der Vorsitzende Oliver Funken. Er zeigte sich laut Mitteilung empört und bezeichnete das Impfen in Apotheken als Unsinn. Den Apothekern mangele es an der medizinischen Qualifikation. (mit dpa)