Mainz. . Das ZDF hat in diesem Frühjahr seine samstägliche Krimi-Schiene erneuert. Welche Konsequenzen hat das für angestammte Formate wie „Kommissarin Lucas“? Für die Krimi-Reihe mit Ulrike Kriener gilt: Selbst Massenware kann sich neu erfinden.

Kann Massenware überraschen? Diese Frage stellt sich bei den Samstagskrimis des ZDF, seit die Düsseldorfer Ermittlerin „Helen Dorn“ den Sendeplatz aufgemischt hat. Doch Konkurrenz belebt das Geschäft. Heißt es. Für „Kommissarin Lucas“ (Samstag, ZDF, 20.15 Uhr) allerdings trifft die Alltagsweisheit unbedingt zu. Grund dafür ist eine glückliche Kombination vieler Erfolgselemente.

Punkt 1:

Das Drehbuch stammt von Holger Karsten Schmidt. Beim Grimme-Preis gehört er seit Jahren schon zu den üblichen Verdächtigen. In diesem Jahr erhielt der 48-jährige Hamburger die Trophäe für den ZDF-Krimi „Mord in Eberswalde“.

Schmidt suchte sich ein zeitgeistiges Thema, das zur Uni-Stadt Regensburg passt. Bei schlechteren Autoren wäre es zu einem finsteren Kolportage-Stück missraten. Bei einem Einbruch in eine HighTech-Firma, die Drohnen herstellt, kommt der chinesische Miteigentümer ums Leben. Kommissarin Lucas (Ulrike Kriener) ermittelt Software-Expertin Claudia Bittner (Christina Große) schnell als Verdächtige. Und dann kommt „der nette Herr Wong“ (Episodentitel) ins Spiel, angeblich ein Angehöriger des Toten.

Schmidt legt viele Spuren in seiner fintenreichen Story, die von der dunklen Seite der digitalen Wunderwelt erzählt, von Menschenrechtlern und Geheimdienst-Schnüfflern, von politischem Druck und der Charakterfestigkeit einer gestandenen Frau, der Heldin der Krimi-Reihe.

Punkt 2:

Regisseur Tim Trageser hat den 21. Fall der Regensburger Ermittlerin top besetzt. Ulrike Kriener gefällt einem Sechs-Millionen-Publikum als knallharte Ermittlerin. Ihre schärfsten Waffen sind böse Blicke und klare Ansagen. Eine Frau, die auch als Chefin ihres Teams (Michael Roll, Anna Brüggemann und Lasse Myhr) überzeugt.

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Zugleich erweist sich Anke Engelke ein ums andere Mal als Glücksgriff. Als schräge Schwester der Kommissarin streut sie die nötige Dosis Humor ein, ohne den Krimi in Klamauk abgleiten zu lassen.

Punkt 3:

Der 90-Minüter gibt mit einem geschickt montierten Einstieg ein Spannungsversprechen, was das Finale grandios einlöst.

Punkt 4:

Kameramann Eckhard Jansen zaubert immer wieder coole Bilder, die das Fernsehvolk so noch nicht gesehen hat. Großartig gleich zu Beginn das Drohnen-Ballett, das die Software-Entwicklerin bei ihrem Einbruch in die eigene Firma umschwirrt.

Kurzum: Das ZDF punktet wieder einmal als Krimi-Sender.