Essen. Mehr Corona-Infektionen, mehr Tests: Omikron lässt die Zahlen stark steigen. Was Test-Labore nun fordern und ob ein Versorgungsengpass droht.

Durch die hochansteckende Omikron-Variante ist die Zahl der Corona-Tests deutlich angestiegen. Das belastet Apotheken und Test-Labore, wie Branchenvertreter erklären. „Die Kapazitäten sind bei den Apotheken sehr beansprucht“, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, dieser Redaktion.

Pro Tag werden derzeit 100.000 Antigen-Schnelltests in den Apotheken des nordrheinischen Verbands gebucht, sogenannte Bürgertests. Im Vergleich zum Dezember habe die Testrate Anfang Januar um zehn Prozent zugenommen. Die Kaufnachfrage nach Selbsttests sei ebenfalls groß, berichtete Preis. Ähnliches berichtete auch der Apothekerverband Westfalen-Lippe.

Hier gibt es weitere Brennpunkte zur Corona-Lage:

Noch befürchtet der Apotheker keinen Versorgungsengpass bei den Corona-Tests: „Die Klippe um Weihnachten und Silvester haben wir übersprungen. Dort hat die Versorgung geklappt.“ In diesem Zeitraum bereiteten die Lieferketten den Apotheken oft Probleme, so Preis: „Im Moment ist die Lage nicht angespannt, aber das ist eine Momentaufnahmen. Wir müssen abwarten.“

Omikron-Variante: Positivrate bei PCR-Tests ist gewachsen

Auch die Labore, die PCR-Tests auswerten, sind stark beansprucht. Michael Müller, Vorsitzender des Interessenverbands der akkreditierten Labore in der Medizin (ALM), gab aber vorsichtig Entwarnung. Die Belastung in den Laboren sei „zwar erheblich, aber ich sehe keinen Grund für zu große Sorgen“, so Müller.

In der ersten Januarwoche sind laut Labor-Verband rund 56 Prozent mehr PCR-Tests angefordert worden als noch in der Silvesterwoche. Die Positivrate, also der Anteil der positiven Corona-Testergebnisse unter allen PCR-Tests, ist dabei auf 23,4 Prozent gestiegen. In der Woche vor Weihnachten lag sie noch bei 16,4 Prozent. Dieser „explosionsartige Anstieg“ sei vor allem auf die hochansteckende Omikron-Variante zurückzuführen.

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Zusätzlich sorgt das Ende der Schulferien in Nordrhein-Westfalen für einen Mehraufwand in den Testlaboren. Allein am vergangenen Montag sind in den Grund- und Förderschulen in NRW 750.000 Lolli-PCR-Tests durchgeführt worden. Aufgrund der verschärften Lage und der begrenzten Testkapazitäten fordern die Labore, dass PCR-Tests priorisiert eingesetzt werden sollten.

Labore heben Bedeutung der Testpriorisierung hervor

Die Priorisierung hat das Robert-Koch-Institut in seiner Nationalen Teststrategie festgelegt – für den Fall, dass die Kapazitäten knapp werden. Menschen mit Covid-19-Symptomen sollten demnach bevorzugt behandelt werden. An zweiter Stelle kommen Personen, die zwar keine Symptome aufwiesen, aber Kontakt zu bestätigt Infizierten hatten. Dritte Priorität haben unter anderem Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen oder -unterkünften, in denen ein Covid-19-Fall bestätigt wurde.

Verbands-Chef Müller warnte eindringlich davor, sich im Kampf gegen das Coronavirus ausschließlich auf Tests zu stützen. „Wir werden uns nicht aus der Pandemie heraustesten können. Es kommt in erster Linie auf das Verhalten der Menschen an“, sagte Müller. Die Impfungen, Hygiene- und Abstandsregeln sowie die Einschränkung persönlicher Kontakte seien der „wesentliche Beitrag, den jede Person leisten kann“.