Paris. Bisher galten nur Schimpansen als Quelle der HIV-Pandemie des Menschen. Möglicherweise hat sich das Virus aber auch über Gorillas auf den Menschen übertragen. Das haben französische Wissenschaftler rausgefunden.

Wissenschaftler haben bei einer Frau aus dem westafrikanischen Staat Kamerun einen neuen HIV-Stamm entdeckt. Es unterscheidet sich von den drei bislang bekannten Stämmen des Aids-auslösenden HI-Virus und scheint einem vor kurzem bei Gorillas gefundenen Simian-Virus zu entsprechen, wie Forscher in der Montagausgabe des Fachmagazins «Nature Medicine» berichten. Die bisher bekannten Stämme des Immunschwäche-Virus sind mit dem bei Schimpansen vorkommenden Simian-Virus verwandt.

Dieser Befund «unterstreicht die andauernde Notwendigkeit, die Entstehung neuer HIV-Varianten genau im Blick zu behalten, vor allem in West- und Zentralafrika», erklärten die Forscher unter Führung von Jean-Christophe Plantier von der französischen Universität Rouen. Die wahrscheinlichste Erklärung für den neuen HIV-Stamm sei eine direkte Übertragung zwischen Gorilla und Mensch. Die Forscher schließen jedoch nicht aus, dass das Virus von Schimpansen auf Gorillas und dann auf Menschen übertragen wurde.

Frau hatte nie Kontakt zu Affen

Die 62-jährige Frau aus Kamerun, die seit einigen Jahren in Paris lebt, hat erklärt, keinen Kontakt zu Affen oder deren Fleisch gehabt zu haben, als sie noch nahe der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé lebte. Die Frau wurde 2004 positiv auf HIV (Human Immunodeficiency Virus) getestet. Seither ist sie Trägerin, zeigt aber bislang keine Anzeichen einer Aids-Erkrankung.

Wie verbreitet das neue Virus ist, muss noch geklärt werden. Die Forscher gehen davon aus, dass es in Kamerun und anderen Ländern bereits unbemerkt verbreitet sein könnte. Die schnelle Nachbildung (Replikation) des Virus' lasse darauf schließen, dass es an den menschlichen Körper gewöhnt sei, berichteten die Wissenschaftler. (ap)