Essen. . Ein intimes Foto, aufgenommen mit dem Smartphone, verschickt an den Freund: Sexting ist ein Phänomen, das auf Schulhöfen die Runde macht und Eltern wie Jugendschützer alarmiert. Denn aus dem Trend kann schnell Cyber-Mobbing werden, wenn Nacktbilder in die falschen Hände geraten.

Auf Schulhöfen macht ein umstrittener Trend die Runde: Sexting. Damit sind intime Fotos gemeint, die Jugendliche, meist sind es Mädchen, mit ihrem Smartphone von sich selbst machen und an ihre Freunde senden. Jugendschützer schlagen Alarm, Lehrer und Eltern sind in Sorge. Denn wenn die Nacktbilder nicht im privaten Kreis bleiben, sondern in falsche Hände gelangen, werden die Mädchen bloßgestellt. Landen die Aufnahmen erst im Internet und sind zugänglich für viele, kann aus Sexting schnell Cyber-Mobbing werden.

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„Schulen muss bewusst gemacht werden, dass Sexting ein großes Problem unserer Zeit ist“, sagt Professor Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Institut Niedersachsen. Er und andere Experten fordern, die Entwicklung zu stoppen. Dabei könne ein Aufklärungskonzept für Lehrer helfen. Es sei aber wichtig, auch Eltern mit in den Kampf gegen die Verbreitung der privaten Nacktfotos aufzunehmen. „Viele Erwachsene haben noch nie von Sexting gehört, das muss sich ändern“, sagt Pfeiffer.

In den USA haben sich Mädchen deswegen schon umgebracht

Aktuell gibt es nicht viele belastbare Zahlen, das Phänomen ist zu neu. Aber Fachleute gehen davon aus, dass fast jedes fünfte jugendliche Mädchen und jeder zehnte Junge schon einmal intime Fotos oder auch Videos von sich selbst gemacht und beispielsweise über Whatsapp verschickt hat.

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„Oft als Liebesbeweis oder weil sie es kribbelnd finden, ihren heranreifenden Körper zu zeigen“, so Christian Pfeiffer. Gefährlich werde es, wenn die Liebe in die Brüche gehe, sich der oder die Ex rächen wolle und die Aufnahmen veröffentliche. In den USA, wo der Trend seinen Anfang nahm, sei es bereits zu fatalen Folgen gekommen. Mädchen hätten sich umgebracht, weil sie an Hohn und Spott zerbrochen seien.

Pilotprojekt an fünf Schulen in NRW

Kriminologe Pfeiffer rät Eltern, die mitbekommen, dass ihre Kinder Opfer von Cyber-Mobbing werden, die Schule und auch die Polizei zu informieren. Um ein verlässliches Konzept gegen Sexting und Cybermobbing zu erarbeiten, gibt es jetzt ein Pilotprojekt an fünf Schulen in Nordrhein-Westfalen. Das Kriminologische Forschungsinstitut befragt dort Jugendliche ab 13 Jahren, um mehr über ihre Erfahrungen mit Sexting und ihre Motivationen zu erfahren.

In einem nächsten Schritt sollen Pädagogen zu Cybermobbing-Vertrauenslehrern ausgebildet werden. „Dieses Konzept sollten andere Schulen übernehmen“, fordert Pfeiffer.