Essen. Auf der Strecke zwischen Dortmund und Essen mussten Züge warten. Unwetter-Tief Nils bringt in den kommenden Tagen viel Regen - und heftigen Wind.
- Bis Dienstagmorgen kann es Böen mit Spitzengeschwindigkeiten von 90 km/h geben
- Im Märkischen Kreis, Sauer- und Siegerland kommt noch die Warnung vor Starkregen dazu
- Erst am Mittwoch soll sich das Wetter wieder beruhigen
Sturm Nils hat in der vergangenen Nacht NRW durcheinander gewirbelt. Die Feuerwehren im Land mussten dutzendfach ausrücken, vor allem im östlichen und südlichen Ruhrgebiet. Allein in Dortmund gab es in fast 50 wetterbedingte Einsätze – weil größere Äste auf den Straßen lagen oder Unterführungen geflutet waren. Herbstlaub hatte vielerorts die Gullis verstopft.
Unwetterwarnungen für NRW gelten bis Dienstag
Für ganz NRW besteht aber noch immer eine Unwetterwarnung: Bis Dienstagmorgen kann es Böen mit Spitzengeschwindigkeiten von 90 km/h geben. Für Märkischen Kreis, Sauerland und Siegerland kommt noch die Warnung vor Starkregen dazu.
Autos blieben in Unterführungen stecken
Der Bahnverkehr läuft aber am Montagmorgen weitgehend ohne Störungen, versichert ein Bahnsprecher. Am Abend hatte allerdings ein umgestürzter Baum die Strecke Essen–Dortmund in Höhe Lütgendortmund blockiert. Die Züge des Nah- und Fernverkehrs mussten ab 20 Uhr auf freier Strecke warten. Nach Angaben des Bahnsprechers setzten sie dann zurück und fuhren über ein Parallelgleis. Gegen 22 Uhr rollte der Verkehr wieder einigermaßen normal. In Essen gab es weniger Einsätze, alles in allem blieb es hier ruhig.
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Die Feuerwehr Gelsenkirchen rückte in der Nacht 20mal aus. Erst gegen 1 Uhr beruhigte es sich. Auf der A2 lag hinter dem Tunnel Erle ein Baum quer. In Heßler hatte der Sturm ein Baugerüst umgeweht. Besonders heftig regnete und stürmte es in Gelsenkirchen-Mitte und im Norden. Hier liefen zwei Unterführungen (Grothusstraße/Reckfeldstraße) so hoch mit Wasser voll, dass Autos stecken blieben und sich nicht mehr starten ließen. Andere Straßen standen bis zu 40 Zentimeter unter Wasser – etwa die Hochkampstraße, die Willy-Brandt-Allee und am Bahnhof Haßel.
Schuld war Tief "Nils" über Skandinavien: In der Nacht zu Montag brachten seine Ausläufer orkanartige Böen und kräftigen Regen, erklärt Dennis Brüning vom Wetterdienst Meteogroup. Neben NRW war vor allem Norddeutschland betroffen. In Hamburg-St.Pauli überflutete die Sturmflut den Fischmarkt. Der Wasserstand erreichte 2,80 Meter über dem mittleren Hochwasser – aber dafür reichen schon 1,50 Meter darüber. Auf Sylt und den friesischen Inseln schaffte es der Wind auf mehr als 110 km/h. In NRW war Hemer Spitze mit 106 km/h. Immerhin: Windstärke 11! In Erkrath drohte der Christbaum auf den Weihnachtsmarkt umzukippen – Feuerwehrleute sägten ihn ab.
Wegen des Sturms mussten in Bremen vier Zeltunterkünfte für Flüchtlinge evakuiert werden. Betroffen waren rund 1400 Menschen, die mit Bussen und Straßenbahnen in vier Schulen gebracht wurden.
Winter ist bisher nicht in Sicht
Und es bleibt fies: Am Dienstagnachmittag kommt der Regen wieder – in den Höhenlagen von Sauer- und Siegerland können nochmal 45 Liter pro Quadratmeter dazukommen. Regen wird es aber flächendeckend in NRW geben. Der Wind kann in der Spitze 85 km/h erreichen.
Erst am Mittwoch werde sich das Wetter wieder beruhigen, so Brüning. Winter sei dabei aber nicht in Sicht: Die Temperaturen sind tagsüber zweistellig und sinken auch in der Nacht nicht Richtung Bodenfrost. Das werde mindestens bis in die kommende Woche hinein so bleiben.
November war deutlich zu warm
Der November ist in Deutschland in diesem Jahr extrem mild ausgefallen. Mit 7,5 Grad lag die Durchschnittstemperatur um 3,5 Grad über dem Mittelwert aus drei Jahrzehnten, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Montag in Offenbach mitteilte. Noch nie seit Beginn der regelmäßigen Messungen vor mehr als 130 Jahren in Deutschland war ein November so mild und bot über Tage verspätetes Biergartenwetter. Zum Ende wurde es dann noch einmal richtig stürmisch: In der Nacht zu Montag zog ein schweres Unwetter über Deutschland und richtete an vielen Orten Schäden an
Für die Meteorologen beginnt an diesem Dienstag der Winter - mit bis zu 15 Grad am Oberrhein ebenfalls zu warm. Im Rest der Republik zeigen die Thermometer voraussichtlich 8 bis 15 Grad. "Der Winter beginnt nach einer frostfreien Nacht etwa sieben Grad wärmer als im langjährigen Mittel", sagte Meteorologe Christoph Hartmann. Der anhaltende Dauerregen in der Mitte und dem Süden Deutschlands, grauer Himmel sowie starker Wind sorgen trotzdem vielerorts für Schmuddelwetter. (dpa/we)