Berlin. Mangelnde Hygiene im Krankenhaus ist das Thema des 17. Falles von Kommissarin Ellen Lucas (Ulrike Kriener) im ZDF. Ein Chefarzt verschwindet, sein Vater wird angegriffen und schließlich erhält die Kommissarin selbst eine Bombendrohung.

Plötzlich steht Tante Irmi vor der Tür. Und nicht nur sie: Die ganze Familie ist dabei und verwandelt die Wohnung von Ellen Lucas in ein Matratzenlager. Der überraschende Besuch der gesamten Verwandtschaft bringt etwas Komik in den ansonsten hochdramatischen neuen Fall der ZDF-Kommissarin.

In "Bombenstimmung" (10. November, 20.15 Uhr) geht es um mangelnde Hygiene im Krankenhaus und die schrecklichen Folgen für Patienten, die sich mit dem Keim MRSA infiziert haben. Der Fall beginnt mit einer Unaufmerksamkeit der Kommissarin: Der Chefarzt des Regensburger Marienkrankenhauses, Michael Reidinger, wird vermisst. Sein Vater wendet sich an die Polizei, aber Ellen Lucas (Ulrike Kriener), in Eile, nimmt ihn zunächst nicht ernst. Doch dann wird das Auto des Arztes gefunden, die Türen stehen offen, das Handy liegt auf dem Sitz.

Als Ellen Lucas zu Reidingers Haus fährt, findet sie den Vater bewusstlos und verletzt auf. Er wurde überfallen und niedergeschlagen, muss ins künstliche Koma versetzt werden. Lucas beginnt mit ihren Ermittlungen im Krankenhaus und erfährt bald, dass eine Patienteninitiative Klage eingereicht hatte gegen die Klinik und gegen Reidinger persönlich wegen Verstoßes gegen die Hygienestandards. Zwar weist Krankenhausdirektor Lindner die Vorwürfe zurück, Besuche bei zwei Betroffenen aber machen die Kommissarin und ihren Kollegen Martin Schiff nachdenklich: Rudolf Meyer hat sich bei einer Routineoperation im Marienkrankenhaus mit MRSA infiziert. Die Bakterien haben seinen Körper zerstört, er sitzt mittlerweile im Rollstuhl, muss dreimal die Woche zur Dialyse, und die Ärzte geben ihm eine Lebenserwartung von etwa einem Jahr.

Ein Motiv, zwei Verdächtige

Ähnlich Jasmin, die kleine Tochter von Heinrich Stadler: Sie wurde nach einem harmlosen Fahrradunfall im Marienkrankenhaus operiert, ist seitdem schwer gehbehindert, womöglich muss ihr Bein amputiert werden. In beiden Fällen hat sich die Klinik für nicht zuständig erklärt, eine Klage wurde abgelehnt, die Versicherung zahlt den Betroffenen nichts.

Sowohl Stadler als auch Meyer hätten also ein Motiv, Reidinger etwas anzutun. Aber der eine wäre körperlich zu einem Angriff gar nicht in der Lage, der andere versichert der Polizei glaubhaft, dass er nichts tun würde, was die Zukunft seiner Tochter gefährden könnte. Ellen Lucas beginnt langsam zu verstehen, was geschehen ist - da erreicht sie eine Bombendrohung. Und die Bombe droht eben dort gezündet zu werden, wo gerade ihre gesamte Familie die Umbettung der toten Eltern vom Ruhrgebiet nach Regensburg begeht - Schwester Rike hatte das veranlasst, denn "die gehören einfach dazu, die Toten", hat Vermieter Max gesagt.

Hervorragende Darsteller

Die Bombendrohung bringt Schwung in die Handlung des Krimis, die bis dahin allzu vorhersehbar ist. In den letzten Minuten beweist nicht nur die Kommissarin, sondern auch ihre sonst oft so tollpatschig agierende Schwester Rike - alias Anke Engelke - psychologisches Feingefühl. Allein wegen der hervorragenden Darsteller - neben Kriener, Engelke und Thilo Prückner als Max glänzen auch Oliver Stokowski (Michael Reidinger) und Arnd Klawitter (Heinrich Stadler) ist der TV-Krimi sehenswert. (dapd)