Essen/Köln. . Von wegen in Deutschland gibt’s kein gutes Fernsehen: Die WDR-Serie um die Glücksspiel-Gewinner, die keine sein dürfen, geht in die dritte Staffel.

Vorstadt Köln, ruhige Seitenstraße, Mehrfamilienhaus, erster Stock, Wohnung rechts. Wie im Taubenschlag geht es zu, zwei rein, einer wieder raus. Hier wird noch ein Scheinwerfer aufgebaut, dort ein Mikro ausgewechselt. Dann ruft einer „Ruhe“ und ein anderer „Aufnahme“ und in der kleinen Küche der Dreizimmerwohnung wird gedreht. Über Kinder und Familie, nicht über Geld. Über Geld reden sie nicht mehr, die Menschen, die hier laut Drehbuch wohnen, Geld haben sie. Zwölf Millionen, gewonnen in der Lotterie. Deshalb sind sie „Die Lotto-Könige“. Heute startet die dritte Staffel der WDR-Sitcom.

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Im Fernsehen wird Köln natürlich Essen sein, Ortsteil Steele. Denn da sind die Königs ja seit 2012 zu Hause. Vater Rudi, (Waldemar Kobus), seine Frau Claudia (Sandra Borgmann), Sohn Theo, (Max von der Groeben), Oma Helga (Beate Abraham), Schwägerin Elfie und immer öfter Dr. Rüdiger Rössler (Oliver Wnuk), der Mann von der Lotto-Gesellschaft, der immer mahnt, von den gewonnenen Lotto-Millionen nichts zu erzählen und sich dabei in Elfie verguckt.

Familienkrisen auch ohne Millionen

Wie das geht, über Nacht reich zu bleiben und trotzdem so weiter zu leben, als sei nichts geschehen, ja nicht einmal allen in der eigenen Familie vom Geldsegen zu erzählen, das hat die Reihe mühelos durch die erste Staffel gebracht. Aber schon in Staffel zwei haben sich die Drehbuchautoren nicht mehr allein auf diese verrückte Ausgangssituation verlassen wollen. Ein Weg, den sie in den sechs neuen Folgen konsequent weiter gehen. Nicht das millionenschwere Familiengeheimnis ist der Auslöser für diverse Familienkrisen, es sind Probleme, die sich mit Geld kaum oder gar nicht lösen lassen, Situationen, wie sie auch in „normalen“ Familien vorkommen. Kinder lösen sich von den Eltern, ein neuer Job macht Kummer und die Eifersucht wütet auch unter den Reichen.

Geblieben ist auch der ganz spezielle Charme der Reihe. Das Tempo ist flott, die Liebe zum Detail hoch. Die Geschichten sind volksnah und regional verortet im besten Sinn, die Dialoge glaubhaft und oft richtig witzig. Nur der Ruhrpott-Dialekt ist manchmal vielleicht ein wenig zu ausgeprägt, bleibt allerdings selbst für Menschen jenseits des Reviers stets gut verständlich.

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Nebenrollen passend besetzt

Hinzu kommt, dass sich das ganze Ensemble mittlerweile „wunderbar aufeinander eingestellt hat“, wie nicht nur Waldemar Kobus findet. Und selbst die Nebenrollen, Gerburg Jahnke als renommierte Kardiologin Prof. Dr. Harsch oder „Klimbim“-Urgestein Wichart von Roëll in der Rolle von Oma Helgas neuem Lebensabschnittsgefährten, fügen sich nahtlos ein. So gut läuft es, dass man sich kaum vorstellen mag, dass nach Ende der Staffel Schluss sein könnte mit den Königs. Für Beate Abraham ist da das letzte Wort auch noch nicht gesprochen. „Ich glaube“, sagt sie, „wir sehen uns alle noch mal wieder“, denn: „Es gibt ja noch so viel zu erzählen.“

Fazit: Zählt auch in Staffel Drei noch immer zum besten, was das deutsche TV an eigenen Serien zu bieten hat.

WDR, Mittwoch, 10. Juni, 22.00 Uhr