Berlin. Angehende Auszubildende müssen plötzlich viele Entscheidungen selbst treffen. Ob Krankenversicherung oder Haftpflicht – Vergleiche lohnen sich.

In den nächsten Wochen beginnt für viele Schulabgänger mit der Ausbildung ein neuer Lebensabschnitt. Gut 520.000 Azubis waren es im vergangenen Jahr. Der Berufseinstieg bringt eine Reihe neuer Erfahrungen. Viele Dinge müssen die Azubis zum ersten Mal selbst regeln. Die Lehrlingslöhne sind oft bescheiden, auch wenn sie in den vergangenen Jahren deutlich angehoben wurden.

Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) lagen die Entgelte 2014 im Westen bei durchschnittlich 802 Euro, im Osten bei 737 Euro. Dabei ist die Spannbreite der Vergütungen erheblich. Laut BIBB rangieren angehende Bauleute mit durchschnittlich 1030 Euro pro Monat ganz vorne in der Rangliste. Bescheiden fallen die Entgelte dagegen zum Beispiel bei Friseuren mit 434 Euro im Westen und nur 269 Euro im Osten aus. Pech für Azubis: Der Mindestlohn von 8,50 Euro gilt für sie nicht. Bei so geringen Bezahlungen lohnt sich der Preisvergleich bei allen Ausgaben, die fällig werden oder zu denen Fachleute raten.

Preiswerte Krankenkasse auswählen

Lange Gesichter gibt es oft bei der ersten Lohnabrechnung. Denn unter dem Strich bleibt netto viel weniger übrig als die Vergütung eigentlich ausweist. Beiträge zur Arbeitslosen-, Renten-, Pflege- und Krankenversicherung müssen bezahlt werden, sofern das Entgelt mehr als 325 Euro beträgt. Ab dieser Grenze teilen sich Arbeitgeber und Azubi die Beiträge zur Hälfte. Bis zu diesem Wert bezahlen die Arbeitgeber die Abgaben alleine.

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Etwas sparen lässt sich bei der Krankenversicherung. Alle anderen Beiträge sind gesetzlich festgelegt. Azubis können sich bis 14 Tage nach Beginn der Ausbildung eine gesetzliche Krankenkasse aussuchen. Sonst bleiben sie in der elterlichen Kasse. Bekannt sind Einrichtungen wie die AOK, die Barmer GEK oder die Techniker Krankenkasse (TK). Aber es gibt bundesweit 123 Krankenkassen, zwischen denen man sich entscheiden kann und deren Beitragssätze unterschiedlich sind. Die Höhe hängt kaum von den Leistungen ab. 95 Prozent davon sind per Gesetz festgelegt. Damit wird sichergestellt, dass jeder und jede Deutsche bei Krankheit alle notwendigen Behandlungen erhält. Derzeit kostet die Krankenversicherung Azubis 7,3 Prozent vom Bruttoentgelt. Bei einer Vergütung von 700 Euro sind das 51,10 Euro. Dazu erheben viele Krankenkassen aber lohnabhängige Zusatzbeiträge. Hier können Lehrlinge etwas sparen, wenn sie eine preiswerte Kasse auswählen.

Existenzminimum ist steuerfrei

Steuern müssen die meisten Azubis noch nicht bezahlen, weil das Existenzminimum steuerfrei ist und viele Vergütungen nicht so viel einbringen. Wenn das Entgelt zu niedrig ist, hilft der Staat mit der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB). Die Höhe des Zuschusses, der nicht zurückgezahlt werden muss, richtet sich nach verschiedenen Faktoren, etwa dem Einkommen der Eltern oder der Entfernung zwischen Elternhaus und Arbeitsplatz. Ob und wie viel Beihilfe gewährt wird, entscheidet die Arbeitsagentur, bei der es auch Informationen zur BAB gibt.

Mit dem Einstieg ins Berufsleben steht man auch privat immer mehr auf eigenen Beinen und muss Risiken immer häufiger selbst übernehmen. Versicherungen decken fast alle Gefahren ab. Dazu gehört die private Haftpflichtversicherung. Sie springt zum Beispiel ein, wenn ein Wasserschlauch platzt und die Nachbarwohnung unten vollläuft und renoviert werden muss. So lange Azubis nicht verheiratet sind, gilt die elterliche Haftpflichtversicherung für sie mit. Ansonsten, oder nach der Ausbildung, raten alle Experten zu einer eigenen Police. Sie kostet etwa 50 Euro im Jahr. Single und Selbstbehalttarife liegen sogar noch darunter.

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Versicherungsvertreter neigen zu einer Übertreibung der bestehenden Risiken und wollen den Kunden oft mehr aufschwatzen als nötig ist. „Azubis sollten sich nicht die erstbeste Versicherung aufschwatzen lassen“, warnt der Bund der Versicherten (BdV) vor allzu großem Vertrauen in die Ratschläge der Vertreter. Tipps für junge Leute hält der Verband im Internet unter der Adresse www.bundderversicherten.de in Form einer herunterladbaren Broschüre bereit.

An die Rente denken

Die Rente und der Gedanke daran liegt Azubis noch fern. Dennoch empfehlen die Fachleute den Abschluss einer Riester-Rente. Hier schießt der Staat zu den Beiträgen kräftig etwas zu. So summieren sich im Verlauf der nächsten Jahrzehnte ganz erhebliche Beträge auf dem Konto. Dafür muss man vier Prozent des Bruttolohnes sparen. Bei 700 Euro Vergütung sind das 28 Euro im Monat oder 336 Euro im Jahr. Azubis gibt der Staat am Anfang eine Prämie von 200 Euro dazu. Jedes Jahr kommen durch die öffentliche Hand dann noch 154 Euro Zuschuss hinzu. Allerdings sollten auch hier die vielen Angebote verglichen werden.