Athen. Die verheerenden Waldbrände in Griechenland nahe Athen dauern an. Der Wind hat sich gedreht, das Feuer bedroht nicht mehr unmittelbar die Hauptstadt. Doch nun sehen die Bewohner des Ortes Nea Makri östlich von Athen mit Bangen zu , wie das Feuer naht.
Das Flammeninferno nördlich von Athen dauert an: Ein Nachlassen des Windes über Nacht verschaffte den rund 2.000 Feuerwehrleuten und freiwilligen Helfern zunächst etwas Luft im Kampf an der Feuerfront. Für den Mittag wurde aber wieder eine Zunahme des Windes erwartet, der die Flammen in den Pinienwäldern auf bis zu zehn Meter Höhe anfacht.
Besonders gefährdet waren am Montagmorgen nach Angaben der Feuerwehr die antike Stadt Marathon und Nea Makri, auf das sich eine vier Kilometer breite Feuerwalze zubewegte. «Die Lage ist tragisch», sagte der Bürgermeister von Nea Makri, Iordanis Louizos. «Wir können nichts tun, außer auf die Löschflugzeuge im Morgengrauen zu warten.»
17 Löschflugzeuge und -hubschrauber sind seit dem Wochenende gegen das Flammenmeer im Einsatz, das zwischen Athen und Marathon Wald, Buschland und Agrarflächen im Umkreis von 50 Kilometern zerstört hat. 15.000 Hektar wurden bis Montag ein Raub der Flammen, sagte der Präfekt des Großraums Athen, Yiannis Sgouros. Am Montag wurde weitere Unterstützung von Löschflugzeugen aus Frankreich, Italien und Zypern erwartet.
In dem am Sonntag komplett evakuierten 10.000-Einwohnerort Agios Stefanos kam in der Nacht zum Montag der meist gefährlichste Feind der Feuerwehrleute zu Hilfe: Eine Änderung der Windrichtung stoppte das Vordringen der Flammen in den 20 Kilometer von Athen entfernten Ort.
«Wir können nur hilflos zusehen»
Doch was gut für Agios Stefanos war, bedeutete erhöhte Gefahr für Marathon, Nea Makri und die alte Festungsstadt Rhamnus. Kommunalpolitiker im Notstandsgebiet sagten, sie fühlten sich von der Regierung im Stich gelassen. Er habe ohne Erfolg um die Entsendung von Löschflugzeugen gebettelt, sagte der Marathoner Bürgermeister Spyros Zagaris im griechischen Fernsehen. «Wir haben nur zwei Löschfahrzeuge hier; drei Häuser brennen bereits, und wir können nur hilflos zusehen.»
Ein Sicherheitsbeamter des Marathoner Museums sagte, die Flammen seien an einem Punkt bis auf 50 Meter an das Gebäude herangerückt. In dem Museum werden Fundstücke von der Schlacht gegen die Perser 490 vor Christus aufbewahrt. Die Meldung vom Sieg der Griechen wurde von einem Läufer ins 40 Kilometer entfernte Athen getragen - der Langstreckenlauf im modernen Sport hat von diesem Ereignis seinen Namen.
Finanzminister Yiannis Papathanassiou wies unterdessen Vorwürfe von Kommunalpolitikern zurück, die Regierung reagiere ohne Plan auf die Katastrophe. «Das ist unter diesen tragischen Bedingungen nicht der Zeitpunkt für Kritik», sagte er. «Wir kämpfen einen schweren Kampf.»
Mehr als 90 Brände in ganz Griechenland
Die Ursache der Feuerinfernos war noch nicht bekannt, Brandstiftung oder Fahrlässigkeit ist in Griechenland in den heißen Sommern keine Seltenheit. Es ist der größte Waldbrand seit der Katastrophe auf dem Peloponnes vor zwei Jahren, bei der 76 Menschen umkamen. Bis Montag waren nach amtlichen Angaben noch keine Toten zu beklagen.
Feuerwehrleute, Soldaten und Freiwillige kämpften bis zur völligen Erschöpfung gegen die Flammen. «Sie sind müde und ihre ununterbrochen eingesetzte Ausrüstung auch», sagte der stellvertretende Innenminister Christos Markoyiannakis.
Die Opposition hielt sich mit Kritik am Krisenmanagement der Regierung zunächst zurück. Gelegentlich hieß es aber bereits, die Regierung habe nichts aus der Katastrophe von 2007 gelernt.
Insgesamt zählte die Feuerwehr in Griechenland am Wochenende mehr als 90 verschiedene Brände. Betroffen sind auch die Inseln Euböa, Skyros und Zakynthos. (ap)