Mainz. . Die ZDF-Reihe wird unterschätzt – zu unrecht. Ulrike Kriener hält als „Kommissar Lucas“ ein gutes Krimi-Niveau. Und das ist auch im neuen Fall so.

Einheimische Leuchttürme der Qualität sind in der globalen Krimiflut kaum noch auszumachen. Und doch gibt es sie, die deutschen Produktionen, die sich vor den hochklassigen Importen aus Großbritannien oder Skandinavien nicht verstecken müssen. „Unter Verdacht“ ist so ein Markenprodukt, aber auch „Kommissarin Lucas“ – im zwölften Jahr auf stets hohem Niveau laufend nun schon, dennoch selten gelobt und somit das vielleicht am meisten unterschätzte Produkt des ZDF.

Deutsche lieben den Wald

Folge 22 heißt „Der Wald“, und das ist nun mal ein sehr deutsches Thema. Dass dort nicht nur die Sehnsucht ihren Hort gefunden hat, der Wandervogel beschwingt durchs Unterholz streift, sondern auch das Unerklärliche, gar das Böse lauert, wird uns ziemlich am Anfang gezeigt. Da steht die Kommissarin ziemlich ratlos da, die Schultern hochgezogen, fröstelnd angesichts der grünen Wand. Ein junges Mädchen ist von der Brücke gestürzt, mitten in der Nacht und direkt aufs Auto eines Liebespaars. War es Selbstmord, oder hat jemand nachgeholfen, das muss nun ermittelt werden, und die Antwort liegt im Wald versteckt.

Auch interessant

Dort haust Peter, der sich im Streit von seiner Ehefrau getrennt hat. Die beiden Töchter hat er mitgenommen, und eine von ihnen, man ahnt es schnell, ist das Mädchen, das von der Brücke gestürzt ist. Die Spur führt außerdem zu einem Bauernhof, wo eine obskure Aussteiger-Clique lebt, angeführt von einem charismatischen Guru, der unter anderem auch mit Peters Frau eine Affäre hatte.

Rollen hochklassig entwickelt und besetzt

Wie sich das alles entwickelt und warum eine Dorfdisco, der Förster und die Sehnsucht nach einem naturverbundenen Leben, gern auch im fernen Kanada, eine Rolle spielen, ist großes Kino, was nicht zuletzt an Ulrike Kriener liegt. Wie sie die Kommissarin lebt, nicht spielt: verbittert, verspannt, dünnhäutig und ungerecht, aber dabei so was von glaubhaft! Oft gehen sie schief, die Ausflüge ins Private der Ermittler, hier stimmt alles. Der Stress zuhause mit dem nervigen Vermieter (Tilo Prückner) und der kurz angebundenen Schwester (Anke Engelke), die permanenten Gefechte mit den Kollegen – alles echt und nichts steht der Wahrheitsfindung sperrig im Weg.

Die anderen Rollen wurden ähnlich hochklassig entwickelt und besetzt. Nehmen wir nur Hansi (Karl-Alexander Seidel), ein geistig zurück gebliebener Junge, der als „König des Waldes“ durch die Flur irrt, das Haupt gekrönt mit einer Pappkrone vom Hamburger-Brater. Oder Förster Niemeyer, ein typischer Einsiedler, unnahbar, schwer zu durchschauen, eine Paraderolle für Maximilian Brückner, der bekanntermaßen weit mehr kann, als ihm im Saarbrücker „Tatort“ zugetraut wurde.

Fazit: Ausgezeichnete Kost. Eine dramatische und dennoch glaubhafte Geschichte, hervorragend besetzt und bebildert. Wir können Krimi!

ZDF, Samstag, 25. April, 20.15 Uhr