Köln. . Die Revier-Comedy um kleine Leute mit einem großen Gewinn soll dem maladen Vorabend der ARD aufhelfen. Im WDR-Fernsehen liefen bereits zwei Staffeln mit beachtlichem Erfolg. Sie trafen den Nerv des Publikums. Kein Wunder, dass der WDR im Herbst nachlegt.

Der Vorabend der ARD gilt als „Todeszone“, seit Jahren schon. Selbst der große Thomas Gottschalk musste seinerzeit die Quoten-Listen drehen, wenn er mit seiner Talkshow oben stehen wollte. Der Krimi-Reihe „Heiter bis tödlich“ ging es kaum besser, zumal sie ihrem Titel selten gerecht wurde. Jetzt setzt das Erste auf eine im Ruhrgebiet angesiedelte Comedy-Serie, die im WDR-Fernsehen bereits beachtliche Erfolge feierte: „Die Lottokönige“ (ARD, 19.10 Uhr).

Die Fallhöhe der Geschichte: Kleine Leute träumen beim Lotto allwöchentlich vom großen Glück. Was aber passiert, wenn der Traum Wirklichkeit wird? Darf der neue Reichtum gezeigt werden? Was ist, wenn Verwandte und Freunde, Bekannte und Kollegen eben nicht mit Freude, sondern vielmehr mit Neid und Eifersucht reagieren?

Genau mit diesen Fragen muss Familie König herumschlagen. Die Drei-Generationen-Truppe lebt in einer Genossenschaftssiedlung im Essener Stadtteil Steele (der bundesweit bekannte Staumeldungsstar A 40 ist mindestens fühlbar nahe): Rudolf König steuert einen Geldtransporter, seine Gattin Claudia jobbt als Putzfrau. Dazu kommen Sohnemann und „Omma“ Helga. Claudias Schwester Elfie schnibbelt Haare. Ihr Problem: Plötzlich haben sie drei Millionen auf dem Konto. Das Erste beginnt ganz vorn, Staffel 1, Folge 1.

Zwischen Ruhr-Klischee und Lokalkolorit

Das Original der Serie stammt aus Österreich: „Die Lottosieger“. Die deutsche Version unterscheidet sich nicht nur durch den Titel. Die Kölner Produktionsfirma eyeworks Fiction passte die Tonlage der Serie der Revier-Mentalität an: schnoddriger Ruhr-Sound statt Wiener Schmäh. Warum, erklärt Hilde Müller von der WDR-Unterhaltung: „Heimat prägt Mentalität, Kultur und vor allem die Sprache der Menschen. Mal salopp formuliert: Im Ruhrgebiet ist man direkt und redet Tacheles, in Wien federt man Gemeinheiten ab, verschnörkelt sie und packt sie Sachertorte.“

Die Serie wandelt geschickt auf dem schmalen Grat zwischen Ruhr-Klischee und Lokalkolorit. Auch wenn der O-Ton Ruhr nicht als klassischer Dialekt gilt, muss er sorgsam eingesetzt werden. „Ich glaube,“ sagt Müller, „es gibt unterschiedliche Toleranzen, die der Zuschauer hat, wie weit er folgen will, was das Verstehen betrifft oder was seinen Ohren gefällt. Aber wenn eine Geschichte packt, ist das alles im Zweifelsfall wurscht.“

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Dafür sorgte das gut aufgelegte Ensemble, die Schauspieler allesamt sind Komödien-Experten. Sie spielten sich so sehr ein, dass die deutsche Version ein von Folge zu Folge zunehmendes Eigenleben entfaltete. Die Hauptdarsteller – Waldemar Kobus und Sandra Borgmann als Ehepaar König, Max von der Groeben als Sohn Theo, Beate Abraham als „Omma“ Hilde, und Friederike Kempter als Claudia Königs Schwester – wirken als bodenständige Ruhris absolut glaubwürdig.

Deutsche Version hat mehr Folgen als das österreichische Original

„Die Lottokönige“ liefen gut, so gut, dass sich der WDR entschloss, mehr Folgen zu produzieren als die zehn Episoden der Österreicher. Zwei Staffeln zeigte der WDR bereits. „Im Oktober“, sagt Hilde Müller, „beginnen die Dreharbeiten zur dritten Staffel.“

Zwischenzeitlich wird das ARD-Publikum auf Stand gebracht. Die Chancen für einen Quoten-Erfolg stehen nicht schlecht. Im Zweiten laufen parallel zu den „Lottokönigen“ die „heute“-Nachrichten. Hauptkonkurrenz dürfte die RTL-Soap „Alles was zählt“ sein. Um ein Fernseh-Hit zu werden, braucht die ARD-Serie dasselbe wie ihre Helden: Glück.