Essen/Aalen. . “Schämt ihr euch nicht?“ Mit deutlichen Worten kritisiert die Polizei Schaulustige. Die Gaffer hatten sogar Kinder mit zur Unfallstelle gebracht.
Die Rettungskräfte waren noch nicht eingetroffen, da hatten sich die ersten Schaulustigen schon auf einer Brücke postiert, um den besten Blick auf das Geschehen zu haben. Auf einer Bundesstraße bei Aalen waren am Sonntagabend zwei Autos zusammengestoßen. Zwei Menschen starben noch an der Unfallstelle, ein weiterer Mann wurde schwer verletzt. Laut Polizei war eine 72-jährige Frau als Geisterfahrerin mit dem Wagen eines 20-Jährigen kollidiert.
Fassungslos macht die Polizei das Verhalten der Schaulustigen am Unfallort. Noch während die Toten in den Fahrzeugwracks lagen und der schwerverletzte Mann auf der Fahrbahn vom Notarzt versorgt wurde, hätten die Gaffer mit ihren Smartphones gefilmt und fotografiert. "Manche hatten sogar minderjährige Kinder mit zur Unfallstelle gebracht."
Polizei: "Lasst die Smartphones in der Hose"
Eine extra für die Schaulustigen abgestellte Polizeistreife stieß offenbar auf wenig Verständnis. "Einige waren so borniert und beharrten auf ihr 'Recht zu Gaffen', dass ihnen ein Platzverweis unmittelbar bevorstand", erklärt die Polizei.
Die Beamten wenden sich jetzt mit deutlichen Worten in einem Facebook-Post an die Schaulustigen: "Hey Gaffer, wir haben es satt!", heißt es dort. "Lasst die Smartphones in der Hose und haltet euch von der Unfallstelle fern." Völlig pietät- und distanzlos sei das Verhalten an der Unfallstelle bei Aalen gewesen. "Wir fragen uns: Schämt ihr euch eigentlich nicht?" Eindringlich bitten sie darum, die Würde der Toten und Verletzten zu wahren. "Macht keine Filme und Bilder und verbreitet keine Sensationsvideos in den Sozialen Medien."
"Alle guckten nur, während ich fast verblutet bin"
Das Statement der Polizei findet im Netz viel Zustimmung und sorgt für zum Teil sehr emotionale Reaktionen. "Ich war selbst in so einer Situation. Alle guckten nur, fanden es noch toll, während ich fast verblutet bin. Gott sei Dank rief jemand die 112, nur so konnte meine Hand gerettet werden", schreibt eine Frau. "Ich als Betroffene bin für sehr hohe Strafen", kommentiert eine andere Nutzerin den Facebook-Eintrag. "Zu sehen, wie dein Bruder im Auto gefangen ist und verbrennt, dieses Bild werde ich mein ganzes Leben nicht mehr los." (kari)