Berlin. Am Dienstag startete der Prozess gegen vier Berliner U-Bahn-Schläger. Die 17 bis 19-Jährigen stehen wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Sie hatten Ende 2008 wahllos mehrere Personen in U-Bahnhöfen attackiert und einen Mann schwer verletzt.
Wegen brutaler Angriffe auf Passanten in U-Bahnhöfen müssen sich seit Dienstag vier junge Männer vor dem Berliner Landgericht verantworten. Laut Anklage hatten sie Ende 2008 wahllos mehrere Personen attackiert und einen Mann schwer verletzt. Warum sie dies taten, blieb zum Prozessauftakt unklar. Beschuldigt werden sie des Raubes, Diebstahls und der gefährlichen Körperverletzung.
Grundlos niedergeschlagen
Die 17 bis 19-Jährigen sollen Ende Dezember letzten Jahres am U-Bahnhof Berlin-Spandau einen wartenden Mann sowie seinen Begleiter grundlos niedergeschlagen haben. Danach seien die Angeklagten Darjusch M., Artur T., Daniel S. und Anthony K. ihm in die U-Bahn gefolgt. Dort sollen sie ihr Opfer weiter geschlagen und in die Nieren getreten haben. Später sollen sie einen weiteren Mann am U-Bahnhof Haselhorst schwer misshandelt haben. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft traten sie auf ihn ein und schlugen ihm mit einer leeren Wodka-Flasche auf den Kopf.
Der Mann erlitt nach Aussagen der Staatsanwaltschaft Hirnblutungen, sein Schädelknochen wurde zertrümmert und sein linker Arm gebrochen. Nach dem Angriff sei er mehrfach operiert worden und lange Zeit arbeitsunfähig gewesen. Auch sei ein epileptischer Anfall, den er im Juli 2009 erlitt, auf die Misshandlung zurückzuführen.
Der 17-Jährige Anthony K. soll zudem im November 2008 eine junge Frau an der Bushaltestelle Charlottenburg zu Boden gestoßen und ihr die Handtasche entrissen haben. Gegen die Mittäter wird in einem gesonderten Verfahren ermittelt.
Keine Begründung für die Attacken
Die jungen Männer hatten sich Mitte März der Polizei gestellt, nachdem Videoaufnahmen von ihnen veröffentlicht worden waren. Wie die Staatsanwaltschaft zu Beginn des Prozesses mitteilte, geht es nun unter anderem darum, die Schuldschwere der einzelnen Männer festzustellen.
Alle Angeklagten bestätigten, dass an dem Abend viel Alkohol im Spiel gewesen sei. Der 17-Jährige Daniel S. sagte aus, dass es keinen wirklichen Grund gegeben habe, den Mann in Haselhorst in Brust und Kopf zu treten, als dieser schon wehrlos am Boden lag. «Ich weiß nicht mehr, was ich gefühlt habe», fügte er hinzu. Keiner der vier habe sich um den Verletzten gekümmert. Erst am nächsten Tag habe er ein schlechtes Gewissen bekommen und die Aussprache mit seiner Mutter und den Freunden gesucht.
Der Prozessauftakt fällt mitten in die Debatte über die tödliche Prügelattacke auf einem Münchener S-Bahnhof vergangenen Samstag. Ein 50-jähriger Geschäftsmann war von zwei 17 und 18 Jahre alten Jugendlichen mit mehr als 20 Faustschlägen und Fußtritten umgebracht worden. Der Mann hatte vier Kinder vor einem Raubüberfall der beiden Täter schützen wollen. (ap)