Köln/Düsseldorf. . Jeder dritte Jugendliche war schon einmal Opfer von Beleidigungen in sozialen Netzen. Wie man sich schützt und wo Betroffene Hilfe finden.
Shitstorm, Cybermobbing – immer häufiger geraten vor allem junge Menschen in einen regelrechten Sturm von Anfeindungen oder Beleidigungen im Internet. Der diesjährige „Safer Internet Day“ hat sich das Motto „Meine Grenzen im Internet“ auf die Fahnen geschrieben, weil verletzendes Online-Verhalten zunimmt.
Doch was passiert, wenn ich im Netz gemobbt werde? Und wie schütze ich mich?
Cybermobbing
Laut klicksafe, der EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz, war jeder dritte Schüler bereits einmal von Cybermobbing betroffen. „Es ist allerdings schwer, genaue Zahlen zu nennen, da viele sich schämen und bei Befragungen nicht offen zugeben, dass sie selbst betroffen sind“, erklärt Martin Müsgens, Referent von klicksafe. Regelmäßiges oder über einen längeren Zeitraum andauerndes Beleidigen, Schikanieren oder Bloßstellen im Internet wird als Cybermobbing bezeichnet.
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Dabei unterscheidet sich das Cybermobbing vom Mobbing: „Beleidigungen und Ähnliches bleiben viel länger verfügbar. Der oder die Betroffene wird immer wieder von den schmähenden Posts eingeholt.“ Es gibt keine Rückzugsmöglichkeiten mehr, da einen die virtuelle Welt bis ins eigene Zimmer und rund um die Uhr verfolgt. Außerdem haben die Beleidigungen eine größere Reichweite und potenzieren sich dadurch. Wenn im realen Schulstreit drei bis vier Leute beteiligt sind, erfährt es online gleich die ganze Schule.
Hass im Netz
Sogenannte Hassseiten beleidigen Einzelpersonen oder stellen sie bloß. Andere richten sich gegen ganze Gruppen. „Im Grunde genommen ist dies die Überschrift für alles, was man sich im Netz antun kann“, sagt Martin Müsgens. Darunter fallen auch sogenannte Shitstorms – also in Massen auftretende Kommentare zu einer Äußerung. Diese treffen aber meist Unternehmen. „Wer Opfer einer sogenannten Hassaktion im Netz wird, wendet sich am besten an den Betreiber.“ Dieser ist verpflichtet, Kommentare zu prüfen und zu entfernen.
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Vor allem Apps stellen Medienpädagogen vor neue Herausforderungen. Auch hier kann man sich bei Problemen an den Betreiber wenden. Das Problem sei aber zum einen, dass Betroffene oft gar nicht wissen, dass in Gruppen über sie hergezogen wird. Zum anderen ist es für den Betreiber unheimlich schwierig, nachzuvollziehen, woher die Inhalte stammen. „Einer teilt ein Bild und zig andere schicken es weiter“, erklärt Müsgens, „da hat der Betreiber kaum die Möglichkeit, die ursprünglichen Bilder zu löschen, da sie sich auf den Endgeräten befinden.“
Hier raten Medienpädagogen, sich Hilfe von außen zu holen, das Thema in der Schule öffentlich anzusprechen und so an die Täter zu appellieren. „Denn sie sind sich nicht bewusst, welche Folgen ihr Handeln hat.“ Grundsätzlich sollten Jugendliche immer erst überlegen, ob sie etwas posten oder einen Beitrag teilen wollen; nicht nur um ihre eigenen Daten, sondern auch die anderer zu schützen.
Sicheres Surfen lernen
Auslöser für die Streitigkeiten mit Folgen sind oft Nichtigkeiten. „Ein kleines Missgeschick wird gepostet und verbreitet, ohne dass sich die Jugendlichen darüber im Klaren sind, was dies mit den Betroffenen macht.“ Die gefühlte Anonymität im Netz erschwert Jugendlichen diese Kontrolle. „Die Betroffenen schämen sich, trauen sich nicht, mit jemandem zu reden und versuchen, alleine mit der Situation fertig zu werden.“ Dabei laufen Cybermobbing und reales Mobbing in der Schule oft parallel. Die Medienpädagogen raten, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen.
Eltern sollten wachsam das Verhalten ihres Kindes beobachten: Geht es ungern zur Schule? Reagiert es komisch, nachdem es auf sein Handy gesehen hat? „Eltern sollten ihre Kinder frühzeitig Schritt für Schritt in die mediale Welt begleiten, sie auf Gefahren aufmerksam machen und immer wieder im Austausch bleiben“, rät Martin Müsgens. Jugendliche müssen für die Frage „Wie möchten wir miteinander umgehen?“ sensibilisiert werden. Auch im Netz kann ich mich solidarisieren und wertschätzend mit anderen umgehen. „Jugendliche sollten erst ein Smartphone bekommen, wenn sie mit dem Internet zu Hause unter Anleitung zurecht kommen.“