Berlin. Deutschland gibt für Kinder so viel Geld aus wie kaum ein anderes OECD-Land - bei der Verwirklichung gleichwertiger Lebensverhältnisse und Chancengleichheit zählt es aber zu den Schlusslichtern. Fast jedes sechste Kind lebt in Armut. Besonders betroffen sind Kinder allein erziehender Eltern.
Deutschland gibt mehr Geld für Kinder aus, als der Durchschnitt der OECD-Länder. Die Chancengleichheit ist trotzdem gering. Das geht aus einer Studie zum Wohlbefinden von Kindern hervor, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am Dienstag in Berlin vorstellte.
Danach gibt Deutschland für Kinder zehn bis 20 Prozent mehr für Bildung, Dienstleistungen und direkte Finanztransfers aus als die OECD-Länder im Schnitt. Dennoch lebt fast jedes sechste Kind in relativer Armut, also mit weniger als 50 Prozent des Durchschnittseinkommens. Im OECD-Durchschnitt ist es nur jedes achte Kind, in Dänemark, dem Land mit der geringsten Kinderarmut in der OECD, sogar nur jedes 43. Kind.
Die Armutsquote bei Kindern sei hoch, obwohl Deutschland Familien so direkt wie kaum ein anderes OECD-Land fördere, heißt es in der Studie. Etwa 40 Prozent der öffentlichen Mittel für Kinder würden unmittelbar an die Eltern gezahlt. Unter den 30 OECD-Ländern leisteten nur Luxemburg und die Slowakei ähnlich hohe direkte Finanztransfers. In Dänemark oder Schweden liege der Anteil bei 20 Prozent. In diesen Ländern werden die Finanzmittel für Kinder überwiegend in Bildung und Betreuungsangebote investiert.
Vor allem Kinder, die nur mit einem Elternteil leben, sind der Studie zufolge von Armut betroffen. So liegt die Armutsrate unter Alleinerziehenden in Deutschland bei 40 Prozent, im OECD-Schnitt sind es 30 Prozent. «Deutschland sollte seine Transfers stärker auf bedürftige Kinder und deren Familien konzentrieren», erklärte Monika Queisser, Leiterin der OECD-Abteilung Sozialpolitik. Außerdem sollten Dienstleistungen wie Kinderbetreuung und Ganztagsschulen weiter ausgebaut werden. (ap)